Dienstag, 5. Februar 2013

Überlegt jemand noch, ob er reisen soll?


"Wenn du glaubst, das Abenteuer wäre gefährlich, dann probiere die Routine.
Die ist tödlich."

Paula Coelho

Mittwoch, 12. September 2012

Der Traum vom Reisen





Geht es noch jemandem so? Wenn man ein mal auf den Geschmack gekommen ist, hat man einfach Blut geleckt. Ich könnte im Grunde sofort wieder aufbrechen und weiterreisen. Wird mich das jemals loslassen?

Ich bin mittlerweile fast schon wieder ein halbes Jahr zu Hause. Öfter habe ich die Einträge in diesem Blog noch mal durchgelesen und gedacht "Wahnsinn, da warst du wirklich".



Die nächste Reise - die in meinen Träumen, versteht sich, aber so fängt ja alles an - wird natürlich länger als die erste. Mindestens sechs Monate würde ich mal veranschlagen. Ich will noch vieles sehen, und hier und da ein wenig verweilen wäre auch schön.

Ich würde absolut jetlag-bewusst dieses Mal immer nur nach Westen fliegen. Soweit kommt es ja noch, dass ich den Urlaub freiwillig so plane, dass ich ein paar Tage nachts nicht schlafen und tagsüber fast nicht mehr die Augen aufhalten kann.

Ich würde die englischsprachigen Länder weiter erkunden. Vielleicht würde ich erst mal Großbritannien anschauen. Schottland, Wales, England und Irland - so wunderschön, und auch so nah. Aber ich glaube, genau deswegen hebe ich mir Großbritannien auf, bis ich ein wenig betagter bin und eine ruhigere Reise möchte. Ja, lacht ruhig, Verwandschaft. ;-)

Ich würde am besten von Düsseldorf direkt nach Miami fliegen. Das geht überraschend günstig, und man fliegt direkt durch. Ein mal in den USA angekommen, ist man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Dort kostet ja vieles so gut wie nichts, und Inlandsflüge gehören dazu. Ob das nachhaltig ist, weiß ich nicht, aber von einem Flug zu träumen stößt noch kein CO2 in die Atmosphäre. Von daher würde ich von dort aus erst mal Florida erkunden.

Weiter würde es gehen im Flieger nach Chicago. Alle reden davon, und ich war noch nie da! Ich kenne drei Menschen, die dort schon gelebt haben. Und alle sind restlos begeistert. Ich würde mich also ein paar Tage in Chicago aufhalten und mich von der Stadt beeindrucken lassen. Und natürlich würde ich zu allen Fruchttreffen vor Ort gehen - das gilt jetzt aber für jede Stadt, die schon genannt wurde oder noch folgt.

Ich würde gerne durch Texas reisen und mir Houston, San Antonio und Austin angucken.

Irgendwie käme ich von dort aus nach Portland, Oregon.

Als nächstes wären Los Angelos, San Diego und San Francisco an der Reihe - Californien eben. Dann würde ich noch den Grand Canyon mitnehmen und Phoenix, Arizona, gerne sehen.

Damit wäre das amerikanische Festland erst mal grob abgegrast. Ich bin jetzt schon mehrere Wochen unterwegs, braungebrannt, total gechillt, habe einen entsetzlich starken amerikanischen Akzent angenommen und bin unfassbar cool und kosmopolitisch geworden.

Deshalb fliege ich dann nach Hawaii. Irgendwo im Nirgendwo, völlig alleine zwischen der Westküste der USA, Japan und Australien liegt Hawaii. Da würde ich einen Puffer einbauen - ich habe keine Ahnung, ob ich dort kurz oder eher lang bleiben würde. Ich würde mich mit allen aus dem Fruchtforum treffen, die ich schon so lange kenne. Wir hätten dort riesig Spaß, so mitten im Ozean.

Ok, zurück zum Ernst des Lebens. Ich muss weiter, und zwar an die australische Gold Coast. Hier würde ich ein paar Wochen einfach wohnen. Sollte ich mich dort je wieder losreißen können, ginge es rauf nach Cairns. Sobald ich da genug entspannt habe, geht es in die Umgebung und ich gucke mir die Fraser Islands und Airlie Beach an. Besonders wichtig ist, dass es jetzt in Europa Sommer und hier in Australien Winter ist. Sonst erträgt man die Hitze gar nicht. Weiter geht es nach Darwin - tropischer wird Australien nicht. Mit aufgefrischtem Wissen zu Spinnen, Schlangen und Känguruhs erkunde ich Darwin und Umgebung. Und weil der schöne, rote Ayers Rock nicht ohne Bewunderung bleiben soll, würde ich mir den als nächstes anschauen. Danach ginge es ganz in den Süden nach Adelaide. Und dann würde ich nach detailverliebter Erkundung der von deutschen Auswanderern geprägten Umgebung Adelaides endlich, ja endlich Perth angucken. Würde ich jemanden treffen und mit dieser Person zusammen die unbewohnte Westküste bis nach Broome herauffahren? Kann man sich je von den Stränden dort losreißen? Würde ich ein paar Tage in den Kimberleys verbringen - der heißesten, aber auch fast noch unberührten Region Australiens?

Vermutlich würde mich gegen Ende der sechs Monate die Vernunft packen. Ich würde aber nicht in einem durch zurückfliegen - 24 Stunden! Da gibt es doch etwas Besseres. Man kann nämlich in Bangkok einen Zwischenstopp einlegen und dort erst mal wieder Durian essen. Vielleicht würde ich auch einen Abstecher nach Chanthaburi machen. Das ist aktuell wohl die In-Gegend Thailands.

Gegen Ende würde ich mich schnell wieder in den Flieger setzen und die knapp zwölf Stunden bis zu Hause durchfliegen. Aber so tiefenentspannt, wie ich nach der Reise wäre, käme mir das vor wie eine halbe Stunde.

Hurra! Träumen tut gut. :-)

Montag, 4. Juni 2012

Spanien: Barcelona

Ok, kommt. Lassen wir die Spielchen. Ihr wollt es doch auch. Ich will weiter reisen und darüber schreiben, und ihr wollt was lesen.

Ja, technisch gesehen ist Spanien nicht down under. Aber meine australischen Freunde sagen, dass man das mal so sehen muss: Von ihnen aus gesehen sind wir down under. So. Hätten wir das also auch geklärt.

Daher ohne lange Mätzchen direkt, wie der Kurztrip nach Barcelona letztens war. Ich lasse doch nicht zu, dass der Oma der Lesestoff ausgeht. Diesmal sind sogar meine eigenen Fotos dabei - bitte hebt anerkennend Augenbrauen und Hüte.

Falls ihr jetzt denkt, ich leide langsam unter einer Art neurotischem Reisezwang, oder ich werde dafür bezahlt - mitnichten. Nach Barcelona ging es ehrlich gesagt ein bisschen unplanmäßig. Die ganze Geschichte ist lang und verworren, aber die elegante Kurzversion endet darin, dass ich meine Flüge letztes Jahr im September mit etwas Zeitdruck umbuchen musste. Spontan habe ich mich für Ende Mai entschieden. Und ihr werdet sehen, dass das ein absoluter Volltreffer werden sollte!

In Barcelona habe ich 2005 mal für ein paar Monate gewohnt und ein lustiges Praktikum als Übersetzerin gemacht. Naja, so unendlich lustig war das Praktikum nicht immer - oft gab es für Deutsch einfach nichts zu tun. Mein damaliger Chef ist an allem Schuld, was dann passierte: Jeden Morgen, wenn ich mich kurz bei ihm meldete, sagte er mir, ich solle mir die Zeit im Internet vertreiben. Ja, was soll ich sagen: Das habe ich getan! Ich habe wirklich jedes Thema recherchiert, das mir mal irgendwann ansatzweise interessant erschien.

Da ich hier und da mal von veganer Ernährung gehört hatte, habe ich mich auch dort mal reingelesen. Wozu macht man das? Wie lange überlebt man sowas? Ist das gesund? Und vor allem: Welch seltsames Volk setzt sich freiwillig solchen Strapazen aus? Aus heutiger Sicht sind das lustige Gedanken, aber vergesst nicht, dass 2005 im deutschsprachigen Internet noch lange nicht so viele Informationen verfügbar waren wie heute.

In diesem Sinne war es nach sieben Jahren eine Art Rückkehr für mich, dorthin, wo alles begann. Und haltet euch fest: Ich habe in derselben WG gewohnt. Ich habe dieselben Leute getroffen. Ich habe dieselben Orte besucht. Und noch ein paar mehr. Und das lief so ab:

Donnerstag, 24. Mai 2012
Um 6:00 Uhr ging es morgens aus dem Bett - man glaubt nicht, wie früh man doch immer los muss, um einen Flieger gegen 9:30 Uhr zu erwischen. Nun ja, früher, als man gemeinhin annimmt. Benjamin brachte mich liebenswerterweise morgens noch zum Flughafen, und da stand ich wieder: Ich in meinen Reiseklamotten, diesmal zwar mit eleganterem kleinen Koffer, aber wieder mit meinem Tagesrucksack. Hurra, das Reisen geht weiter! :-)

Die Mittelmeerküste vom Flieger aus.


Wer jetzt vor Kurzem ein paar Langstreckenflüge auf anderen Kontinenten absolviert hat, dem kommt es irgendwie lustig vor, innerhalb von noch nicht mal zwei Stunden schon zwei Länder weiter zu sein. Spanien - eine andere Kultur, eine andere Sprache, ein anderes Klima. So schnell kann's gehen! Amerikaner, Kanadier und Australier finden das an Europa oft besonders lustig: Ein mal ein wenig länger gefahren, und schwupps, schon ist man im nächsten Land.

Plaça Espanya

Plaça Espanya

Ich hatte mich voller Zutrauen (und aus Zeitmangel) auf die genaue Anreise vom Flughafen zur Wohnung gar nicht vorbereitet. Spanien war leider nicht so toll ausgeschildert wie Sydney und Singapur. Aber nachdem ich einen entspannt rauchenden Busfahrer nach dem Weg befragt hatte, war ich mir einigermaßen sicher, alles zu finden. So ging es bei super Wetter mit rekordverdächtigem Sonnenschein per Bus zur Plaça Espanya und von dort mit der Metro weiter.

Hach ja, die gute Metro! 2005 habe ich sie furchtsam gemieden, weil da noch einige terroristische Anschläge so frisch im Gedächtnis waren, und Barcelona nun mal nach Madrid die zweite Stadt ist, an die man als Terrorist so denken könnte. Zum Glück lief damals aber alles gut.

Die Straße vor unserer Wohnung.

Der Blick nach vorne in Richtung Plaça del Sol.

Der Blick nach rechts.


Ich wartete vor unserer Wohnung auf meine frühere Vermieterin, und als sie dann kam, war ich völlig geschockt. Sie hat sich nämlich in den sieben Jahren wirklich gar nicht verändert. Echt kein bisschen. Sie meinte, ich auch nicht. Erfreut über unser weiterhin frisches Äußeres musste sie mir dann doch noch mal alles erklären - Details wie hakende Schlösser oder Spezialknöpfe, die Gittertüren öffnen, vergisst man nach der Zeit dann doch. Und hurra - oben in der Wohnung war in der Tat mein altes Zimmer noch frei! Und bewohnt wurde die Wohnung nur von meinem damaligen französischen Mitbewohner Filipe. Wenn ihr euch über die Schreibweise wundert: Filipe ist eigentlich Portugiese, aber in Frankreich aufgewachsen. Lasst euch von unserer unendlichen internationalen Aufstellung hier aber nicht abschrecken.

Jedenfalls habe ich nach all den Jahren ohne spanische Sprachpraxis doch ganz schön lange an meinen Sätzen rumbasteln müssen. Es ist nicht so, dass man es nicht mehr kann. Es fällt einem nur alles grad nicht ein. Am Ende meines kurzen Aufenthaltes sollte es schon wieder besser laufen, aber der Anfang war echt hartes Brot. Mit meiner Vermieterin Anna quatsche ich jedoch ungeachtet dessen über alles und jeden, vor allem über die momentan schwache spanische Wirtschaft. 

Der große Obstmarkt im Viertel Gràcia.

Ich in der Wohnung.


Mein Zimmerchen, damals wie heute.

Vorgekochte Kichererbsen ohne Salz, ein Traum.

Ich ging danach sofort durch das ganze Viertel und kaufte ordentlich ein. Hallo, ein Mal ist man in Spanien, wo im Vergleich zu Deutschland Essen sehr günstig ist. Und die Qualität kann sich bei vielen Lebensmitteln sehen lassen.Wer jetzt den Blog bisher gelesen hat, in dem wird ein leiser Verdacht aufkeimen. Ja, ich habe Obst noch und nöcher gekauft. Mit dem lustigen Unterschied zu Deutschland, dass hier kaum jemand komisch guckt. Von zu Hause kenne ich entsetzte Gesichter und Fragen wie: "Wer soll das alles essen?", "Machen Sie einen eigenen Laden auf?", oder, auch immer wieder gerne genommen, "Haben Sie einen Affen als Haustier?". Die Spanier hingegen sehen das Ganze ein wenig mehr tranquilo - sie will alles an Cherimoyas aufkaufen, was da ist? Ok. Macht zwei Euro das Kilo. Überhaupt: Cherimoyas sind eine Frucht, die in der Obstgemeinde normalerweise begeisterndes Kreischen auslöst. Und Wassermelonen sind hier ganz großes Kino. Und es gab Kichererbsen schon vorgekocht im Beutel. Und die Tomaten, ich sag's euch. Ach ja. Manchmal ist alles einfach so, wie es sein soll.

Ein buntes Haus an der Plaça del Sol.

Als ich nach Hause kam, dauerte es nicht mehr lange, bis Filipe auch da war. Wir haben dann die letzten sieben Jahre im Zeitraffer erzählt. Und das Lustige war, dass sich auch Filipe echt kein bisschen verändert hat. Wir waren uns auch einig, dass es sich maximal so anfühle, als sei ich zwei Jahre nicht da gewesen statt sieben.

Drei Sorten Tomaten, und alle lecker.
Unsere Küche

Cherimoyas



Da ich echt Schlaf nachzuholen hatte, ging es früh ins Bett. Ja, ich wurde ausgelacht dafür. Das ist in Spanien so. Wenn überhaupt, macht man mittags eine kurze Siesta. Wer vor Mitternacht ins Bett geht, mit dem stimmt was nicht. Aber ich bin hart geblieben - und ich war auch einfach müde.

Freitag, 25. Mai 2012
Ich habe richtig ausgeschlafen, jedenfalls für deutsche Verhältnisse. So bin ich erst um 10:00 Uhr zum Parc Güell gejoggt, der mich damals schon so fasziniert hat. So groß ist Barcelona nicht, dass man es nicht joggend erkunden könnte. Training und Sightseeing in einem. Um diese Uhrzeit war es jedoch schon recht voll im Park, und über Pfingsten haben offenbar alle spanischen Schulkinder mal einen Ausflug dorthin gewagt. Dies hat meinen Genuss jedoch nicht beeinträchtigen können - der Parc Güell ist und bleibt eins der absoluten Highlights dieser spanischen Metropole.

Der Parc Güell
Noch mal der Parc Güell
Und direkt ein drittes Mal.

Um 13:30 Uhr macht meine geliebte Freundin Frauke Mittagspause. So ungefähr anderhalb bis zwei Stunden nach mir, wenn ich Büro bin. Man merkt, die Uhren ticken hier tatsächlich anders! Wir trafen uns also vor ihrem Büro und sahen uns nach langer Zeit mal wieder. Es fühlt sich tatsächlich wie eine Art Nachhausekommen an, wenn man eine seiner besten Freundinnen in einer Stadt trifft, die man einigermaßen kennt. Nach einer durchquatschten Stunde ging es für mich weiter an den Strand Nova Icària.

An der Strandpromenade ...

... in Richtung Nova Icària

Ich bin das gesamte Stück an der Strandpromenade entlangspaziert, bis ich nach einer guten Stunde den Strand erreicht hatte (wer es genau wissen will: Ich habe mich natürlich verlaufen) und dort Filipe gefunden hatte. Filipe macht nämlich freitags schon mal um 15:00 Uhr Schluss, und bei dem absoluten Bombenwetter, das wir hatten, lässt er den Arbeitstag am Strand ausklingen. Wie kann man besser das Wochenende einläuten? :-)

Am Strand liefen Getränkeverkäufer umher, die aber nie aufdringlich wurden. Der Strand war voller Menschen, die endlich mal wieder die Sonne genießen konnten. Es hat nämlich die Tage vor und auch jetzt, nach Pfingsten, in Barcelona wie aus Eimern gegossen, so wie hier. So viel Dusel muss man erst mal haben, genau die super Sonnentage zu treffen.


Haben grüne Früchte nicht etwas Magisches? Wassermelone, Limetten, Cherimoyas, Avocados, Gurke.

Die gute Mandelmilch, die man in Spanien günstig und überall bekommt.


Filipe und ich konnten uns jedoch irgendwann vom Strandpanorama losreißen und machten noch eine Tour durch das Hafenviertel. Dann ging es nach Hause. Ich als Deutsche lag nach einem weiteren Rundgang auf der Gran de Gràcia brav früh im Bett, während Filipe noch in die Altstadt zog, um Barça (der Fußballverein in Barcelona) gegen Bilbao anzufeuern. Die Jungs haben aber auch ohne meine Unterstützung gewonnen. Was ich dann morgens um 6:00 Uhr an den noch halbverkleideten, angetrunkenen und ganz müden Fußballfans in der Metro erkannt habe. Ergebnisse auch ohne Sportschau!

Samstag, 26. Mai 2012:
Eine Sache, die ich vor sieben Jahren nicht besichtigt habe, ist der Montjuïc. Dieser beherbergt das Olympiastation (Estadi Olímpic), das 1992 seinen großen Auftritt hatte. Dadurch, dass ich wirklich um 6:00 Uhr losgekommen bin, hatte ich den Berg quasi für mich alleine. Ich bin überall ein Mal langgelaufen, vorbei an den schönen Gärten, dem Museum MNAC (Museu Nacional d’Art de Catalunya) und dem tollen Bau von Mies von der Rohe, in dem die berühmten Barcelona-Sessel stehen. Es hatte zwar alles zu, weil hier vor 10:00 Uhr wirklich so gar nichts geöffnet hat, aber das sollte mich nicht schocken. Die Temperaturen waren noch angenehm, die Sonne mild, die Touristen noch in ihrem Betten: Montjuïc, morgens zwischen 6:00 und 9:00 Uhr gehörst du nur mir.

Der Blick vom Olympiastation in Richtung Stadt.

Mittags bin ich zum Essen und die obligatorische Siesta wieder zur Wohnung gefahren.

Speziell für die Oma - ein Gingko-Baum!

Nachmittags brachte Anna uns eine vegane und glutenfreie Tortilla vorbei, was ich unglaublich lieb fand. Ich glaube, sie bestand größtenteils aus Olivenöl, aber schmeckte einfach nach Spanien, Sonne, Gastfreundschaft, und dem wahrhaft südländisch-entspannten Lebensgefühl.

Nachmittags bin ich noch mal in der Stadt herumgelaufen. Man sieht Barcelona nicht an, dass es Spanien wirtschaftlich nicht so gut geht, befand ich. Viele neue Geschäfte hatten aufgemacht, die es vor sieben Jahren noch nicht gab, unter anderem ein toller Laden mit veganen Schuhen, Taschen und anderen Accessoires. Und es gibt mittlerweile sage und schreibe vier vegane Restaurants in Barcelona! Ich habe es in keins davon geschafft, da ich mit meinem Essen in der Wohnung so glücklich war. Aber generell sieht die Stadt aus, als florierte der Einzelhandel. Das lässt doch hoffen.

Der schöne vegane Laden.


Abends gab es dann die Tortilla mit Maiswaffeln, und dann war ein sehr schöner Tag wieder rum.

Speziell für meine Kindergartenfreundin Claire ;-)

Abends habe ich dann total vergessen, der lieben Nina aus der Obst-Gruppe zu ihrem Geburtstag zu texten. Wurde am Sonntag nachgeholt!

Sonntag, 27. Mai 2012
Heute war der tollste Tag von allen. Morgens habe ich mich per Email/Telefon/sonstigem Durcheinander mit Frauke verabredet. In Spanien gewöhnt man sich frühe Absprachen schnell ab, und macht einfach, wie es kommt. Und es klappt dann trotzdem immer alles, so scheint mir fast.

Die Plaça de Lesseps, auf dem Weg zu Frauke

Ich spazierte zu Fraukes Wohnung, und dort hat Marcos (ihr Mann) mich kurz begrüßt, um danach ins Fitnessstudio zu verschwinden. Paula (Fraukes und Marcos Tochter, 5 Jahre) und ihre Halbschwester Judit (6 Jahre) waren da und spielten in Paulas Zimmer. Beide sprachen die fast die ganze Zeit Spanisch, obwohl Paula auch noch gut Deutsch kann. Jedenfalls gab es viel Gelächter, viel Gesang, und, wie bei richtigen Geschwistern, auch viel Streit. Frauke und ich haben trotzdem Zeit gefunden zum Quatschen haben wir trotzdem, und ich war beeindruckt, wie gut Frauke die beiden im Griff hat.

Auf dem Weg zum Spielplatz


Wir sind dann mit den Kindern zum Spielplatz gegangen und haben uns in das Café daneben gesetzt, um, ja genau, weiterzuquatschen. Wir hatten uns nun mal unendlich viel zu erzählen, und wir sehen uns mittlerweile so selten. Wir philosophierten auch über Freundschaft, und was für ein Glück es ist, wenn es für beide ok ist, wenn man sich selten meldet (das heißt bei uns: Am Geburtstag eine Email mit nur einem Satz, und vielleicht sonst über das Jahr eine SMS). Einfach, weil man weiß, dass der andere gerade auch keine Zeit hat. Weil man sich schon so lange kennt, dass man keine Unsicherheit mehr empfindet, wenn der andere sich nicht meldet. Und sobald man sich wiedertrifft, ist alles, als hätte man sich erst gestern das letzte Mal gesehen.

Wir spazierten wieder zur Wohnung zurück, wo wir dann mit Marcos Pizza mampften. Mit Kindern ist das ja noch mal weitaus lustiger. "Ich will die Pizza von Lissa essen!" und "Wo ist eigentlich Paula?" - "Die ist auf Klo, aber ich weiß nicht, ob Pipi oder Aa" - willkommen in der Welt von größeren Kindergartenkindern, die einfach eine erfrischende Sicht auf die Dinge haben.

Irgendwann bin ich dann direkt zum nächsten Treffen gegangen. Wie damals immer hatten sich meine schottische Freundin Mhairi (gesprochen ungefähr "wari") und ich an der Metrostation Fontana verabredet. Und ratet, wer sich echt kein Stück verändert hatte? Die gute Mhairi. Ich war total fasziniert. Sie gestand, dass sie zwischendurch befürchtet hatte, wir könnten uns eventuell nach sieben Jahren peinlicherweise nicht mehr erkennen. Das klappte jedoch super, und ich habe mich einfach wahnsinnig gefreut, sie wiederzusehen. Es ist doch immer eine intensive Zeit, wenn man mit anderen Menschen im Ausland ein paar Monate teilt. Von hektischen Schwangerschaftstest (keine Sorge, nicht ich) über Diskussionen über Styling bis hin zu getrockneten Tränen, weil der Chef echt ein absolutes Schwein ist - man hat in der kurzen Zeit doch viel zusammen erlebt. Und weil ja niemand jemand Vertrautes vor Ort hat, schweißt das ganz schnell zusammen.

Mit Mhairi ging es dann auf die Plaça del Sol. Frauke, Marcos, die Kinder und Filipe wollten später noch nachkommen. Wie richtige Spanier eben. Die eine Horde kommt später, die erste genießt schon mal ein kühles Getränk. So leicht lebt es sich hier! Na gut, alle bestätigten mir, dass dies der erste richtig schöne Tag des Jahres sei, und sie sich alle tatsächlich sieben Jahre nicht gesehen hätten. Bekloppt, aber meistens braucht es ja doch einen bestimmten Anlass, um mal aus dem Alltag auszubrechen und sich wiederzusehen.

Die Plaça del Sol in der Abendsonne

Wir zogen vom Café weiter zur nächsten Plaça, Frauke und ich machten in der Zwischenzeit bekloppte Fotos von uns (die wirklich toll geworden sind, was vermutlich nur der erkennt, der dabei war), warteten, bis alle Kinder wieder ihre Inliner angezogen hatten, und flanierten in der Abendsonne als glücklich vereinte WG und Freundesgruppe von vor sieben Jahren durch das südlich-warme Barcelona. Wir machten mit Filipe alle Psychotests, die uns einfielen (vor allem den vom Aborigine, den kannte noch keiner!), die Kinder wurden von einer jungen Frau bespaßt, die riesige Seifenblasen zauberte, und überhaupt schien ganz Barcelona völlig beseelt auf all den Plaças in den kleinen Cafés zu sitzen und einfach das Dasein zu genießen.

Die Seifenblasenfrau und begeisterte Kinder. Am besten waren aber echt die Seifenblasen, die Paula und Judit später selbst machen durften!
Größer als diese zum Beispiel.

Man sollte meinen, dass so ein Tag nie endet, und wir verlängerten ihn auch, so gut es ging. In der Wohnung bekamen Paula und Judit von Filipe noch fürsorglich Pudding, während wir gemütlich auf der Couch saßen und "über damals" redeten. Frauke und Marcos haben sich nämlich überhaupt erst ein einem Club auf der Plaça del Sol kennengelernt, und überhaupt ist das alles mein Verdienst, wenn ich das mal so bescheiden sagen darf. Frauke, Filipe und ich wollten damals abends weggehen. Die beiden wollten in einen Salsa-Schuppen. Ich hasse Salsa. Ich hätte auch nichts gesagt, hätte mich damals nicht das vage Gefühl beschlichen, dass wir an diesem Abend woanders hingehören. Auf meinen Protest hin gingen wir also bei uns um die Ecke in den Club an der Plaça del Sol*. Filipe ging früh als Erster nach Hause. Und just, als Frauke sich beschwerte, dass so gar keine coolen Leute in dem Club wären, sah ich sie: Zwei Typen, im vollen Saft, so cool, dass die Luft klirrte, und im strammen Marsch auf die Tanzfläche unterwegs. "Guck mal, da sind doch coole Leute". Was ich erst Monate später erfahren sollte, ist, dass Marcos Freund uns damals auch gesehen hat und uns auch toll fand. Ihr seht, Frauke und Marcos hätten das ohne uns gar nicht geschafft. Der andere Typ und ich haben dann aus Höflichkeit ein bisschen miteinander getanzt, aber wir hatten beide im Grunde nur ein wachsames Auge auf Frauke und Marcos. Die waren nach kurzer Zeit eng umschlungen im Tanzen begriffen und hatten uns völlig vergessen. So war das. Zwei Jahre später war ich Marcos Trauzeugin (ich danke ihm heute noch dafür) und die kleine Paula wird bald sechs Jahre alt. Ach ja, wie das Leben so spielt.

Als die Kinder mit dem Pudding fertig waren, spielten wir noch auf Spanisch "Stille Post". Ok, mein Spanisch ist echt ok, aber mit einem Ohr voll Pudding, Kinderärmchen um den Hals und einer aufgeregten kleinen Spanierin, die die zweite Hälfte des Satzes irgendwie schneller zu sprechen scheint als die erste, wird selbst Stille Post schwierig. Die Sätze, die herauskamen, waren doch jeder auf seine Weise eine Art Kunstwerk, und am lustigsten war es, aufzuklären, bei wem es gehakt hatte (ich war mindestens bei der Hälfte der Fälle verantwortlich, muss ich zugeben).

Marcos und Paula bei der Weitergabe eines Satzes bei der Stillen Post.

Und so endete ein wunderschöner Tag dann doch irgendwann mit müden und glücklichen Kindern und müden und glücklichen Erwachsenen.

Montag, 28. Mai 2012
Heute ging es nach Hause, und diesmal auf Filipes Tipp hin per Zug aus der Innenstadt direkt zum Flughafen.

Zwischendurch bin ich noch in einen Volkslauf geraten, denn Laufen erfreut sich auch hier in Spanien immer weiter wachsender Beliebtheit.

Kurz nach dem Startschuss
Eins meiner Lieblingsgebäude auf dem Weg zum Zug.

Der Flughafen Barcelona ist echt nicht so gut organisiert wie andere, dafür riesengroß. Aber als mittlerweile flugerfahrene Reisende schockt mich auch nicht mehr, dass das Gate erst acht Minuten vor Abflug angezeigt wurde. Und angesagt schon gar nicht.

Und dann nahm mich Benjamin in Düsseldorf wieder in Empfang, und dann war der tolle Kurztrip auch schon zu Ende.

Und damit gehen wieder ganz liebe Grüße an die Oma, die liebe Leseratte! :-)

*Wer Spanisch spricht, der hat sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle über die Schreibweise einiger Wörter gewundert. Barcelona liegt in Katalonien, und da steht tatsächlich alles auf Katalanisch.







Samstag, 31. März 2012

Thailand

 
 

Nachdem ich die letzten Tage hingebungsvoll deutschem Gemüse gefröhnt habe (filigrane, deutsche Biomöhren sind ja eine wahre Geschmacksexplosion, und spielen kulinarisch in einer ganz anderen Liga als die baseballschlägergroßen Knüppel, die man in Thailand aus dem Boden zieht) und versucht habe, mich der deutschen Zeitzone wieder anzunähern (mit wachsendem Erfolg!), kommt mir nun endlich mein persönliches Fazit zu Thailand. Ich habe schon beim Notieren gemerkt, dass ich es ein wenig vermischt habe mit Punkten, die mir zu Asien generell aufgefallen sind. Das habe ich dann dementsprechend erwähnt. 

* Der ganz spitzfindige Leser hat vielleicht gemerkt, dass ich die Inseln Kho Samui und Kho Tao (bestimmt zur Begeisterung meiner stets um mich bangenden Mutter) ausgelassen habe. Das lag zum Einen daran, dass ich kurz vor knapp noch gar nichts vorbereitet hatte, und mich nicht ohne Weiteres in ein unerkundetes Gebiet begeben wollte. Bräuchte ich vielleicht doch irgendwelche Impfungen (ich versuche sie zu vermeiden, aber entscheide das dann doch immer im Einzelfall)? Muss ich irgendetwas beachten? Wie viele Tage vorher muss man seine Tauchkurse buchen? Wie komme ich dort von A nach B? Klappt das überhaupt so, wie ich mir das alles vorstelle? Da ich all das vorher in den Blue Mountains nicht mehr recherchiert habe, habe ich es dann gelassen. Evan, der Aborigine, war schon mal dort und meinte, dass es nicht so toll wäre. Ihm gefiele das australische Great Barrier Reef zum Tauchen und Schnorcheln viel besser. Und der nette Graphikdesigner vom Rückflug war ebenfalls da und fand es ganz furchtbar - völlig touristisch, überlaufen, ein Meer von Menschen, die einen nur ausnehmen wollen. Naja, vermutlich hätte für mich die Wahrheit irgendwo in der Mitte gelegen, und ich hätte für mich die Frage hinzugefügt: Finde ich da eigentlich was zu essen? Leidet diese Region Thailands unter Durianmangel? Bekommen die Inseln täglich genug Obst angekarrt? Naja, ich habe es nicht riskiert und werde dann eines schönen Tages glücklich am Great Barrier Reef an der australischen Ostküste entlangschorcheln. Und, nach Erzählungen des netten Architekten in Sydney, der mich darauf erst gebracht hatte, entgehe ich damit wohl auch dem ein oder anderen nicht so ganz super ausgebildeten Tauchlehrer auf Kho Tao, der einen schon mal irgendwo vergisst. Ich glaube, die Chancen dafür sind dann in Australien doch geringer. Und selbst wenn, dann sprechen wir wenigstens eine gemeinsame Sprache, damit ich wild nach ihm kreischen kann. Das klingt doch nach einem Plan!

* In Thailand war die Verständigung in der Tat schwieriger, als ich vorher gedacht hätte. Die Leute verstehen mich ganz gut, aber ich verstehe die Antworten kaum. Ich glaube, längerfristig würde ich dort entweder wahnsinnig oder würde mich, eher wahrscheinlich, an andere Europäer/Australier/Amerikaner hängen, die dort schon eine Weile leben und mir meine Fragen beantworten können. So gluckt man ja doch im Ausland meistens zusammen, einfach aus praktischen Gründen.

* Im Supermarkt sind die englischen Etiketten von Importprodukten mit thailändischen Etiketten überklebt (und sie lassen sich auch leider nicht abknibbeln, ich hab's probiert, weiß der Teufel, woraus der Kleber dort besteht). Als ich mich erkundigen wollte, ob ein tomatensaucenartiges Produkt irgendwelche Zusätze auf Milchbasis enthielte (wir ahnen bereits, wie hoffnungslos das war), sagte mir die nette und wohlmeinende Verkäuferin "No milk. Ketchup!". Ich: "Ich weiß, ich weiß, das ist Ketchup und keine Milch, aber ist da irgendwas mit Milch drin?". Wir ließen es dann relativ bald sein. Der Ketchup dort schmeckt ohnehin anders als unserer. Der asiatische Gaumen braucht doch ein wenig mehr Gewürze!

* Ich habe viele ältere Menschen gesehen, deren Augen unter grauem Star litten, befürchte ich. Innerlich dankte ich trotz allen Kritikpunkten dem deutschen Gesundheitssystem, das hier wohl für jeden eine Behandlung ermöglicht. Außerhalb Asiens habe ich jedenfalls noch nie so viele Augenkrankheiten gesehen.

* Die meisten Thailänder sind ganz schlank, aber man sieht, dass die ersten sich wirklich an den Westen annähern.

* Überall gibt es Rolltreppen! Das gilt auch für Singapur. Irgendjemand muss dort seine Liebe zu Rolltreppen entdeckt haben. Nach oben, nach unten, aber auch geradeaus: Wo es passt, könnte man ja noch eine Rolltreppe hinbauen. Hurra!

* Die Klimaanlage im Sky Train ist so kalt eingestellt, dass mir zwei Mal die Brille total beschlagen ist, als ich ausgestiegen bin. Es muss ein Temperaturunterschied von mindestens 10 Grad sein. 

* Die Asiaten halten sich die Hand vor den Mund, wenn sie telefonieren. Das macht auch Jasmine. Bestimmt empfinden sie unser Gequatsche einfach nach vorne heraus als barbarisch.

* Überhaupt gilt ja in Thailand oder Asien generell eine andere Form der Höflichkeit. Ich habe an einer Sky Bus-Haltestelle eine Frau gesehen, die eine riesige Fluse in den Haaren hatte. Sagt man jetzt was? Ich war kurz davor, meinen allzeit einsatzbereiten Taschenspiegel aus dem Rucksack zu holen und ihr zu geben unter dem Hinweis "Ich glaube, Sie haben da etwas in den Haaren". Dann dachte ich mir: "Verliert sie ihr Gesicht, wenn ich das jetzt sage?". Unschlüssig, wie ich war, habe ich die Frau dann die nächsten 20 Minuten mit der Fluse herumlaufen lassen, bis sie wieder ausstieg. War das jetzt besser so? Keine Ahnung. Ich hoffe, es war für diesen Kulturkreis die richtige Entscheidung.

* In Thailand herrscht ja Linksverkehr, aber trotzdem gehen die meistens Fußgänger rechts. Viele Rolltreppen sind auch auf der rechten Seite. Und es gibt teils Schilder, die einen zum Rechtsgehen auffordern. Eine ganz klare Linie war da für mich nicht erkennbar.

* Keine Beschreibung Thailands wäre vollkommen ohne die Ladyboys! Ich weiß nicht, wie viele es davon außerhalb Bangkoks gibt, aber der Graphikdesigner erzählte mir da die ein oder andere Geschichte (er war ja einen Monat lang in Thailand umhergereist). Also Jungs, wenn so eine hübsche junge Frau euch anspricht, die aber bei genauerem Hinsehen dann doch ein wenig herbe Gesichtszüge hat, dann Obacht. In Bangkok sieht man sie Ladyboys häufiger, wenn sie zu zweit durch die Einkaufszentren ziehen. Im ältesten Gewerbe der Welt sind sie wohl auch sehr aktiv, und etwas preiswerter. Oh Mann. Männliche Thailandurlauber, seid gewarnt.

* Das ist jetzt nur Wissen aus zweiter Hand, aber der Graphikdesigner erzählte mir im Flieger auch, dass ein Mitreisender von ihm 3 Wochen im Gefängnis gesessen hätte. Er bekam bei der Einreise versehentlich keinen Stempel im Reisepass, und als ihm das auffiel, ging er (statt zur Deutschen Botschaft) zur näher gelegenen Polizeistation. Die riefen ihren Chef an, weil sie nicht sicher waren, was man in dem Fall machen soll. Der Chef rief wieder seinen Chef an. Und der, ganz Mann von Welt, traf eine Entscheidung: Erst mal ins Gefängnis mit ihm. So, und da saß der nette Tourist dann drei Wochen. Sicher nicht ein Risiko für jeden, aber innerlich strich ich alle asiatischen Länder auf meiner persönlichen Liste der Reiseziele noch mal dick durch.

* Generell habe ich das Gefühl, Asien ist gerade in Pubertät. Sie finden uns westliche Menschen furchtbar spannend. In den meisten Werbungen springen wir herum, sie essen unsere fetten Torten und Burger, sie versuchen, sie in Fitnessstudios wieder abzutrainieren (Fitnessstudios sind mit Sicherheit keine Erfindung außerhalb der westlichen Welt), sie tragen unsere Kleidung, sie pappen sich die schon erwähnten bunten Kontaktlinsen in die Augen, sie wollen unbedingt so Haare haben wie wir und benutzen Blondierungen und Lockenstäbe (was, sorry, einfach blöd aussieht bei asiatischen Haaren. Aber ich sag ja: Pubertät, da machst du nichts!). Amy aus Südkorea (die mit dem Reis) erzählte mir, dass alle Koreaner so aussehen wollen wie wir. Wir haben wohl kleinere Köpfe (echt?) im Vergleich zu unserem Körper, und die Asiaten schämen sich für ihre großen Schädel. Was man alles an sich nicht schön finden kann, nicht wahr? Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Warum glaube ich noch, dass Asien voll in der Pubertät steckt? Ich fand, die Leute wirken, als probierten sie all die spannenden westlichen Sachen noch aus. Sie wollen cool wirken, aber letzten Endes ist das noch gar nicht ihre Welt. Sie wirken noch leicht zu verunsichern und haben wenig Ahnung davon. Ich wette, wenn ich jemanden erzählt hätte, wie schädlich westliches Essen und Kontaktlinsen sind, hätte ich ein überraschtes, nickendes, langgezogenes "Oooooh!" bekommen (das machen die Asiaten irgendwie alle, hehe), und hätte die Person verunsichern können. Hätte ich erzählt, das bunte Kontaktlinsen und westliches Essen der Kracher sind, hätte ich vermutlich ein bestätigendes, nickendes "Oooooh!" gehört. Mir kam es wirklich so vor, als wären die Asiaten kulturell noch so jung und unschuldig, dass sie einem wirklich jeden Mist glauben.

* Und zu guter Letzt: In Thailand ist einfach alles pink. Die meisten Taxis sind pink. Die Halsbänder von Tieren sind pink. Die große Wartehalle vor dem Gate am Flughafen hat ungefähr 300 pinke Sitze. Das Piktogramm für die Damentoilette ist pink. Es ist irgendwie alles pink. Und das kommt jetzt von jemanden, der selbst gerne Sachen mit pinken Herzchen bemalt oder dekoriert. Ich glaube, nach Bangkok bin ich davon erst mal geheilt. Für uns wirkt das einfach etwas kitschig. Ich habe Jasmine aus Singapur gefragt, und sie meinte, dass für die Asiaten bei uns alles so langweilig und schmucklos wäre. Wir empfinden es als klare Linien und puristischen Stil. Jedem das Seine.

Dienstag, 27. März 2012

Thailand: Bangkok

 
 

Liebe digital Mitreisende,


das Ende der Reise ist da. Tatsächlich ist Montag Abend gegen 19:30 Uhr der Flieger in Düsseldorf gelandet, und da leider kein anderer Rucksacktourist im Flugzeug durchgedreht ist und den Piloten gezwungen hat, umzukehren und dann in Australien zu landen (und ich hab mich nicht getraut), ging es tatsächlich wieder zurück nach Europa. Ach Mensch. Es war wohl unvermeidlich.

Jetzt stelle ich drei Dinge fest:

  • Ist das kalt hier!! Ich habe nur 35° C zum Vergleich. Bibber. 
  • Ich musste als Beifahrerin rechts im Auto einsteigen und wir sind auch rechts gefahren. Oh nee, jetzt alles wieder komplett andersherum. 
  • Ich hatte mich völlig an die australische Tastatur gewöhnt! Auf einmal habe ich wieder alle Ä, Ö und Ü sowie ß, die ich möchte. Auf einmal sind z und y wieder andersherum. Da soll mal einer mitkommen - ständig tippe ich Wörter falsch. Das dauert jetzt auch noch ein paar Tage. 

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass meine Wohnung irgendwie kleiner geworden ist. Und das nach nur drei Monaten! Schon lustig. Ich kann rumlaufen, ohne mein ganzes Gepäck oder wenigstens den Tagesrucksack dabeizuhaben. Und ich kann meinen Mann umarmen und abknutschen, wann immer ich möchte - er ist direkt hier. :-)

Alles ist anders, und auf seine Weise auch schön, aber ich merke, dass ich noch ganz schön im Reisemodus stecke. Wohin geht es morgen? Äh, nirgendwo hin, ich bleibe hier. Und übermorgen? Da bleibe ich auch hier. Hm. Mein Nomadentrieb spornt mich an, wenigstens in eine andere Stadt zu fahren und dort mindestens acht Stunden zu Fuß unterwegs zu sein. Ich habe das jetzt 12 Wochen gemacht - wie sollte ich mich jetzt auf einmal hinsetzen und nichts tun? Aber sie hatten mich gewarnt: Selbst eine kleine Reise hat diesen Effekt.

Übrigens, natürlich kommt noch ein Blogpost mit den besten Fotos! :-) Das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Aber erst noch ein kurzer Abriss der Tage in Bangkok. Meine Fruchtfreunde habe ich leider nicht mehr gesehen - Freelee ist schon wieder nach Australien abgereist und Olivia (eine andere Deutsche aus dem Forum, die sonst auch in Bangkok ist) ist woanders in Thailand unterwegs gewesen. So hatte ich die Zeit hier voll für mich. Auch gut! Und das habe ich dann gemacht:

Donnerstag, 22. März:
Nach den etwas entnervenden Tagen in Singapur stand für heute endlich die Abreise an. Ich war früh wach, unterhielt mich noch ganz nett mit einer Dame aus der indonesischen Reisegruppe, mit der ich mir das Zimmer geteilt hatte, und machte mich dann auch schnell auf den Weg.
Singapur hat für den öffentlichen Personennahverkehr Plastikkarten als Tickets, die man für 10 Dollar kaufen muss und die man am Ende der Reise wieder zurückgibt (so man seine 10 Dollar denn wiederhaben möchte). Das geht auch am Flughafen. Allerdings kann man das erst ab 12:00 Uhr mittags tun (das war für mich zu spät). Und auch sonst nehmen nur wenige Haltestellen die Tickets zurück, und auch dann nur zu bestimmten Zeiten. Ich fand das wirklich unnötig kompliziert, aber will mich mal nicht beschweren, denn so hatte ich morgens noch einen Grund, zur City Hall zu fahren. Dort bin ich noch mal ausgestiegen und habe mir die Kirche angesehen. Schön. Und dann ging es auch schnurstracks zum Flughafen.
Ich merkte, dass die Asiaten wirklich eine Gelassenheit an den Tag legen, die ich eher als Arbeitsverweigerung oder Langsamkeit interpretiere. So standen wir zu einer ganzen Schlange von Flugreisenden an den Check-in-Schaltern unseres Fliegers, und es hatte nur ein Schalter auf. Nicht, dass das falsch rüberkommt: Die anderen Schalter waren auch besetzt. Meistens mit zwei Leuten. Sie waren nur nicht geöffnet. Das Personal unterhielt sich nett, besorgte sich ein neues Heißgetränk, ging eine Runde umher, zog Lidstriche nach, erzählte sich gegenseitig etwas in fremden Zungen, was den Gesprächspartner zum Lachen brachte, und hey, wer lacht, kann sich natürlich nicht um die 50 Leute kümmern, die dort auf ihren Check-in warten. Ach ja. Ich versuchte, meine Hibbeligkeit herunterzuschlucken und mich daran zu erinnern, dass es ja auch wirklich nur meine letzten zwei Stunden in Singapur waren. Danach hätte ich es ja geschafft. Oh Mann.
Irgendwann war ich dann an der Reihe, gab den großen Rucksack ab und behielt den kleinen als Handgepäck und lief noch ein wenig am Terminal umher. Ich investierte meine letzten Münzen in eine kleine Pommes (mehr gaben die Münzen nicht mehr her), ging durch den Sicherheitscheck, nutzte das kostenlose Internet, und vertrödelte die letzten Minuten vor dem Abflug.
Einen kurzen Adrenalinkick hatte ich, als ich im Flieger auf einmal anfing zu überlegen, ob ich für Thailand ein Visum brauchte oder mich noch mal irgendwie hätte anmelden müssen. Vorbereitet hatte ich die Reise vor einem guten Jahr - hatte ich damals irgendwas beantragt? Nee. Oder? Ich rotierte geistig bestimmt für 20 Minuten und fragte die Stewardess, die es auch nicht wusste, aber die lächelnd bestätigte, dass man mir dann tatsächlich die Einreise verweigern könnte (wie grausam - wieder nach Singapur einzureisen war jetzt wirklich nichts, worauf ich mich gefreut hätte). Ich dachte noch mal fest nach und erinnerte mich an das Kaffeetrinken mit meiner Kindergartenfreundin Anne (mit der und ihrem Freund Jan ich in Neuseeland herumgereist war), und dass wir festgestellt hatten, dass man nur für Australien ein Visum bräuchte. War doch hoffentlich so. Oder?
Abgesehen davon litt ich unter Obst- und Gemüsemangel und fühlte mich, als hätte ich drei Tage lang nur Mehl und Salz gegessen (hatte ich ja irgendwie auch): Dehydriert, müde, geschwächt, matt. Ich muss noch mal diesen Reiseblog als Ernährungsblog missbrauchen: Wenn euch jemals die Idee erfasst, euch vegetarisch oder vegan zu ernähren, denkt man meine weisen Worte (und ich weiß es auch nur aus bitterer Erfahrung): So wenig Getreide und Hülsenfrüchte wie möglich. Ich weiß, die Vollkornlobby ist ein Deutschland unfassbar stark, aber sie hilft einem leider nur, mit aufbeblähtem Bauch herumzurennen und sein Essen ständig würzen und verarbeiten zu müssen, weil Getreide und Hülsenfrüchte nun mal nach, genau, nichts schmecken. Obst und Gemüse sind das einzig Wahre, und dann sieht man auch so gesund aus, wie man sich fühlt. Ha. So, zurück zur Reise.
Ich wollte dann im Flieger die Datteln essen, die ich in noch kurz vor der Abreise erstanden hatte. Die freundliche Stewardess wies mich doch darauf hin, dass ich nichts selbst Mitgebrachtes essen dürfte. Oh Mann - Singapur und ich sollten wirklich keine Freunde werden. Das einzige Menü, das vegan hätte sein können, war selbstverständlich ausverkauft. Ich gab auf, nahm mein aufblasbares Nackenkissen aus dem Rucksack, pustete es wütend auf und verbrachte aus Protest den Rest des Fluges gespielt schlafend (und guckte extra nicht aus dem Fenster, so, das hatten sie jetzt davon, also ehrlich).
Irgendwann wurde der Landeanflug eingeleitet, und da sah ich sie wieder: Bangkok, die Metropole Thailands, für mich Anfang und Ende, der Ort, an dem ich meine ersten aufgeregten und zaghaften Schritte in Richtung Fernreise getan hatte. Hier war ich direkt am ersten Abend mit Edwina aus Melbourne und ihrer Freundin mit dem Boot über den Fluss geschippert, hier hatte ich Freelee getroffen, hier war ich tapfer Bus gefahren. Unter einer dicken Smog-Glocke, die man von oben so richtig sehen konnte, lag Bangkok in all seiner doch immer sympathischen Hektik, mit seinen kleinen und wuseligen Bewohnern und seinem ständigen Lächeln. Wir landeten, und ich raste aus dem Flugzeug und konnte gar nicht schnell genug durch die Einwanderungsbehörde (man braucht natürlich kein Visum) und den Zoll kommen, um meine letzen Scheine aus Singapur sofort in Bhat zu tauschen. Glücklich und zufrieden stellte ich mir vor, wie ich all die Bhat-Scheine in Durian investieren würde, und begab mich wieder frohen Gemütes und leichten Herzens in Richtung Ausgang.
Da ich mich ja diesmal in Bangkok schon ein wenig auskannte und vieles wollte, aber nicht noch mal Taxi fahren, bin ich nach ein paar Rückfragen beim Personal der Flughafeninfo mit dem Airport Link in die Innenstadt, habe dort, was auch sonst, die ersten Packungen Durian gekauft und auch sofort gegessen, und bin dann mit dem Sky Train zum Hotel. Hach ja - kennt ihr das, wenn man auch erst zum zweiten Mal irgendwo ist, aber das Gefühl hat, sich schon mordsmäßig auszukennen? So fühlte ich mich. Ich gehörte jetzt nicht mehr zu den Anfängern, nein, ich war schon mal in Bangkok, und ich wusste, wie man sich hier zu verhalten hat und wo es langing.
Im Hotel genoss ich die euphorische Freundlichkeit der Thais (ist mir egal, wenn es nur gespielt ist, es ist trotzdem schön!), und bekam wieder ein größeres Zimmer, als ich eigentlich gebucht hatte. Ich widerstand dem Impuls, den netten jungen Dame an der Rezeption um den Hals zu fallen und zu schluchzen "Danke, danke, danke, Sie sind so gut zu mir, wenn Sie wüssten, was ich in Singapur erlebt habe", und fuhr voller Contenance mit dem Aufzug nach ganz oben und bezog meine Residenz. Als ich die Tür öffnete und eine wunderschöne Unterkunft sah, sagte ich laut "Hallo". Ich ging hinein, stellte meine Sachen ab und befand, dass man die Reise vermutlich wirklich langsam beenden sollte, wenn man anfängt, mit Räumen zu sprechen.
Den Rest des Tages habe ich nur mein Gepäck ausgeräumt, meine dreckigen Sachen in der Badewanne mit australischem Waschmittel eingeweicht, bin noch mal in die Stadt gefahren (ihr ahnt, wofür) und habe ansonsten auf dem King Size-Bett gelegen und Deutsche Welle Asien geguckt. Ach ja. Das Leben kann so verdammt schön sein. Ich lebe zu Hause wirklich nicht in übertriebenem Luxus, und Minimalismus ist, was mich glücklich macht. Aber so für drei bis vier Tage gefällt mir so ein Luxuszimmer doch gut, und man muss ich um nichts kümmern und kann sich so gut erholen. Ich bin auf der Rückreise nach Düsseldorf 13 Stunden im Flieger gewesen, und trotzdem sagte mein Mann, dass ich noch nie so erholt und entspannt ausgesehen hätte. Ich glaube fest daran, dass man unweigerlich erholt und entspannt aussieht, wenn man 22 Stunden am Tag im Liegen verbringt, ein wenig Unterhaltung hat oder döst, und ansonsten viel Obst isst und viel trinkt. Das war einfach wunderbar. Urlaub eben.
  
Freitag, 23. März:
Ich habe ausgeschlafen (so lange man eben schläft, wenn man noch in der australischen Zeitzone ist, ich glaube, ich war um 6:00 Uhr wach), habe den Vormittag vertrödelt, mir dann zu Mittag drei große Packungen Durian gekauft und mir dann die Vereidigung des neuen Bundespräsidenten angesehen. Besonders genossen habe ich die rhetorische Leistung von Prof. Dr. Norbert Lammert, dem ich immer wieder sehr gerne zuhöre - von den richtigen Sprechpausen bis hin zur Betonung ist er vermutlich nahe an der Perfektion, die einem die Sprech-Coaches versuchen beizubringen. Luxussuite, Durian in der einen Hand, Fernbedienung in der anderen, und Norbert Lammert spricht - mein Leben war mal wieder so, wie es sein sollte.
Heute habe ich auch außer Bloggen nicht mehr viel gemacht. Ich fuhr abends für etwas mehr Durian wieder in die Stadt, und stellte im Sky Train fest, dass auch hier die Menschen ihre Liebe zu farbigen Kontaktlinsen entdeckt habe. In Singapur ist mir das auch schon aufgefallen: Junge Menschen mit riesigen Katzen-Pupillen oder blaue Augen bei Asiaten - farbige Kontaktlinsen sind ja bei uns jetzt 20 Jahre her, haben jedoch Asien nun voll erfasst.

Samstag, 24. März:
Heute war ich um 5:30 Uhr wach und habe mir auf meinem King Size-Bett in voller Schönheit den Sonnenaufgang über Bangkok angesehen. Ich war wieder in der Hotellobby online und für Mittag- und Abendessen (Durian) in der Stadt. Ich habe ein bisschen Yoga gemacht, es gab ein Gewitter, das ich mir auch vom Bett aus angeschaut habe, und ansonsten war der Tag wieder gefüllt mit Dösen, Essen und Fernsehen. Ich sah einen deutschen Videoclip und stellte nach ein paar Sekunden fest, dass die beiden singenden jungen Frauen gar nicht (wie zuerst gedacht) wild in den Gegenverkehr fahren, sondern dass sie alleine auf der Straße sind und tatsächlich auf der richtigen Seite fahren. Upps. Stimmt. Da war was - zu Hause wird wieder Rechtsverkehr herrschen.

Sonntag, 25. März:
Heute war ich um 4:00 Uhr wach, habe für den kommenden Tag schon mal all meine Sachen sortiert und gepackt, und habe alle Quittungen, die sich mal wieder angesammelt hatten, nach Städten sortiert und dann entweder als "E" für Essen, "N" für Nacht/Übernachtung oder "T" für Transport in eine Tabelle in meinem Buch eingetragen. Ich hatte ja Zeit.
Gestern hatte ich Patrick wiedergesehen, den lustigen Portier. Er wollte unbedingt noch abends weggehen, aber das war dann eine der Situationen, in die ich mich nicht hineinbegeben habe.
Ich trank heute einen zusätzlichen Liter Wasser, um morgen für den langen Flug auch voll hydriert zu sein und meinen Blutfluss ins Unermessliche zu steigern.
Da ich mir nicht sicher war, ob ich zu Hause durch die Quarantäne müsste, packte ich alle einschlägigen Gegenstände (Steine, Muscheln, etc.) in eine separate Tüte und legte sie ganz oben in den großen Rucksack (natürlich kam keine Quarantäne, wie schade).
Ich war noch mal online und hatte mittlerweile für den PC in der Hotellobby folgende Preise gehört (zwei davon sogar von derselben Person, und es waren nicht die letzten zwei):
  • 10 Minuten für 15 Bhat
  • 30 Minuten für 50 Bhat
  • 60 Minuten für 100 Bhat.
Man muss kein Mathelehrer sein, um die erste Option zu wählen. Ich finde Thailand immer wieder faszinierend.
Das erste Mal war ich drei Stunden online, und der Herr an der Rezeption fragte mich, ob es zwei gewesen wären (es passte also ohnehin niemand auf). Das zweite Mal waren es 90 Minuten und ein anderer Herr meinte "Ach, sagen wir 60". Auch gut.
Ich war zwei weitere Male in der Stadt, bewunderte erneut die pinken Taxis (Barbie und Ken können nicht schöner reisen!) und wurde doch ein wenig sentimental, als mir auf dem Rückweg zum Hotel klar wurde, dass dies für lange Zeit das letzte Mal sein würde, dass ich das Siam Paragon Einkaufszentrum sehen würde. Ich kann zwar nur "Danke" und "Die nächste Haltestelle ist: Siam" sagen, und weder Etiketten lesen noch mich sonst richtig verständigen, aber Bangkok ist schon cool.

Montag, 26. März:
Heute ging es mit dem Flieger zurück nach Düsseldorf. Dies ist der letzte Tag der Reise gewesen. Ich war früh wach, frühstückte die letzte Packung Durian, checkte aus, fuhr mit Sky Train und Aiport Link zum Flughafen, sah dort am Air Berlin-Schalter viele deutsche Gesichter und hörte nach langer Zeit mal wieder meine Muttersprache. Ich checkte ein, schritt mit ein wenig Abschmiedsschmerz durch die Sicherheitskontrolle, und wartete eine ganze Weile am Gate.
Wir durften erst später ins Flugzeug als geplant. In einem unnachahmlichen Rheinisch erklärte uns der Pilot, dass das deutsche Personal beim Buchen der Taxis vom Hotel zum Flughafen die deutsche Zeitumstellung nicht einberechnet hatte - so saßen alle Passagiere schon am Gate, während Piloten und Flugbegleiter eine Stunde zu spät kamen. Begeistert von so viel Ehrlichkeit versicherten wir den Flugbegleitern, dass das schon ok sei. Ehrlich, ob man dann 12 oder 13 Stunden braucht, macht hinterher den Kohl auch nicht mehr fett.
Ein netter Graphikdesigner aus Berlin hatte den Platz neben mir, und wir hatten einen guten Flug. Ich hatte extra den Gangplatz reserviert (ich bitte so ungern Leute, mich rauszulassen, und im Zweifelsfall muss ich öfter zur Toilette), aber wir haben nach sechs Stunden Plätze getauscht (da war ich dann das einzige Mal auf der Toilette - gibt es irgendwas, das noch trockener ist als Flugzeugluft? Man trinkt und trinkt und muss doch nie, unglaublich). So hatte ich den Rest des Fluges den Fensterplatz und habe auf der Karte mitverfolgt, wo wir gerade sind. Ich liebe diese Anzeigen im Flugzeug, bei denen man sehen kann, wie hoch und wie schnell man ist, und vor allem: Wo.
Von den schneebedeckten afghanischen Bergen über zu sandwüstenartigen Flächen in Russland bis hin zu braunen Kraterlandschaften irgendwo dazwischen - unser Planet sieht aus 10.000 Meter Höhe schon toll  aus. Nach Osten hat man ja immer Nachtflüge, da bekommt man das alles nicht zu sehen. Nach Westen hat man das volle Panorama.
Als wir langsam über Polen waren, wurde alles grün, und über Deutschland sah man auf einmal viele Städte und Dörfer.
Der Landeanflug über Düsseldorf dauerte lange und beeinhaltete viele Extrarunden (wir waren auch über Gladbach, und wir haben das Stadion der Borussia sehen können). Ich starrte verliebt auf den Fernsehturm und den Rhein, und hätte fast heulen können. Ich hatte mir schon Monate vor der Reise ausgemalt, wie der Landeanflug auf Sydney oder auch andere Städte sein würde. Und doch waren die letzen Minuten im Sonnenuntergang über Nordrhein-Westfalen und der Landeanflug auf Düsseldorf das Schönste, was ich vom Flieger aus gesehen habe.
Wir landeten dann butterweich, und dann war die Reise echt und diesmal so richtig vorbei. Aus, Ende, Finito, wieder zu Hause.
Am Flughafen hat mich dann so ein super aussehender Typ aufgegabelt, und das Hostel, das er vermietet, kam mir irgendwie bekannt vor. Reine Mädchenzimmer gibt es nicht, aber wir teilen uns ein Zweierzimmer. Die Küche ist verdammt gut ausgestattet, und jemand hatte schon Datteln und Feigen für mich deponiert (oh, das war wohl ich selbst, wie entsetzlich vorausschauend!). Das Bad ist super und sehr sauber, und es gab in dem blitzblankpolierten Hostel sogar eine liebevoll hergerichtete Willkommensecke mit Blumen, Kokoswasser aus dem Bioladen und meinem Teddy (lacht nicht, ich fand's toll). Der nette junge Mann hatte sogar selbst gereinigtes Trinkwasser mit zum Flughafen gebracht, falls ich durstig ankomme (hatte ich mal erwähnt, dass er der perfekte Mann ist?). Ich bin seitdem in diesem schönen Hostel hier versackt, und ich zahle auch keine Miete (obwohl - war da nicht so ein Dauerauftrag? Ich weiss es nicht mehr).
Ich glaube, das ist die beste Station der ganzen Reise.
Hier bleibe ich jetzt ein bisschen.

Und damit ist die Geschichte zu Ende!

Die nächsten Tage blogge ich noch mal über Thailand, dann kommen die Fotos, und dann fällt dieser Blog in einen langen Dornröschenschlaf, bis er eines Tages, ja, eines Tages wieder erwacht, und die zauberhafte Reise weitergeht.

Bis bald!

Eure Märchentante .... äh, Lissa ;-)

Sonntag, 25. März 2012

Singapur

 

Hier mein persoenliches Fazit zu Singapur. Bitte immer daran denken, dass es nur meine total subjektiven Eindruecke sind und es sich hier wirklich um meine Notizen handelt - falls jemand Singapur oder Asien damit ungerecht behandelt sieht, kann er das gerne in den Kommentaren hinzufuegen. Mein kulturelles Verstaendnis fuer Asien ist noch in einem fruehen Entwicklungsstatium.

Folgende Stichpunkte habe ich mir waehrend der 72 Stunden fleissig aufgeschrieben:

* Singapur hat eine feuchte Hitze, die wirklich kaum zu toppen ist. Bangkok kommt mir jetzt trocken vor, und als ich das erste Mal hier war, fand ich Bangkok schon so unendlich heiss und feucht. Singapur ist aber wirklich wie Sauna: Draussen gefuehlte 87 Grad und fast Dunst und Nebelschwaden, im Einkaufszentrum wieder 18 Grad. Jasmin fand Bangkok auch trocken - es ist eben alles relativ.
* Im Gegensatz zu Australien, wo alle Geschaefte um 17:00 Uhr schliessen (da haetten wir doch noch was, was ich nicht sooo toll fand), ist Singapur eine der Staedte, die nie schlafen. Alles hat fast staendig auf.
* In Singapur sprechen die Einheimischen untereinander Englisch oder ihre Muttersprache, wenn es dieselbe ist. Die meisten Singapurer (die uebrigens tatsaechlich so heissen) sind chinesischer Abstammung (so wie Jasmine) und sprechen zu Hause Mandarin, ein weiterer Teil ist aus Malaysia (die haben schon mal dieselben Buchstaben wie wir) und der kleinste Teil ist aus Indien. Das heisst, dass die meisten Schilder wirklich in vier Sprachen beschriftet sind.
* Einen auch nicht zu verachtenden Teil machen die sogenannten Expats aus - Menschen aus der westlichen Welt, die fuer ein paar Monate oder Jahre in Singapur leben und arbeiten. Die haben ihre ganz eigenen Viertel und man trifft sie am Wochenende in den teuren Restaurants und Bars an der Clarke Quay, wie ich von Jasmine gelernt habe (die wahre Coolness ist es selbstverstaendlich, mit einem Mr. Bean-Sojaeis und jemandem aus der lokalen Bevoelkerung am Fluss zu sitzen und die angetrunkenen Expats zu beobachten. Unbezahlbar.).
* Singapur ist wirklich sehr westlich, aehnlich wie Bangkok. Meistens erkennt man aber dann doch ganz klar die asiatische Kultur: Die kleinen Staende mit Street Food, die staendig bunt glitzerden Auslagen mit Handytaschen (wie viele kann man davon wohl brauchen?) und die Enge in den Einkaufszentren, in denen unsereins sich etwas eingequetscht fuehlen kann; die Autowerkstaetten, die mehr auf dem Buergersteig als drinnen arbeiten; das Gemeinschaftsgefuehl, das aufkommt, wenn man in den kleinen Essraeumen vor den Strassenkuechen sitzt (ein Inder hat erst einem jungen Mann und dann mir eine Trinkkokosnuss verkauft und meinte "Es ist draussen so heiss, Kinder, kommt, setzt euch rein", und so hockten wir zu mehreren mit unseren total asiatischen Trinkkokosnuessen und unseren total westlichen Trinkhalmen in der Hitze des Aequators in einer indischen Strassenkueche und schluerften alle wortlos vor uns hin - wir kannten uns ja nicht weiter); die asiatische "Mach einfach mal"-Einstellung, quasi das totale Gegenteil von deutscher Arbeitssicherheit und TÜV. Asien ist einfach Asien. Ich glaube, als Einstieg sind Bangkok und Singapur sehr gut gewesen und eher leichte Kost (in der Hoffnung hatte ich die beiden auch ausgewaehlt).
* In der U-Bahn laufen non-stop informative Videos zum Thema Terrorismus. Das klingt erst mal schlimm, aber ich glaube, nach der tollen Demonstration der Schauspieler (keine Ironie), wie man sich genau zu verhalten hat, wenn auf einmal eine verdaechtige Tasche ganz alleine irgendwo steht, kann Singapur fast nichts mehr passieren.
* Singapur ist so gut organisiert, dass ich sofort alles gefunden habe. Wer das Konzept U-Bahn einmal verstanden hat, hat es in Singapur leicht. Es war auch alles gut beschriftet und ausgeschildert.
* Ich weiss nicht, warum, aber das Obst und Gemuese war echt nicht so toll. Alles muss importiert werden, da Singapur selbst keine Anbauflaechen hat, aber es liegt ja doch relativ gut erreichbar, sollte man meinen. Einiges war aber wirklich so schlecht, dass ich es liegen gelassen habe.
* Aus irgendwelchen Gruenden sagt man in Singapur fuer Aussteigen (aus Bus, Bahn und Zug) "to alight". Ich wusste erst gar nicht, was das sein soll. Jasmine fand es lustig, dass die Australier (und vermutlich auch die anderen englischsprachigen Nationen) "to get off" sagen.
* Am Flughafen bekommt man zur Entspannung noch ein Zettelchen, das einen darueber informiert, das auf Drogenbesitz die Todesstrafe steht. Na dann.
* Ueberhaupt nennt man Singapur "a fine city", was sowohl  "eine schoene Stadt" als auch "Stadt der Geldstrafen" heisst. Fuer das nicht erlaubte Essen und Trinken in der U-Bahn zahlt man beispielsweise umgerechnet 300 Euro.
* Singapur war definitiv der anstrengendste Teil der Reise.
* Nirgendwo habe ich je so viel geschwitzt, glaube ich (naja, soll gesund sein!)
* Wer fuer grosse Unternehmen arbeiten moechte oder aber auch ein Fan der grossen Marken und Einkaufzentren ist, oder ueberhaupt einer gewissen Superlative, der wird in Singapur sicher nicht ganz falsch sein.


Und weil es irgendwie immer Spass macht, hier wieder die Oskars - auch, wenn es nach einem so kurzen Aufenthalt wenig zu vergleichen gibt:

Urlaubsoskar fuer das beste Essen:

Die Nominierten sind:
* Sojaeis Nr. 1 - 14 von Mr. Bean
* Malaysische Durian nach langer Suche gegen Mitternacht
* geschacksneutrale Maiscracker

Der Urlaubsoskar geht an ..... Die Durian!! Sollte ich jemals etwas anderes waehlen, liege ich vermutlich im Fieberkoma.

Urlaubsoskar fuer den/die attraktivste Mitreisende/n:

Die Nominierten sind:
* ....ppppff.... aeh ......*ueberleg*.....
* .............hm..........
* ........*gruebel*.........
* Der rein aeusserlich attraktive, namenlose Herr im Bad des Hostels

Der Urlaubsoskar geht an ..... den attraktiven Mann im Bad! Er wird es wohl niemals erfahren, dass er sogar in einem Blog geehrt wurde. Unbekannterweise lieben Dank, dass Sie sich dort so schoen und maskulin mit einem Handtuch um die Huefte die Zaehne geputzt haben. Zwar nur fuer drei Sekunden, aber Sie waren das optische Highlight meiner Reise.
Damit das klar ist: Das gilt jetzt nur von dem Zeitpunkt an, ab dem ich meinen Mann nach der Sicherheitskontrolle nicht mehr sehen konnte - davor thront mein Mann auf Platz 1. Sorry. So eingebildet muessen Sie jetzt auch wieder nicht sein. 


Urlaubsoskar fuer den lustigsten Abend:

Die Nominierten sind:
* Montagabend alleine
* Dienstagabend mit Jasmine in Little India
* Mittwochabend mit Jasmine am Clarke Quay

Der Urlaubsoskar geht an ..... den Mittwochabend mit Jasmine! Wir hatten so viel Lustiges zu erzaehlen und eine Wellenlaenge, und haben uns echt mehrmals schlappgelacht. Ach, die gute Jasmine - es ist so toll, dass man sich heutzutage in Hobart, Tasmanien, auf einer Tagestour kennenlernt und dann ein paar Tage spaeter in Singapur zum Abendessen treffen kann. Die Welt ist wirklich mittlerweile ein globales Dorf.


So, und damit enden jetzt tatsaechlich die Blogposts aus der Ferne. Von Duesseldorf melde ich mich noch mal, wenn ich gut gelandet bin, und erzaehle noch, was in Thailand so passiert ist (nicht mehr viel, aber Kleinigkeiten gibt es ja doch immer zu erzaehlen). Bei mir ist jetzt schon 16:00 Uhr durch, und nachher fahre ich ein letztes Mal in die Stadt fuer eine finale Portion Durian, ein bisschen Trockenfutter fuer den Flug morgen (Datteln) und vielleicht eine englischsprachige Zeitung - fuer den Flug sind begeisternde 11:50 Stunden angesetzt. 

Ich habe zwar immer noch das Gefuehl, dass ich selbstverstaendlich ewig so weiterreisen werde, aber rational weiss ich, dass es morgen dann tatsaechlich vorbei ist und diese wunderbaren drei Monate damit vorerst ein Ende finden.

Ich habe mir vorgenommen, hier weiterzubloggen, wenn ich wieder down under unterwegs bin. Ich muss mir das auch feste einreden, damit ich nicht durchdrehe bei dem Gedanken, dass mir die letzten Momente jetzt nur noch so durch die Haende gleiten und meine wunderschoene Reise tatsaechlich nur noch 32 Stunden dauert.

Bis morgen oder Dienstag dann von Duesseldorf aus, und DANKE schon mal an all euch tolle Leser! Mir hat es unglaublich viel Spass gemacht zu bloggen, und das Wissen, dass sogar meine Familie doch so eifrig mitgelesen hat (siehst du, Mami, endlich bist du oft im Internet!), war wirklich ganz, ganz toll. Und selbstverstaendlich die Ernaehrungsgruppe, ich habe so oft an euch gedacht, vor allem beim Obst! Und an jeden, der sonst in irgendeiner Form gerne mitgelesen hat, noch einen lieben Gruss unbekannterweise. 

Danke fuer eure digitale Reisebegleitung, sozusagen! :-)

Ein besonderer Gruss geht an die Oma, die bestimmt mal wieder am besten von allen aufgepasst hat, und die sich das ein oder andere Mal an ihre eigenen Abenteuer erinnert hat (das weiss ich von Bernd und auch so, denn ich musste hier auch oft an dich denken!), ob sie nun immer ganz toll und freiwillig waren oder eher schwierig. Oma, du und ich, wir alten Haudegen! Dicker Schmatzer, deine Lissa

Samstag, 24. März 2012

Singapur: Singapur






Ihr Lieben, schoene Gruesse aus Bangkok, von wo es unfassbarerweise uebermorgen wieder nach Duesseldorf geht.


Ja. Singapur. Dazu muss ich jetzt wohl auch ein paar Zeilen schreiben. Aber zuerst muss ich einen Nachtrag zu einer sehr lustigen Szene verfassen, die ich wirklich in meinen Notizen uebersehen habe. Da stand nur ganz klein "bush spa", was der Szene aber keinesfalls gerecht wird. Also:

Nachtrag zu Dienstag, 13. Maerz:
Wer sich noch vage erinnert (ich erinnere mich ja kaum noch daran, hier geht alles so schnell), weiss, dass ich an diesem Tag noch in den Blue Mountains war. Ich hatte ja von diesem lustigen bush walk erzaehlt, von dem ich mit aufgeschrammtem Bein und mit Blutegeln wieder zurueck ins Baumhaus kam. Ob all meiner Helden- und Verletzungsgeschichten habe ich voellig das bush spa vergessen.
Es handelt sich dabei um eine Vertiefung in einem Fluss - quasi eine Badewanne in der Natur. Man kann sich einfach hineinsetzen und hockt mitten in den Blue Mountains in einem kleinen Spa. Nun war es so, dass Tourguide Evan selbstverstaendlich (mir unbekannterweise) in Badehose losgewandert war, es aber offenkundig versauemt hatte, mich ueber diese geplante Aktivitaet zu informieren.
Tja. Wir kamen also zu dem tollen Spa, und nach vielen Fotos huepfte Evan dann aus seinen Sachen raus (naja, bis auf die Badehose eben) und in den Pool rein. Hatte ich erwaehnt, dass die Australier irgendwie schnell halbnackt sind? ;-)
Falls ihr euch das Spa als ein nettes, kleines Wasserbecken vorstellt, in das man auch seine Fuesse haette halten koennen, dann muss ich die Beschreibung noch konkretiesieren: Man musste, wie bei allem in den Blue Mountains, selbstverstaendlich wieder ein wenig halsbrecherisch zum Wasser hinabklettern. Die rutschigen Steine helfen nicht, genausowenig wie die Abwesenheit von Bauemen oder Pflanzen, um sich Halt zu verschaffen.
Es folgte dann eine so richtig schoen bloede, energische, nervige, medium-hasserfuellte Diskussion zwischen Mann und Frau. Evan sass zufrieden grinsend unten im Wasser und fragte, ob ich nicht auch kommen moechte, und ich stand mit einer Mischung aus Genervtheit und Neugier oben auf dem Felsen. Selbstverstaendlich wollte ich auch ins Wasser - es ist ein totales Abenteuer, mitten in den Bergen zu baden, umgeben von wildem Urwald und fernab der Zivilisation. Ich fand die Ausgangssituation aber verdammt ungerecht (Mann: Badesachen, Frau: keine Badesachen).
Als ich mit den Worten "Ich hab' ein Messer dabei" ernsten Blickes auf mein Waffenarsenal verwies, guckte er leicht entsetzt und fragte "Wie, die ganze Zeit schon?". Seht ihr, das gute Gefro, die Allzweckwaffe schlechthin. Daraufhin hat Evan angeblich (wie sollte ich das kontrollieren, als ich in die Schlucht hinabstieg!) die ganze Zeit in die andere Richtung geguckt, waehrend ich ins bush spa geklettert bin - ja genau, ihr denkt richtig, dann eben "ohne alles".
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm danken sollte dafuer, dass er mich an so tolle Orte bringt, oder ihn schlagen dafuer, dass er entweder wirklich vergisst, mir solche Sachen vorher zu sagen, oder sich einfach einen Spass daraus macht zu gucken, was ich dann mache. Aber so sind Weltreisen wohl, man bekommt immer das Tolle und das Nervige in einem Paket.
Nun denn, ich kam mir jedenfalls fuer fuenf Minuten im kuehlen Wasser vor wie ein absolut abenteuerliches Groupie vor, waehrend ich mich einfach entspannt im Spa ausstreckte, und musste selbst grinsen, dass ich es tatsaechlich gemacht habe.
Jetzt habe ich eine weitere Geschichte, die ich in 50 Jahren meinen Enkeln erzaehlen kann und ein "Boah Oma, du bist voll eklig" zurueckbekomme. Ich lache jetzt beim Schreiben noch. ;-)
Fuer diejenigen, die sich ob meiner Abenteuer manchmal Sorgen machen (was ich sehr zu schaetzen weiss!): Ich begebe mich nur in Situationen, bei denen ich ein 100% gutes Gefuehl habe. Sobald Zweifel aufkommen, bin ich aus der Nummer sofort raus, bzw. gar nicht erst drin, glaubt mir. Ich treffe mich ohnehin nur mit Menschen, die meiner Einschaetzung nach eine vortreffliche Gesellschaft darstellen. Bitte vertraut mir hier wirklich - haette ich im Geringsten daran gedacht, irgendwie bei der Aktion in Bedraengnis geraten zu koennen, haette ich es nicht gemacht. Ich haette den ganzen bush walk nicht gemacht, bzw. den ganzen Besuch sein gelassen.
Waere im Vorfeld irgendwas komisch gelaufen, haette ich ihm spaeter giftige Blaetter in seinen Salat gemischt und ihm erzaehlt, dass die so nahrhaft sind (er glaubt mir alles, was ich ihm zum Thema Essen erzaehle). Oder noch vor dem bush spa beilauefig fallen gelassen, dass das Leben mit einem kuenstlichen Darmausgang eigentlich gar nicht so schlimm ist. Oder, noch besser, dass ich vor vier Jahren noch Stefan geheissen haette, mich aber seit der OP einfach viel besser fuehle und jetzt als Frau einfach im richtigen Koerper waere.
Vertraut mir: Egal, was kommt - ich kann noch schlimmer. Jedenfalls bisher.

So, und nun zu Singapur. Ich hatte an Singapur relativ hohe Erwartungen: So viele meiner Bekannten und Freunde waren schon da und schwaermen davon, und vor der Reise hat mir meine gute Hausaerztin noch erzaehlt, dass es ihr dort so gut gefallen hat, dass sie gar nicht mehr abreisen wollte.

Sonntag, 18. Maerz:
Gestern Abend ging es fuer mich per Zug nach Sydney, und dann per Nachtbus nach Melbourne. Letzteren hatte ich gebucht, weil es so eine guenstige Art des Reisens ist. Ich hatte schon beim Buchen das Gefuehl, dass es dieses Mal nicht so schlimm wuerde. Es war dann auch wirklich ok. Ich sass neben einer normalgewichtigen und geduschten jungen Frau, und irgendwie haben wir alle zwischendurch geschlafen und die Zeit ging gut rum. Daumen hoch.
Morgens in Melbourne stellte ich fest, dass man Sonntags um 8:00 Uhr echt nichts machen kann, und so hockte ich bis 10:00 Uhr vor der Bibliothek, bis ich endlich rein konnte. Bis 14:00 Uhr habe ich froehlich vor mit hingebloggt (ok, ich war ehrlich gesagt total k.o.) und den Rest der Reise gebucht.
Ich hatte die Nacht in der YHA Melbourne Central diesmal schon lange vorgebucht (man wird ja doch manchmal etwas schlauer) und habe dann eingecheckt, dann eingekauft, dann gegessen, und bin um 18:00 Uhr oder so rueckwaerts ins Bett gefallen.

Montag, 19. Maerz:
Nach einer wohltuenden Nacht Schlaf habe ich morgens eine nette Schwedin kennengelernt, die seit zehn Jahren Yoga macht und mir erzaehlte, dass Yoga fuer sie das beste Mittel gegen Jetlag sei. Ich habe jetzt zwar keine Jetlag-traechtigen Zeitzonenwechsel mehr, aber ich merke es mir fuer das naechte Mal in Richtung Osten. Das koennte fuer mich wirklich funktionieren. Was bei mir leider so gar nicht hilft, ist der Tipp, sich an die neue Zeitzone anzupassen. Das mache ich! Mein Koerper ist trotzdem morgens um 2:00 Uhr hellwach und hat Hunger und faellt ueber Mittag ins Koma. Aber Yoga wirkt irgendwie auf der Nervensystem, erklaerte sie mir, und das wuerde wirklich helfen. Fingers crossed!
Ich bin dann mit meinen Sachen zum Flughafen, habe eingecheckt und die Zeit abgewartet. Es ist schon so, wie ein erfahrener Weltreisender auf seiner Internetseite sagte: Ueberraschend viel Zeit verbringt man einfach mit Warten. Allein der Flug von Melbourne nach Singapur dauerte 7 oder 8 Stunden - so genau habe ich schon extra nicht mehr nachgerechnet.
In Singapur angekommen, war ich dann wieder mitten in Asien, mit all seinen Eigenheiten. Ist euch mal aufgefallen, dass die Asiaten ein anderes Verhaeltnis zu koerperlicher Distanz haben? Eine Frau rannte in der Warteschlange am Zoll wirklich dauernd gegen mich. Dauernd. Und noch mal. Und rumms. Und weil's so schoen war. Und noch mal. Ich habe mich dann nach dem 14ten mal recht energisch umgedreht und sie einfach nur angeguckt. "Oh, solly, Ma'am". Ja genau, Frollein, die Ma'am war auch solly. Was die junge Frau nicht davon abhielt, mir danach noch ein paar Mal ihre Tasche in die Kniekehle zu hauen. Wir Europaeer stehen einfach weiter auseinander.
Ausserdem gibt es in Asien vermutlich niemanden mehr, der kein technisches Geraet anguckt. Echt jetzt. Jeder, der in Singapur unterwegs ist, starrt auf sein Handy oder ein anderes Geraet und tippt etwas. Manchmal konnte ich kaum noch ausweichen, wenn mir jemand entgegen kam, ein paar andere Male habe ich mir den Spass daraus gemacht, stehenzubleiben und zu gucken, ob sie es noch kurz vorher merken, oder ob sie wirklich in einen reinrennen. Fazit: Sie rennen wirklich, bis sie vor irgendetwas vordonnern. Unglaublich. Tut das auf Dauer nicht weh? Haben sie nicht eine gewisse Peripherie, die sie trotz Fokus auf das Handy oder iPhone noch sehen koennen? Offenbar nicht - die meisten sind verdutzt, schuetteln sich kurz und gehen dann um einen herum weiter ihrer Wege. Andere Laender, andere Sitten.


Beim Video ueber die Sicherheitshinweise im Flieger (ich glaube, ich bin der einzige Nerd, der jedes Mal von Anfang bis Ende zuguckt) moechte ich lobend erwaehnen, dass zum ersten Mal auch die "brace position" (siehe Bild oben) fuer uebergewichtige Menschen gezeigt wurde. Wer einen etwas dickeren Bauch hat (und das ist, wie wir alle wissen, in den allermeisten Faellen genetisch), beugt sich einfach so weit vor, wie es geht, und haelt sich an seinen Knien oder weiter oben an den Waden fest. Haetten wir diesen Ernstfall also auch geklaert. Sehr loeblich.
Ach ja. Und dann hoben wir ab, und damit verliess ich den australischen Boden. Ich habe wirklich leise geseufzt. Und die Skyline von Melbourne noch lange mit den Augen verfolgt. Ich habe generell sehr lange aus dem Fenster geguckt - ein Wunder, dass ich einer Nackenstarre entgehen konnte. Denn Australien ist ja relativ gross und wir flogen bestimmt noch vier Stunden ueber der australischen Landmasse, bevor nur noch blauer Ozean unter uns zu sehen war und ich innerlich eine kleine Traene vergoss, dass es jetzt vorbei war mit der Land der Traeume und Abenteuer.
Jetzt wieder ein praktischer Hinweis: Falls jemand auch so eine Reise macht, fragt er sich vielleicht, was man am besten mit dem noch halbnassen Handtuch macht, mit dem man sich morgens abgetrocknet hat. Packt man es in den Rucksack, den man zwei Stunden spaeter als Gepaeck aufgibt? Und nimmt das Handtuch dann 12 bis 24 Stunden spaeter etwas modrig wieder heraus? Ich nehme das Handtuch immer mit ins Handgepaeck und habe es den Flug ueber auf meinen Beinen ausgebreitet. Das ist einerseits sehr kleidsam (ok, ist es nicht, aber bitte lasst mir meine Fantasie) und zum Anderen ist die Luft im Flugzeug so trocken, dass man nach wenigen Stunden ein trockenes Handtuch wieder in sein Handgepaeck stopfen kann. Hurra!
Ich bin uebrigens mir sehr sicher, dass wir im Vorbeifliegen "in der Mitte" der australischen Suedkueste ueber Adelaide geflogen sind. So viele riesige Staedte tauchen in Australien nicht so oft einfach aus dem Nirgendwo auf, und auch der australische Herr neben mir meinte, dass es wohl Adelaide sein muesste (siehst du, Nathan, ich habe Adelaide doch noch ein bisschen sehen koennen!).
Bestimmt war ich auf dem Flug auch wieder die einzige Passagierin, die alle von der Fluggesellschaft empfohlenen Bein- und Fussuebungen durchgeturnt hat. Hat denn sonst niemand Respekt vor Tiefenvenenthrombose? Ich hatte natuerlich die guten Kompressionsstruempfe an, habe viel getrunken und mich ausserdem koerperlich betaetigt. Keine Ahnung, warum der Rest da so furchtlos rangeht.
Wir hatten auf dem Flug ein mal kurz angekuendigte Turbulenzen, aber als der singapurische Flugbegleiter Handyfotos von anderen Passagieren machte, schwante mir, dass es so schlimm wohl nicht werden koennte (wurde es dann auch nicht). Glueck gehabt.
Wir kamen dann in Singapur an, und damit bin ich offiziell wieder auf der Nordhalbkugel. Einerseits schoen, andererseits schade. Haette niemand geguckt, waere ich knallhart down under geblieben. Ich troestete mich damit, dass Singapur bestimmt auch ganz toll sei, dass mein Tag heute drei Stunden mehr haette, und dass Singapur ja vielleicht die ein oder andere Durian fuer mich bereithielte. Letzteres gab dann den Ausschlag fuer ein erstes zartes Band der Versoehnung. Aber wirklich nur ein ganz zartes.
Ich stieg aus, brach fast zusammen unter feuchten 35 Grad, nahm nach der Beschreibung des Hostels den Zug in die Stadt und kam schnell mitten in Singapur an. Dort stellte ich fest, dass sie eine Kette namens "Mr. Bean" haben (die Scherzkekse aber auch!), die Sojaeis verkauft. Wegen meiner Tapferkeit, wirklich aus Australien auszureisen (ich habe ja bis zuletzt auf ein grauenhaftes Unwetter direkt vor Singapur gehofft, durch das wir wenigstens in Perth bleiben muessen), kaufte ich mir ein Sojaeis. Wuerg. Es schmeckte wirklich wie gequirlte Bohnen mit etwas Zucker, und das als Softeis. Naja. Was lebte ich in diesem Augenblick noch im suessen Unwissen, dass das Sojaeis von Mr. Bean mich fuer die naechsten Tage noch mit am zuverlaessigsten ernaehren sollte!
Denn eins habe ich schon auf der Hinreise von der japanischen Freundin von Edwina gelernt (und Jasmine aus Singapur hat es bestaetigt): Asien ist nicht gut fuer Vegetarier. Punkt. Wer darueber hinaus noch weitere Ansprueche hat, fliegt am besten direkt weiter auf den naechsten Kontinent. Vor allem, wenn er (so wie meine Wenigkeit), keine der Landessprachen beherrscht. Argh.
Auch die allermeisten Singapurer sprechen kein wirklich deutliches Englisch, und manche gar nicht (wie macht man das, wenn Englisch mit eine der Amtssprachen ist?). Noch unguenstiger ist, dass sie vom Konzept des Vegetarismus bisher nicht viel gehoert haben. Ihr koennt euch ungefaehr vorstellen, wie erfolgreich meine Befragung der lokalen Bevoelkerung jeweils verlief.
Ich habe in Singapur 72 wirklich herausfordernde Stunden Aufenthalt gehabt. Ob ich ewas gegessen habe? Ja, zwischendurch. Gefuehlt waren es 12 Eis von Mr. Bean, eine malaysische Durian (die gelten als besser als die thailaendischen, und da koennte was dran sein), und ein paar seltsame Reisgerichte, von denen ich die meiste ohne die typisch asiatische Schaerfe bekam. Aber nicht alle. Leider.
Im Hostel ging ich noch (nettes Beamtenkind, das ich bin) zur Rezeption und sagte, dass ich bei der Schluesseluebergabe leider ueberhoert haette, wo noch mal die Kueche waere.
Personal: "Die Kueche?"
Lissa: "Die Kueche"
Personal: "Welche Kueche?"
Lissa: "Aeh ... die Kueche!"
Personal: "Not sure what you mean, Ma'am"
Lissa: "Don't tell me there's no .... no kitchen?"
Personal: "No kitchen, Ma'am. Only microwave at reception"
So war ich nach fast drei Monaten unfassbarerweise tatsaechlich in einem Hostel, das ueber keine Kueche verfuegte. Gut, wenn man Singapur ein bisschen kennt und weiss, dass dort jeder wirklich alle Mahlzeiten ausserhalb einnimmt, und quasi niemand kocht, wird das schoen verstaendlich. Ich jedoch war echt entsetzt. Bei schlechter Verstaendigung und anderen Leuten, die fuer mich kochen mussten, ahnte ich Boeses. Naja, wenigstens war das Internet im Hostel kostenlos, es gab morgens Obst und, wer wollte, Toast und Kaffee, und insgesamt war Singapur sehr guenstig. Ich habe pro Tag 42 Euro ausgegeben - das enthaelt aber wirklich alles, vom Sojaeis ueber das Hostel bis zur Nutzung des oeffentlichen Personennahverkehrs (zum Vergleich: In Bangkok hatte ich damals bei den 25 Euro das Hotel nicht mit einberechnet).
Ich wuerde luegen, wenn ich sagen wuerde, dass es in Singapur fuer mich leicht war oder besonderen Spass gemacht hat - dafuer war es einfach zu heiss und wirklich unfassbar feucht, sodass man nach zehn Minuten draussen voellig durchgeschwitzt war; dafuer habe ich beim Essen echt zu sehr gelitten; und dafuer ist es einfach zu ..... asiatisch!! Ich schaetze andere Kulturen und moechte leben, wie sie leben, aber warum muss alles glitzern? Singapur ist ein einziger Konsumtempel - ich hingegen bin maximal ein Minsumer (sorry, schon wieder so ein neues Wort), also ein consumer mit Minimalismus beim Einkaufen, der nur mitnimmt, was er wirklich, wirklich, wirklich braucht (und glaubt mir, das ist nicht viel). Wenn man nichts kaufen will, nichts essen kann, es einem zu heiss ist und das Hostel nachts so ist, wie in der Beschreibung weiter unten zu lesen ist, dann ist das eine ganz unheilige Mischung. Was war ich froh, dass ich so schnell wieder abreisen konnte.
Aber genug gemeckert - zurueck zum Thema: Ich bin am Tag meiner Ankunft noch durch Little India spaziert, habe dort mehrere Tempel angeguckt und mit den Leuten meditiert (ok, solange, bis die schrecklichen Raeucherstaebchen drohten, meine Lungen und Bronchien ernsthaft zu schaedigen) und habe mir zur Sicherheit ein paar geschmacksfreie Maiscracker gekauft. Auf Nachfrage im Supermarkt habe ich doch tatsaechlich herausgefunden, dass es einen eizigen Stand in Singapur gibt, der Durian verkauft. Dort bin ich abends noch hingepilgert und habe die beste Durian der Welt gegessen (stand auf dem Schild). Die war verdammt teuer - ich habe mit den jungen Herren schon gehandelt und umgerechnet doch 14 Euro bezahlt. Aber naja, man lebt nur ein Mal.

Dienstag, 20. Maerz:
Die Nacht verlief etwas durchwachsen, weil im Damenzimmer ausser mir nur Asiatinnen waren. Ich habe noch nie, nie, wirklich NIE einen Menschen so schnarchen hoeren. Am naechsten Morgen stapfte eine fuellige, ruestige Asiatin aus ihrem Bett, und ich ueberlegte ernsthaft, ob ich das Zimmer wechseln sollte (und ich habe ehrlich gesagt einen tiefen Schlaf).
Sista C., jetzt musst du den Absatz mal ueberspringen: Die Asiaten sind ausserdem keine grossen Fans von Taschentuechern. Warum auch, wenn man alles hochziehen kann? Ich kann das verstehen, wenn einem nur leicht die Nase laeuft, und man gerade nichts zur Hand hat. Kein Thema. Aber alles, was so richtig festsitzt, vor allem bei Menschen, die nicht genug trinken, wird doch sehr geraeuschvoll. Die Asiatin, die die ganze Nacht hochgezogen hat, war da aber ueberraschend schmerzfrei.
Ich fragte mich, was die Asiatinnen wohl ueber mich dachten - fanden sie mich uebertrieben hygienisch, zimperlich und einfach europaeisch? Ich hatte nicht den Eindruck, dass jemand von mir Notiz nahm. So lag ich klein, unbeachtet, hungrig und angewidert in meinem Bett irgendwo in der Naehe des Aequators (bitte habt ein wenig Mitleid) und zaehlte die Stunden, bis ich wieder nach Bangkok weiterfliegen konnte.
Morgens sprang ich daher fluchtartig aus meinem Bett, ass die kostenlose Fruehstuecksmelone und bloggte ueber Australien. Ich warf einen Blick auf die Seite tripadvisor.com, um zu eruieren, welche Aktivitaeten in Singapur die hoechsten Bewertungen hatten. Ich fing an mit der Marina Bay - einer Bucht, die wirklich beeindruckend ist und das Marina Bay Sands beherbergt, eine Art Hotel und Freizeitzentrum in Einem (auf dem Bild hier unten das Schiff auf den drei Saeulen). Ich lief die ganze Bucht ab und stiess tatsaechlich auf einen Stand mit Durianeis (gefrorene Durian in Eisform am Stiel). Singapur stieg in meiner Gunst um einen halben Punkt nach oben. Das Eis war zwar mit umgerechnet 7 Euro nicht billig, aber leeeeecker. Und ich hatte es ja so schwer. Also, her mit dem Eis.


Danach bin ich durch die Orchard Street gegangen, die Einkaufsstrasse Singapurs. Ich schaffte es nach mehreren Anlaeufen, etwas zu Essen zu finden. Die vorherigen Anlaeufe klangen so:

Dialog Nr. 1 (an einem Imbisstand in einem teuren Einkaufszentrum):
Lissa: "Is this only rice and vegetables?"
Frau: "Rice"
Lissa: "Yeah, but is it, like, only rice and vegetables? Did you put anything else in there?"
Frau: "Rice"
Lissa: "Only rice vegetables?"
Frau: "Oh ly?"
Lissa: "Only. O-n-ly! Only rice and vegetables?"
Frau: "Rice"
Lissa" "Do you understand English?"
Frau: Schuettelt Kopf.
Lissa: Laesst Schultern sinken und sucht weiter.
Sollte es tatsaechlich so schwierig sein?

Dialog Nr. 2 (am Buffet, den Reis hatte ich schon entdeckt):
Lissa: "Is this only vegetables or is there anything else in there?"
Frau: "Shrimps"
Lissa: "Okay ... and this one? Only vegetables?"
Frau: "Shrimps"
Lissa: "What do you have that has no shrimps?"
Frau: Zeigt auf Broccholi. Mist. Mag ich nicht.
Lissa: "All of the other vegetables (ca. 20) have shrimps???"
Frau (strahlt): "Shrimps, Ma'am".

Mein Schicksal sollte mir jedoch hold sein, und so fand ich tatsaechlich einen Stand, der Reis und geduensteten Weisskohl verkaufte. Hurra. Endlich. Man wird ja irgendwann so genuegsam!
Ich fuhr danach zum Botanischen Garten, der ja irgendwie immer schoen ist, und der sehr hoch angepriesen wurde. Dort findet man auch den Orchideengarten, den man fuer 5 Singapurdollar (ca. 3 Euro) besichtigen kann. Lebensveraendernd war die Erfahrung nicht, aber ich foerdere gerne die Haltung schoener Pflanzen, und fuer schoene Fotos waren die Orchideen selbstverstaendlich auch gut.
Ich bin im Botanischen Garten viel barfuss herumgelaufen - Singapur ist schon sehr sauber. Fuer besorgte Muetter: Ich habe immer ein Notfallset dabei. Darin enthalten sind: Eine Pinzette zur Entfernung all der Splitter, die man sich zuzieht (bisher nie passiert, toi toi toi), Desinfektionsspray in 3 Varienten und natuerlich Pflaster. Ansonsten mache ich einfach meine Kluesen auf und wenn ich einen Gegenstand auf dem Boden sehe, trete ich daneben. Bisher jedenfalls.
Zu meiner Begeisterung entdeckte ich, dass Singapur tatsaechlich Plumsklos hat - da hiess es hingehockt und mitgemacht! Die sind anfangs fuer uns gewoehnungsbeduerftig, aber meine Fruchtfreunde bezahlen viel Geld dafuer, auf ihr europaeisches Klo einen Aufsatz zu bekommen, mit dem man in eine aehnliche Position kommt. Die Haltung ist wohl das Beste fuer den Darm - weitere Details erspare ich euch.
Danach bin ich - aktiv, wie ich nun mal bin - etwas uebereifrig auch noch nach Chinatown gefahren. Um es kurz zu machen: Es gab dort, wenig ueberraschend, nichts fuer mich zu essen, und so verschlug es mich nach einer Weile in den McDonalds, der von der lokalen Bevoelkerung ueberraschend gut besucht war (was sagt uns das?).
Alles war ausserhalb des McDonalds voller Nikotin und Qualm aus dem Strassenkuechen - fuer mich das pure Grauen. Frische Luft ist so ein Luxus! Duesseldorf erhiehlt auf meiner inneren Skala weitere 300 Punkte.
Als ich Chinatown verlassen wollte, entdeckte ich einen Fruchtstand, der tatsaechlich Cempedaks hatte.


Dazu muss man jetzt wissen: Ich habe die schon mal gegessen, und sie war auch ok, aber selbst Fruchtexperten sagen, dass Cempedak "eher fuer Fortgeschrittene" ist. Mit anderen Worten: Sie kann etwas streng schmecken, und sie wird einem schnell zuwider. Ich habe sie ganz geschafft, aber konnte aus den letzten beiden Fruchtkissen nur noch den Saft raussaugen. Da war bei mir einfach Schluss. Der Geschmack schlaegt tatsaechlich beim Essen schnell um. Kein Wunder, dass diese Frucht es nie auf die Hitliste der beliebtesten Fruechte geschafft hat.
Beim Essen strahlte mich ein alter Opa staendig an und freute sich mit mir. Ich sag's euch, wenn ihr Leute kennenlernen wollt, beschafft euch Folgendes:
  • einen Hund
  • ein kleines Kind
  • eine Tropenfrucht.
Jede dieser Optionen verschafft euch innerhalb von Minuten neue Bekannte!
Abends traf ich mich dann in Little India mit Jasmine, die ich in Tasmanien kennengelernt hatte. Wir gingen in ein vegetarisches Restaurant in Little India, und auch hier war es etwas schwierig, sich genau zu verstaendigen, was die fuer mich so fremden Gerichte denn eigentlich beeinhalten (hatte ich gesagt, dass ich NIE wieder nach Asien fliege? Mann, war das anstrengend). Der Dialog verlief folgendermassen:
Jasmine: "Lissa, you have to try xyz!"
Lissa: "Looks like it has wheat flour (Anm. d. Autorin: Weizenmehl) in it, which has gluten. Is there wheat flour in this dish?"
Frau: "No, plain flour" (Anm. d. Autorin: das ist  ebenfalls normales Weizenmehl)
Lissa: "Yes, but it is from wheat, right?"
Frau: "Not, plain flour"
Lissa: "Yes, but which grain does it come from? From wheat, right?"
Frau: "I don't know"
Lissa: "Just by looking at it I'd say it's wheat flour"
Frau: "No, plain flour".

Ihr erkennt die Hoffnungslosigkeit dieses Dialoges, und so entschied ich mich, hey, mal wieder fuer Reis.
Jasmine und ich hatten einen total lustigen Abend, und ich war froh, direkt jemand aus der lokalen Bevoelkerung zu kennen. Wir haben richtig viel gelacht. Wir gingen noch in das Einkaufszentrum Mustafa (die Singapurer stehen voll auf ihre Einkaufszentren) und verabredeten uns fuer den naechsten Tag zum Mittagessen und zum Abendessen - wenn schon, denn schon.
Ich bin an diesem Tag 14 Stunden zu Fuss unterwegs gewesen. Irgendwas muss ich bei meinem Aborigine-Gang diesmal falsch gemacht haben, denn meine linke Ferse tut jetzt noch weh und ich habe komischen Muskelkater, weil ich anders aufgetreten sein muss. Dementsprechend bin ich ziemlich platt ins Bett gefallen. Nur meine schnarchenden Zimmergenossinnen hielten mich hier und da wach. Das Lustige ist, dass sie einmal komplett gleichzeitig aufgehoert haben. Waren sie noch am Leben? War alles ok? Ich traute mich nicht, durch eine Bewegung jemanden zu wecken. Nach fuenf Minuten grunzten sie aber wieder aus voller Kehle weiter. Oh Mann.

Mittwoch, 21. Maerz:
Hatte ich schon erzaehlt, dass eine der Trullas ihren Handywecker auf 5:00 Uhr gestellt hatte? In allen Naechten? Wer ist davon aufgewacht? Ich. Und zwar nur ich. Irgendwann habe ich von einem leisen "Hey, I think your alarm went off" zu einem lauten "Ladies! Whose alarm is this?" uebergehen muessen. Eine verpennte Asiatin wachte langsam auf, stellte das verdammte Teil aus, und pennte weiter. Ich nicht.
Um 7:00 Uhr standen wir dann auf, und ich weiss nicht, was genau alles an Deo und anderen Sprays in die Atmosphaere geballert wurde - ich schoss aus dem Zimmer raus direkt unter die Dusche.
Das Lustige ist, dass ich am Tag vorher (Achtung, Schatzi, jetzt wird es wirklich romantisch) noch vor mich hingedacht hatte: "Lustig, jetzt bist du bald drei Monate unterwegs, und du hast noch keinen Mann gesehen, den du so attraktiv findest wie deinen Mann". Es muss oben im Himmel jemand mitgehoert haben, denn neben mir im Bad stand auf einmal ein junger Mann von vielleicht Anfang 30, mit Sicherheit 1,90m gross, ein Koerper wie aus Granit, maskulines Gesicht, insgesamt einfach eine totale Sahneschnitte, und putze sich ganz entspannt die Zaehne. Da fiel mir doch einfach mal die Kinnlade runter.
Keine Sorge, ich habe nicht gestarrt und bin sofort unter die Dusche gehuscht. Aber ich fand es schon lustig - in Canberra erzaehle ich der netten Australierin am Flughafen, dass man nichts vorbuchen muss und ich mir das abgewoehnt habe, und schon stehe ich in Melbourne zum ersten Mal ohne Unterkunft; Und in Singapur denke ich vor mich hin, dass ich den Mann erst noch sehen muss, den ich attraktiver finde als meinen eigenen Mann, und - zack - steht da ein schon wirklich uebertrieben attraktiver Mann im Bad.
Bestimmt hat er eine total schrille Stimme, kann weder Lesen noch Schreiben und hat zu Hause ein ganzes Regel voller bunter Regina Regenbogen-Ausmalbuecher, die er in seiner Freizeit gerne hervorholt. Ich rede hier von reiner Optik - mein Mann hat neben seinem Auesseren noch so unfassbar viel zu bieten, dass ich dafuer wirklich einen eigenen Blog starten muesste und dann immer noch so viel schreiben koennte, dass ich mir dafuer noch mal drei Monate frei nehmen muesste.
Falls ich es nicht vergesse, bekommt der junge Herr aus dem Bad in Singapur den Award fuer den attraktivsten Mitreisenden. Rein optisch. Muss ja nach drei Monaten auch mal sein duerfen.
Morgens war ich auf Jasmines Tipp hin auf Segosa, einer kleinen Halbinsel suedlich von Singapur. Das ist eine Art Vergnuegungspark (das passt auch hierhin!), und dort gibt es kleine Straende, und dort habe ich selbstverstaendlich meine Graeten in den Ozean gehalten und bin an den suedlichsten Punkt des asiatisches Festlandes spaziert.
Danach haben Jasmine und ich uns getroffen, und die Nahrungssuche wurde nicht einfacher. Wir waren irgendwann in einer ganz einfachen Kueche, und ich fand es supertoll, mit der lokalen Bevoelkerung zu Mittag essen, ungeschoent und so, wie es wirklich ist. Ich habe mich feste bemueht, mich gut ins Geschehen einzufuegen. Mittags essen alle Singapurer irgendwo in den Einkaufszentren, und dort, wo alle anstehen, ist es in der Regel am besten (alte Singapurische Restaurant-Regel).
Danach habe ich noch drei Postkarten gekauft und geschrieben, war noch mal in Little India unterwegs, habe die Postkarten adressiert (dafuer musste ich online, denn meine gute Hausaerztin, die Singapur so mag, bekommt jetzt einfach auch eine Karte) und eingeworfen, und bin dann der feuchten Hitze fuer eine Dusche ins Hostel entflohen (diesmal wieder ohne Topmodels).
Abends waren Jasmin und ich dann in einem hippen vegetarischen Restaurant in der Innenstadt. Das Essen war eher mau - ein Salat, der neben ein wenig Gestruepp (wann haben die Menschen den ganz normalen Kopfsalat vergessen?) nur zwei Tomaten, vier Oliven (ich habe unauffaellig gezaehlt) und eine fingerdicke Scheibe Avocado hat, ist kein Hauptgericht. Eine klare Suppe mit ca. 10 Pilzen auch nicht. Naja. Ich hatte dann drei Vorspeisen und immer noch Hunger. Ich freute mich schon auf Bangkok und visualisierte mich mit viel, viel Essen irgendwo zufrieden rumsitzend. Hach ja.
Der Abend mit Jasmine war aber mal wieder total lustig und einfach toll - sie kommt eines Tages mal nach Duesseldorf (gucken wir mal), wir haben genau diskutiert, wie mein Mann und ich uns kennengelernt haben (das ist aber auch wirklich eine klassisch-romantische Geschichte, die ich auch dringend mal aufschreiben sollte), und besprachen, dass das bei der erst 23-jaehrigen Jasmine definitiv auch klappen wird; ausserdem erzaehlte sie mir viel ueber Singapur und wie es sich hier so lebt. Wir hatten mehrere Lachanfaelle, und ich habe den Abend wirklich sehr genossen. Ein toller Einblick in die etwas hektische, im internationalen Business voll integrierte, bunt glitzernde, unbedingt so cool wie der Westen sein wollende Kultur Singapurs, die man entweder mag oder eben nicht (ich bin da noch unentschlossen).

So, bevor ihr rechteckige Augen habt und ich eine Sehnenscheidenentzuendung vom Tippen, belassen wir es hierbei (und ich lasse schon immer so viel aus, das glaubt ihr kaum). Morgen kommt noch der allgemeine Eintrag zu Singapur als Land, und dann blogge ich das naechste Mal vermutlich schon von zu Hause aus!

Ganz liebe Gruesse aus Bangkok, wo ich nur meinen laedierten Fuss hochlege, Durian esse und fernsehe. Ich faules Stueck. Aber das ist soooo schoen und ich seufze oft tief zufrieden vor mich hin (ich habe doch tatsaechlich wieder ein Upgrade bekommen und sitze oben im Penthouse). Tolles Hotel. Tolle Stadt. Tolle Durian. Hurra!