Samstag, 31. März 2012

Thailand

 
 

Nachdem ich die letzten Tage hingebungsvoll deutschem Gemüse gefröhnt habe (filigrane, deutsche Biomöhren sind ja eine wahre Geschmacksexplosion, und spielen kulinarisch in einer ganz anderen Liga als die baseballschlägergroßen Knüppel, die man in Thailand aus dem Boden zieht) und versucht habe, mich der deutschen Zeitzone wieder anzunähern (mit wachsendem Erfolg!), kommt mir nun endlich mein persönliches Fazit zu Thailand. Ich habe schon beim Notieren gemerkt, dass ich es ein wenig vermischt habe mit Punkten, die mir zu Asien generell aufgefallen sind. Das habe ich dann dementsprechend erwähnt. 

* Der ganz spitzfindige Leser hat vielleicht gemerkt, dass ich die Inseln Kho Samui und Kho Tao (bestimmt zur Begeisterung meiner stets um mich bangenden Mutter) ausgelassen habe. Das lag zum Einen daran, dass ich kurz vor knapp noch gar nichts vorbereitet hatte, und mich nicht ohne Weiteres in ein unerkundetes Gebiet begeben wollte. Bräuchte ich vielleicht doch irgendwelche Impfungen (ich versuche sie zu vermeiden, aber entscheide das dann doch immer im Einzelfall)? Muss ich irgendetwas beachten? Wie viele Tage vorher muss man seine Tauchkurse buchen? Wie komme ich dort von A nach B? Klappt das überhaupt so, wie ich mir das alles vorstelle? Da ich all das vorher in den Blue Mountains nicht mehr recherchiert habe, habe ich es dann gelassen. Evan, der Aborigine, war schon mal dort und meinte, dass es nicht so toll wäre. Ihm gefiele das australische Great Barrier Reef zum Tauchen und Schnorcheln viel besser. Und der nette Graphikdesigner vom Rückflug war ebenfalls da und fand es ganz furchtbar - völlig touristisch, überlaufen, ein Meer von Menschen, die einen nur ausnehmen wollen. Naja, vermutlich hätte für mich die Wahrheit irgendwo in der Mitte gelegen, und ich hätte für mich die Frage hinzugefügt: Finde ich da eigentlich was zu essen? Leidet diese Region Thailands unter Durianmangel? Bekommen die Inseln täglich genug Obst angekarrt? Naja, ich habe es nicht riskiert und werde dann eines schönen Tages glücklich am Great Barrier Reef an der australischen Ostküste entlangschorcheln. Und, nach Erzählungen des netten Architekten in Sydney, der mich darauf erst gebracht hatte, entgehe ich damit wohl auch dem ein oder anderen nicht so ganz super ausgebildeten Tauchlehrer auf Kho Tao, der einen schon mal irgendwo vergisst. Ich glaube, die Chancen dafür sind dann in Australien doch geringer. Und selbst wenn, dann sprechen wir wenigstens eine gemeinsame Sprache, damit ich wild nach ihm kreischen kann. Das klingt doch nach einem Plan!

* In Thailand war die Verständigung in der Tat schwieriger, als ich vorher gedacht hätte. Die Leute verstehen mich ganz gut, aber ich verstehe die Antworten kaum. Ich glaube, längerfristig würde ich dort entweder wahnsinnig oder würde mich, eher wahrscheinlich, an andere Europäer/Australier/Amerikaner hängen, die dort schon eine Weile leben und mir meine Fragen beantworten können. So gluckt man ja doch im Ausland meistens zusammen, einfach aus praktischen Gründen.

* Im Supermarkt sind die englischen Etiketten von Importprodukten mit thailändischen Etiketten überklebt (und sie lassen sich auch leider nicht abknibbeln, ich hab's probiert, weiß der Teufel, woraus der Kleber dort besteht). Als ich mich erkundigen wollte, ob ein tomatensaucenartiges Produkt irgendwelche Zusätze auf Milchbasis enthielte (wir ahnen bereits, wie hoffnungslos das war), sagte mir die nette und wohlmeinende Verkäuferin "No milk. Ketchup!". Ich: "Ich weiß, ich weiß, das ist Ketchup und keine Milch, aber ist da irgendwas mit Milch drin?". Wir ließen es dann relativ bald sein. Der Ketchup dort schmeckt ohnehin anders als unserer. Der asiatische Gaumen braucht doch ein wenig mehr Gewürze!

* Ich habe viele ältere Menschen gesehen, deren Augen unter grauem Star litten, befürchte ich. Innerlich dankte ich trotz allen Kritikpunkten dem deutschen Gesundheitssystem, das hier wohl für jeden eine Behandlung ermöglicht. Außerhalb Asiens habe ich jedenfalls noch nie so viele Augenkrankheiten gesehen.

* Die meisten Thailänder sind ganz schlank, aber man sieht, dass die ersten sich wirklich an den Westen annähern.

* Überall gibt es Rolltreppen! Das gilt auch für Singapur. Irgendjemand muss dort seine Liebe zu Rolltreppen entdeckt haben. Nach oben, nach unten, aber auch geradeaus: Wo es passt, könnte man ja noch eine Rolltreppe hinbauen. Hurra!

* Die Klimaanlage im Sky Train ist so kalt eingestellt, dass mir zwei Mal die Brille total beschlagen ist, als ich ausgestiegen bin. Es muss ein Temperaturunterschied von mindestens 10 Grad sein. 

* Die Asiaten halten sich die Hand vor den Mund, wenn sie telefonieren. Das macht auch Jasmine. Bestimmt empfinden sie unser Gequatsche einfach nach vorne heraus als barbarisch.

* Überhaupt gilt ja in Thailand oder Asien generell eine andere Form der Höflichkeit. Ich habe an einer Sky Bus-Haltestelle eine Frau gesehen, die eine riesige Fluse in den Haaren hatte. Sagt man jetzt was? Ich war kurz davor, meinen allzeit einsatzbereiten Taschenspiegel aus dem Rucksack zu holen und ihr zu geben unter dem Hinweis "Ich glaube, Sie haben da etwas in den Haaren". Dann dachte ich mir: "Verliert sie ihr Gesicht, wenn ich das jetzt sage?". Unschlüssig, wie ich war, habe ich die Frau dann die nächsten 20 Minuten mit der Fluse herumlaufen lassen, bis sie wieder ausstieg. War das jetzt besser so? Keine Ahnung. Ich hoffe, es war für diesen Kulturkreis die richtige Entscheidung.

* In Thailand herrscht ja Linksverkehr, aber trotzdem gehen die meistens Fußgänger rechts. Viele Rolltreppen sind auch auf der rechten Seite. Und es gibt teils Schilder, die einen zum Rechtsgehen auffordern. Eine ganz klare Linie war da für mich nicht erkennbar.

* Keine Beschreibung Thailands wäre vollkommen ohne die Ladyboys! Ich weiß nicht, wie viele es davon außerhalb Bangkoks gibt, aber der Graphikdesigner erzählte mir da die ein oder andere Geschichte (er war ja einen Monat lang in Thailand umhergereist). Also Jungs, wenn so eine hübsche junge Frau euch anspricht, die aber bei genauerem Hinsehen dann doch ein wenig herbe Gesichtszüge hat, dann Obacht. In Bangkok sieht man sie Ladyboys häufiger, wenn sie zu zweit durch die Einkaufszentren ziehen. Im ältesten Gewerbe der Welt sind sie wohl auch sehr aktiv, und etwas preiswerter. Oh Mann. Männliche Thailandurlauber, seid gewarnt.

* Das ist jetzt nur Wissen aus zweiter Hand, aber der Graphikdesigner erzählte mir im Flieger auch, dass ein Mitreisender von ihm 3 Wochen im Gefängnis gesessen hätte. Er bekam bei der Einreise versehentlich keinen Stempel im Reisepass, und als ihm das auffiel, ging er (statt zur Deutschen Botschaft) zur näher gelegenen Polizeistation. Die riefen ihren Chef an, weil sie nicht sicher waren, was man in dem Fall machen soll. Der Chef rief wieder seinen Chef an. Und der, ganz Mann von Welt, traf eine Entscheidung: Erst mal ins Gefängnis mit ihm. So, und da saß der nette Tourist dann drei Wochen. Sicher nicht ein Risiko für jeden, aber innerlich strich ich alle asiatischen Länder auf meiner persönlichen Liste der Reiseziele noch mal dick durch.

* Generell habe ich das Gefühl, Asien ist gerade in Pubertät. Sie finden uns westliche Menschen furchtbar spannend. In den meisten Werbungen springen wir herum, sie essen unsere fetten Torten und Burger, sie versuchen, sie in Fitnessstudios wieder abzutrainieren (Fitnessstudios sind mit Sicherheit keine Erfindung außerhalb der westlichen Welt), sie tragen unsere Kleidung, sie pappen sich die schon erwähnten bunten Kontaktlinsen in die Augen, sie wollen unbedingt so Haare haben wie wir und benutzen Blondierungen und Lockenstäbe (was, sorry, einfach blöd aussieht bei asiatischen Haaren. Aber ich sag ja: Pubertät, da machst du nichts!). Amy aus Südkorea (die mit dem Reis) erzählte mir, dass alle Koreaner so aussehen wollen wie wir. Wir haben wohl kleinere Köpfe (echt?) im Vergleich zu unserem Körper, und die Asiaten schämen sich für ihre großen Schädel. Was man alles an sich nicht schön finden kann, nicht wahr? Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Warum glaube ich noch, dass Asien voll in der Pubertät steckt? Ich fand, die Leute wirken, als probierten sie all die spannenden westlichen Sachen noch aus. Sie wollen cool wirken, aber letzten Endes ist das noch gar nicht ihre Welt. Sie wirken noch leicht zu verunsichern und haben wenig Ahnung davon. Ich wette, wenn ich jemanden erzählt hätte, wie schädlich westliches Essen und Kontaktlinsen sind, hätte ich ein überraschtes, nickendes, langgezogenes "Oooooh!" bekommen (das machen die Asiaten irgendwie alle, hehe), und hätte die Person verunsichern können. Hätte ich erzählt, das bunte Kontaktlinsen und westliches Essen der Kracher sind, hätte ich vermutlich ein bestätigendes, nickendes "Oooooh!" gehört. Mir kam es wirklich so vor, als wären die Asiaten kulturell noch so jung und unschuldig, dass sie einem wirklich jeden Mist glauben.

* Und zu guter Letzt: In Thailand ist einfach alles pink. Die meisten Taxis sind pink. Die Halsbänder von Tieren sind pink. Die große Wartehalle vor dem Gate am Flughafen hat ungefähr 300 pinke Sitze. Das Piktogramm für die Damentoilette ist pink. Es ist irgendwie alles pink. Und das kommt jetzt von jemanden, der selbst gerne Sachen mit pinken Herzchen bemalt oder dekoriert. Ich glaube, nach Bangkok bin ich davon erst mal geheilt. Für uns wirkt das einfach etwas kitschig. Ich habe Jasmine aus Singapur gefragt, und sie meinte, dass für die Asiaten bei uns alles so langweilig und schmucklos wäre. Wir empfinden es als klare Linien und puristischen Stil. Jedem das Seine.

Dienstag, 27. März 2012

Thailand: Bangkok

 
 

Liebe digital Mitreisende,


das Ende der Reise ist da. Tatsächlich ist Montag Abend gegen 19:30 Uhr der Flieger in Düsseldorf gelandet, und da leider kein anderer Rucksacktourist im Flugzeug durchgedreht ist und den Piloten gezwungen hat, umzukehren und dann in Australien zu landen (und ich hab mich nicht getraut), ging es tatsächlich wieder zurück nach Europa. Ach Mensch. Es war wohl unvermeidlich.

Jetzt stelle ich drei Dinge fest:

  • Ist das kalt hier!! Ich habe nur 35° C zum Vergleich. Bibber. 
  • Ich musste als Beifahrerin rechts im Auto einsteigen und wir sind auch rechts gefahren. Oh nee, jetzt alles wieder komplett andersherum. 
  • Ich hatte mich völlig an die australische Tastatur gewöhnt! Auf einmal habe ich wieder alle Ä, Ö und Ü sowie ß, die ich möchte. Auf einmal sind z und y wieder andersherum. Da soll mal einer mitkommen - ständig tippe ich Wörter falsch. Das dauert jetzt auch noch ein paar Tage. 

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass meine Wohnung irgendwie kleiner geworden ist. Und das nach nur drei Monaten! Schon lustig. Ich kann rumlaufen, ohne mein ganzes Gepäck oder wenigstens den Tagesrucksack dabeizuhaben. Und ich kann meinen Mann umarmen und abknutschen, wann immer ich möchte - er ist direkt hier. :-)

Alles ist anders, und auf seine Weise auch schön, aber ich merke, dass ich noch ganz schön im Reisemodus stecke. Wohin geht es morgen? Äh, nirgendwo hin, ich bleibe hier. Und übermorgen? Da bleibe ich auch hier. Hm. Mein Nomadentrieb spornt mich an, wenigstens in eine andere Stadt zu fahren und dort mindestens acht Stunden zu Fuß unterwegs zu sein. Ich habe das jetzt 12 Wochen gemacht - wie sollte ich mich jetzt auf einmal hinsetzen und nichts tun? Aber sie hatten mich gewarnt: Selbst eine kleine Reise hat diesen Effekt.

Übrigens, natürlich kommt noch ein Blogpost mit den besten Fotos! :-) Das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Aber erst noch ein kurzer Abriss der Tage in Bangkok. Meine Fruchtfreunde habe ich leider nicht mehr gesehen - Freelee ist schon wieder nach Australien abgereist und Olivia (eine andere Deutsche aus dem Forum, die sonst auch in Bangkok ist) ist woanders in Thailand unterwegs gewesen. So hatte ich die Zeit hier voll für mich. Auch gut! Und das habe ich dann gemacht:

Donnerstag, 22. März:
Nach den etwas entnervenden Tagen in Singapur stand für heute endlich die Abreise an. Ich war früh wach, unterhielt mich noch ganz nett mit einer Dame aus der indonesischen Reisegruppe, mit der ich mir das Zimmer geteilt hatte, und machte mich dann auch schnell auf den Weg.
Singapur hat für den öffentlichen Personennahverkehr Plastikkarten als Tickets, die man für 10 Dollar kaufen muss und die man am Ende der Reise wieder zurückgibt (so man seine 10 Dollar denn wiederhaben möchte). Das geht auch am Flughafen. Allerdings kann man das erst ab 12:00 Uhr mittags tun (das war für mich zu spät). Und auch sonst nehmen nur wenige Haltestellen die Tickets zurück, und auch dann nur zu bestimmten Zeiten. Ich fand das wirklich unnötig kompliziert, aber will mich mal nicht beschweren, denn so hatte ich morgens noch einen Grund, zur City Hall zu fahren. Dort bin ich noch mal ausgestiegen und habe mir die Kirche angesehen. Schön. Und dann ging es auch schnurstracks zum Flughafen.
Ich merkte, dass die Asiaten wirklich eine Gelassenheit an den Tag legen, die ich eher als Arbeitsverweigerung oder Langsamkeit interpretiere. So standen wir zu einer ganzen Schlange von Flugreisenden an den Check-in-Schaltern unseres Fliegers, und es hatte nur ein Schalter auf. Nicht, dass das falsch rüberkommt: Die anderen Schalter waren auch besetzt. Meistens mit zwei Leuten. Sie waren nur nicht geöffnet. Das Personal unterhielt sich nett, besorgte sich ein neues Heißgetränk, ging eine Runde umher, zog Lidstriche nach, erzählte sich gegenseitig etwas in fremden Zungen, was den Gesprächspartner zum Lachen brachte, und hey, wer lacht, kann sich natürlich nicht um die 50 Leute kümmern, die dort auf ihren Check-in warten. Ach ja. Ich versuchte, meine Hibbeligkeit herunterzuschlucken und mich daran zu erinnern, dass es ja auch wirklich nur meine letzten zwei Stunden in Singapur waren. Danach hätte ich es ja geschafft. Oh Mann.
Irgendwann war ich dann an der Reihe, gab den großen Rucksack ab und behielt den kleinen als Handgepäck und lief noch ein wenig am Terminal umher. Ich investierte meine letzten Münzen in eine kleine Pommes (mehr gaben die Münzen nicht mehr her), ging durch den Sicherheitscheck, nutzte das kostenlose Internet, und vertrödelte die letzten Minuten vor dem Abflug.
Einen kurzen Adrenalinkick hatte ich, als ich im Flieger auf einmal anfing zu überlegen, ob ich für Thailand ein Visum brauchte oder mich noch mal irgendwie hätte anmelden müssen. Vorbereitet hatte ich die Reise vor einem guten Jahr - hatte ich damals irgendwas beantragt? Nee. Oder? Ich rotierte geistig bestimmt für 20 Minuten und fragte die Stewardess, die es auch nicht wusste, aber die lächelnd bestätigte, dass man mir dann tatsächlich die Einreise verweigern könnte (wie grausam - wieder nach Singapur einzureisen war jetzt wirklich nichts, worauf ich mich gefreut hätte). Ich dachte noch mal fest nach und erinnerte mich an das Kaffeetrinken mit meiner Kindergartenfreundin Anne (mit der und ihrem Freund Jan ich in Neuseeland herumgereist war), und dass wir festgestellt hatten, dass man nur für Australien ein Visum bräuchte. War doch hoffentlich so. Oder?
Abgesehen davon litt ich unter Obst- und Gemüsemangel und fühlte mich, als hätte ich drei Tage lang nur Mehl und Salz gegessen (hatte ich ja irgendwie auch): Dehydriert, müde, geschwächt, matt. Ich muss noch mal diesen Reiseblog als Ernährungsblog missbrauchen: Wenn euch jemals die Idee erfasst, euch vegetarisch oder vegan zu ernähren, denkt man meine weisen Worte (und ich weiß es auch nur aus bitterer Erfahrung): So wenig Getreide und Hülsenfrüchte wie möglich. Ich weiß, die Vollkornlobby ist ein Deutschland unfassbar stark, aber sie hilft einem leider nur, mit aufbeblähtem Bauch herumzurennen und sein Essen ständig würzen und verarbeiten zu müssen, weil Getreide und Hülsenfrüchte nun mal nach, genau, nichts schmecken. Obst und Gemüse sind das einzig Wahre, und dann sieht man auch so gesund aus, wie man sich fühlt. Ha. So, zurück zur Reise.
Ich wollte dann im Flieger die Datteln essen, die ich in noch kurz vor der Abreise erstanden hatte. Die freundliche Stewardess wies mich doch darauf hin, dass ich nichts selbst Mitgebrachtes essen dürfte. Oh Mann - Singapur und ich sollten wirklich keine Freunde werden. Das einzige Menü, das vegan hätte sein können, war selbstverständlich ausverkauft. Ich gab auf, nahm mein aufblasbares Nackenkissen aus dem Rucksack, pustete es wütend auf und verbrachte aus Protest den Rest des Fluges gespielt schlafend (und guckte extra nicht aus dem Fenster, so, das hatten sie jetzt davon, also ehrlich).
Irgendwann wurde der Landeanflug eingeleitet, und da sah ich sie wieder: Bangkok, die Metropole Thailands, für mich Anfang und Ende, der Ort, an dem ich meine ersten aufgeregten und zaghaften Schritte in Richtung Fernreise getan hatte. Hier war ich direkt am ersten Abend mit Edwina aus Melbourne und ihrer Freundin mit dem Boot über den Fluss geschippert, hier hatte ich Freelee getroffen, hier war ich tapfer Bus gefahren. Unter einer dicken Smog-Glocke, die man von oben so richtig sehen konnte, lag Bangkok in all seiner doch immer sympathischen Hektik, mit seinen kleinen und wuseligen Bewohnern und seinem ständigen Lächeln. Wir landeten, und ich raste aus dem Flugzeug und konnte gar nicht schnell genug durch die Einwanderungsbehörde (man braucht natürlich kein Visum) und den Zoll kommen, um meine letzen Scheine aus Singapur sofort in Bhat zu tauschen. Glücklich und zufrieden stellte ich mir vor, wie ich all die Bhat-Scheine in Durian investieren würde, und begab mich wieder frohen Gemütes und leichten Herzens in Richtung Ausgang.
Da ich mich ja diesmal in Bangkok schon ein wenig auskannte und vieles wollte, aber nicht noch mal Taxi fahren, bin ich nach ein paar Rückfragen beim Personal der Flughafeninfo mit dem Airport Link in die Innenstadt, habe dort, was auch sonst, die ersten Packungen Durian gekauft und auch sofort gegessen, und bin dann mit dem Sky Train zum Hotel. Hach ja - kennt ihr das, wenn man auch erst zum zweiten Mal irgendwo ist, aber das Gefühl hat, sich schon mordsmäßig auszukennen? So fühlte ich mich. Ich gehörte jetzt nicht mehr zu den Anfängern, nein, ich war schon mal in Bangkok, und ich wusste, wie man sich hier zu verhalten hat und wo es langing.
Im Hotel genoss ich die euphorische Freundlichkeit der Thais (ist mir egal, wenn es nur gespielt ist, es ist trotzdem schön!), und bekam wieder ein größeres Zimmer, als ich eigentlich gebucht hatte. Ich widerstand dem Impuls, den netten jungen Dame an der Rezeption um den Hals zu fallen und zu schluchzen "Danke, danke, danke, Sie sind so gut zu mir, wenn Sie wüssten, was ich in Singapur erlebt habe", und fuhr voller Contenance mit dem Aufzug nach ganz oben und bezog meine Residenz. Als ich die Tür öffnete und eine wunderschöne Unterkunft sah, sagte ich laut "Hallo". Ich ging hinein, stellte meine Sachen ab und befand, dass man die Reise vermutlich wirklich langsam beenden sollte, wenn man anfängt, mit Räumen zu sprechen.
Den Rest des Tages habe ich nur mein Gepäck ausgeräumt, meine dreckigen Sachen in der Badewanne mit australischem Waschmittel eingeweicht, bin noch mal in die Stadt gefahren (ihr ahnt, wofür) und habe ansonsten auf dem King Size-Bett gelegen und Deutsche Welle Asien geguckt. Ach ja. Das Leben kann so verdammt schön sein. Ich lebe zu Hause wirklich nicht in übertriebenem Luxus, und Minimalismus ist, was mich glücklich macht. Aber so für drei bis vier Tage gefällt mir so ein Luxuszimmer doch gut, und man muss ich um nichts kümmern und kann sich so gut erholen. Ich bin auf der Rückreise nach Düsseldorf 13 Stunden im Flieger gewesen, und trotzdem sagte mein Mann, dass ich noch nie so erholt und entspannt ausgesehen hätte. Ich glaube fest daran, dass man unweigerlich erholt und entspannt aussieht, wenn man 22 Stunden am Tag im Liegen verbringt, ein wenig Unterhaltung hat oder döst, und ansonsten viel Obst isst und viel trinkt. Das war einfach wunderbar. Urlaub eben.
  
Freitag, 23. März:
Ich habe ausgeschlafen (so lange man eben schläft, wenn man noch in der australischen Zeitzone ist, ich glaube, ich war um 6:00 Uhr wach), habe den Vormittag vertrödelt, mir dann zu Mittag drei große Packungen Durian gekauft und mir dann die Vereidigung des neuen Bundespräsidenten angesehen. Besonders genossen habe ich die rhetorische Leistung von Prof. Dr. Norbert Lammert, dem ich immer wieder sehr gerne zuhöre - von den richtigen Sprechpausen bis hin zur Betonung ist er vermutlich nahe an der Perfektion, die einem die Sprech-Coaches versuchen beizubringen. Luxussuite, Durian in der einen Hand, Fernbedienung in der anderen, und Norbert Lammert spricht - mein Leben war mal wieder so, wie es sein sollte.
Heute habe ich auch außer Bloggen nicht mehr viel gemacht. Ich fuhr abends für etwas mehr Durian wieder in die Stadt, und stellte im Sky Train fest, dass auch hier die Menschen ihre Liebe zu farbigen Kontaktlinsen entdeckt habe. In Singapur ist mir das auch schon aufgefallen: Junge Menschen mit riesigen Katzen-Pupillen oder blaue Augen bei Asiaten - farbige Kontaktlinsen sind ja bei uns jetzt 20 Jahre her, haben jedoch Asien nun voll erfasst.

Samstag, 24. März:
Heute war ich um 5:30 Uhr wach und habe mir auf meinem King Size-Bett in voller Schönheit den Sonnenaufgang über Bangkok angesehen. Ich war wieder in der Hotellobby online und für Mittag- und Abendessen (Durian) in der Stadt. Ich habe ein bisschen Yoga gemacht, es gab ein Gewitter, das ich mir auch vom Bett aus angeschaut habe, und ansonsten war der Tag wieder gefüllt mit Dösen, Essen und Fernsehen. Ich sah einen deutschen Videoclip und stellte nach ein paar Sekunden fest, dass die beiden singenden jungen Frauen gar nicht (wie zuerst gedacht) wild in den Gegenverkehr fahren, sondern dass sie alleine auf der Straße sind und tatsächlich auf der richtigen Seite fahren. Upps. Stimmt. Da war was - zu Hause wird wieder Rechtsverkehr herrschen.

Sonntag, 25. März:
Heute war ich um 4:00 Uhr wach, habe für den kommenden Tag schon mal all meine Sachen sortiert und gepackt, und habe alle Quittungen, die sich mal wieder angesammelt hatten, nach Städten sortiert und dann entweder als "E" für Essen, "N" für Nacht/Übernachtung oder "T" für Transport in eine Tabelle in meinem Buch eingetragen. Ich hatte ja Zeit.
Gestern hatte ich Patrick wiedergesehen, den lustigen Portier. Er wollte unbedingt noch abends weggehen, aber das war dann eine der Situationen, in die ich mich nicht hineinbegeben habe.
Ich trank heute einen zusätzlichen Liter Wasser, um morgen für den langen Flug auch voll hydriert zu sein und meinen Blutfluss ins Unermessliche zu steigern.
Da ich mir nicht sicher war, ob ich zu Hause durch die Quarantäne müsste, packte ich alle einschlägigen Gegenstände (Steine, Muscheln, etc.) in eine separate Tüte und legte sie ganz oben in den großen Rucksack (natürlich kam keine Quarantäne, wie schade).
Ich war noch mal online und hatte mittlerweile für den PC in der Hotellobby folgende Preise gehört (zwei davon sogar von derselben Person, und es waren nicht die letzten zwei):
  • 10 Minuten für 15 Bhat
  • 30 Minuten für 50 Bhat
  • 60 Minuten für 100 Bhat.
Man muss kein Mathelehrer sein, um die erste Option zu wählen. Ich finde Thailand immer wieder faszinierend.
Das erste Mal war ich drei Stunden online, und der Herr an der Rezeption fragte mich, ob es zwei gewesen wären (es passte also ohnehin niemand auf). Das zweite Mal waren es 90 Minuten und ein anderer Herr meinte "Ach, sagen wir 60". Auch gut.
Ich war zwei weitere Male in der Stadt, bewunderte erneut die pinken Taxis (Barbie und Ken können nicht schöner reisen!) und wurde doch ein wenig sentimental, als mir auf dem Rückweg zum Hotel klar wurde, dass dies für lange Zeit das letzte Mal sein würde, dass ich das Siam Paragon Einkaufszentrum sehen würde. Ich kann zwar nur "Danke" und "Die nächste Haltestelle ist: Siam" sagen, und weder Etiketten lesen noch mich sonst richtig verständigen, aber Bangkok ist schon cool.

Montag, 26. März:
Heute ging es mit dem Flieger zurück nach Düsseldorf. Dies ist der letzte Tag der Reise gewesen. Ich war früh wach, frühstückte die letzte Packung Durian, checkte aus, fuhr mit Sky Train und Aiport Link zum Flughafen, sah dort am Air Berlin-Schalter viele deutsche Gesichter und hörte nach langer Zeit mal wieder meine Muttersprache. Ich checkte ein, schritt mit ein wenig Abschmiedsschmerz durch die Sicherheitskontrolle, und wartete eine ganze Weile am Gate.
Wir durften erst später ins Flugzeug als geplant. In einem unnachahmlichen Rheinisch erklärte uns der Pilot, dass das deutsche Personal beim Buchen der Taxis vom Hotel zum Flughafen die deutsche Zeitumstellung nicht einberechnet hatte - so saßen alle Passagiere schon am Gate, während Piloten und Flugbegleiter eine Stunde zu spät kamen. Begeistert von so viel Ehrlichkeit versicherten wir den Flugbegleitern, dass das schon ok sei. Ehrlich, ob man dann 12 oder 13 Stunden braucht, macht hinterher den Kohl auch nicht mehr fett.
Ein netter Graphikdesigner aus Berlin hatte den Platz neben mir, und wir hatten einen guten Flug. Ich hatte extra den Gangplatz reserviert (ich bitte so ungern Leute, mich rauszulassen, und im Zweifelsfall muss ich öfter zur Toilette), aber wir haben nach sechs Stunden Plätze getauscht (da war ich dann das einzige Mal auf der Toilette - gibt es irgendwas, das noch trockener ist als Flugzeugluft? Man trinkt und trinkt und muss doch nie, unglaublich). So hatte ich den Rest des Fluges den Fensterplatz und habe auf der Karte mitverfolgt, wo wir gerade sind. Ich liebe diese Anzeigen im Flugzeug, bei denen man sehen kann, wie hoch und wie schnell man ist, und vor allem: Wo.
Von den schneebedeckten afghanischen Bergen über zu sandwüstenartigen Flächen in Russland bis hin zu braunen Kraterlandschaften irgendwo dazwischen - unser Planet sieht aus 10.000 Meter Höhe schon toll  aus. Nach Osten hat man ja immer Nachtflüge, da bekommt man das alles nicht zu sehen. Nach Westen hat man das volle Panorama.
Als wir langsam über Polen waren, wurde alles grün, und über Deutschland sah man auf einmal viele Städte und Dörfer.
Der Landeanflug über Düsseldorf dauerte lange und beeinhaltete viele Extrarunden (wir waren auch über Gladbach, und wir haben das Stadion der Borussia sehen können). Ich starrte verliebt auf den Fernsehturm und den Rhein, und hätte fast heulen können. Ich hatte mir schon Monate vor der Reise ausgemalt, wie der Landeanflug auf Sydney oder auch andere Städte sein würde. Und doch waren die letzen Minuten im Sonnenuntergang über Nordrhein-Westfalen und der Landeanflug auf Düsseldorf das Schönste, was ich vom Flieger aus gesehen habe.
Wir landeten dann butterweich, und dann war die Reise echt und diesmal so richtig vorbei. Aus, Ende, Finito, wieder zu Hause.
Am Flughafen hat mich dann so ein super aussehender Typ aufgegabelt, und das Hostel, das er vermietet, kam mir irgendwie bekannt vor. Reine Mädchenzimmer gibt es nicht, aber wir teilen uns ein Zweierzimmer. Die Küche ist verdammt gut ausgestattet, und jemand hatte schon Datteln und Feigen für mich deponiert (oh, das war wohl ich selbst, wie entsetzlich vorausschauend!). Das Bad ist super und sehr sauber, und es gab in dem blitzblankpolierten Hostel sogar eine liebevoll hergerichtete Willkommensecke mit Blumen, Kokoswasser aus dem Bioladen und meinem Teddy (lacht nicht, ich fand's toll). Der nette junge Mann hatte sogar selbst gereinigtes Trinkwasser mit zum Flughafen gebracht, falls ich durstig ankomme (hatte ich mal erwähnt, dass er der perfekte Mann ist?). Ich bin seitdem in diesem schönen Hostel hier versackt, und ich zahle auch keine Miete (obwohl - war da nicht so ein Dauerauftrag? Ich weiss es nicht mehr).
Ich glaube, das ist die beste Station der ganzen Reise.
Hier bleibe ich jetzt ein bisschen.

Und damit ist die Geschichte zu Ende!

Die nächsten Tage blogge ich noch mal über Thailand, dann kommen die Fotos, und dann fällt dieser Blog in einen langen Dornröschenschlaf, bis er eines Tages, ja, eines Tages wieder erwacht, und die zauberhafte Reise weitergeht.

Bis bald!

Eure Märchentante .... äh, Lissa ;-)

Sonntag, 25. März 2012

Singapur

 

Hier mein persoenliches Fazit zu Singapur. Bitte immer daran denken, dass es nur meine total subjektiven Eindruecke sind und es sich hier wirklich um meine Notizen handelt - falls jemand Singapur oder Asien damit ungerecht behandelt sieht, kann er das gerne in den Kommentaren hinzufuegen. Mein kulturelles Verstaendnis fuer Asien ist noch in einem fruehen Entwicklungsstatium.

Folgende Stichpunkte habe ich mir waehrend der 72 Stunden fleissig aufgeschrieben:

* Singapur hat eine feuchte Hitze, die wirklich kaum zu toppen ist. Bangkok kommt mir jetzt trocken vor, und als ich das erste Mal hier war, fand ich Bangkok schon so unendlich heiss und feucht. Singapur ist aber wirklich wie Sauna: Draussen gefuehlte 87 Grad und fast Dunst und Nebelschwaden, im Einkaufszentrum wieder 18 Grad. Jasmin fand Bangkok auch trocken - es ist eben alles relativ.
* Im Gegensatz zu Australien, wo alle Geschaefte um 17:00 Uhr schliessen (da haetten wir doch noch was, was ich nicht sooo toll fand), ist Singapur eine der Staedte, die nie schlafen. Alles hat fast staendig auf.
* In Singapur sprechen die Einheimischen untereinander Englisch oder ihre Muttersprache, wenn es dieselbe ist. Die meisten Singapurer (die uebrigens tatsaechlich so heissen) sind chinesischer Abstammung (so wie Jasmine) und sprechen zu Hause Mandarin, ein weiterer Teil ist aus Malaysia (die haben schon mal dieselben Buchstaben wie wir) und der kleinste Teil ist aus Indien. Das heisst, dass die meisten Schilder wirklich in vier Sprachen beschriftet sind.
* Einen auch nicht zu verachtenden Teil machen die sogenannten Expats aus - Menschen aus der westlichen Welt, die fuer ein paar Monate oder Jahre in Singapur leben und arbeiten. Die haben ihre ganz eigenen Viertel und man trifft sie am Wochenende in den teuren Restaurants und Bars an der Clarke Quay, wie ich von Jasmine gelernt habe (die wahre Coolness ist es selbstverstaendlich, mit einem Mr. Bean-Sojaeis und jemandem aus der lokalen Bevoelkerung am Fluss zu sitzen und die angetrunkenen Expats zu beobachten. Unbezahlbar.).
* Singapur ist wirklich sehr westlich, aehnlich wie Bangkok. Meistens erkennt man aber dann doch ganz klar die asiatische Kultur: Die kleinen Staende mit Street Food, die staendig bunt glitzerden Auslagen mit Handytaschen (wie viele kann man davon wohl brauchen?) und die Enge in den Einkaufszentren, in denen unsereins sich etwas eingequetscht fuehlen kann; die Autowerkstaetten, die mehr auf dem Buergersteig als drinnen arbeiten; das Gemeinschaftsgefuehl, das aufkommt, wenn man in den kleinen Essraeumen vor den Strassenkuechen sitzt (ein Inder hat erst einem jungen Mann und dann mir eine Trinkkokosnuss verkauft und meinte "Es ist draussen so heiss, Kinder, kommt, setzt euch rein", und so hockten wir zu mehreren mit unseren total asiatischen Trinkkokosnuessen und unseren total westlichen Trinkhalmen in der Hitze des Aequators in einer indischen Strassenkueche und schluerften alle wortlos vor uns hin - wir kannten uns ja nicht weiter); die asiatische "Mach einfach mal"-Einstellung, quasi das totale Gegenteil von deutscher Arbeitssicherheit und TÜV. Asien ist einfach Asien. Ich glaube, als Einstieg sind Bangkok und Singapur sehr gut gewesen und eher leichte Kost (in der Hoffnung hatte ich die beiden auch ausgewaehlt).
* In der U-Bahn laufen non-stop informative Videos zum Thema Terrorismus. Das klingt erst mal schlimm, aber ich glaube, nach der tollen Demonstration der Schauspieler (keine Ironie), wie man sich genau zu verhalten hat, wenn auf einmal eine verdaechtige Tasche ganz alleine irgendwo steht, kann Singapur fast nichts mehr passieren.
* Singapur ist so gut organisiert, dass ich sofort alles gefunden habe. Wer das Konzept U-Bahn einmal verstanden hat, hat es in Singapur leicht. Es war auch alles gut beschriftet und ausgeschildert.
* Ich weiss nicht, warum, aber das Obst und Gemuese war echt nicht so toll. Alles muss importiert werden, da Singapur selbst keine Anbauflaechen hat, aber es liegt ja doch relativ gut erreichbar, sollte man meinen. Einiges war aber wirklich so schlecht, dass ich es liegen gelassen habe.
* Aus irgendwelchen Gruenden sagt man in Singapur fuer Aussteigen (aus Bus, Bahn und Zug) "to alight". Ich wusste erst gar nicht, was das sein soll. Jasmine fand es lustig, dass die Australier (und vermutlich auch die anderen englischsprachigen Nationen) "to get off" sagen.
* Am Flughafen bekommt man zur Entspannung noch ein Zettelchen, das einen darueber informiert, das auf Drogenbesitz die Todesstrafe steht. Na dann.
* Ueberhaupt nennt man Singapur "a fine city", was sowohl  "eine schoene Stadt" als auch "Stadt der Geldstrafen" heisst. Fuer das nicht erlaubte Essen und Trinken in der U-Bahn zahlt man beispielsweise umgerechnet 300 Euro.
* Singapur war definitiv der anstrengendste Teil der Reise.
* Nirgendwo habe ich je so viel geschwitzt, glaube ich (naja, soll gesund sein!)
* Wer fuer grosse Unternehmen arbeiten moechte oder aber auch ein Fan der grossen Marken und Einkaufzentren ist, oder ueberhaupt einer gewissen Superlative, der wird in Singapur sicher nicht ganz falsch sein.


Und weil es irgendwie immer Spass macht, hier wieder die Oskars - auch, wenn es nach einem so kurzen Aufenthalt wenig zu vergleichen gibt:

Urlaubsoskar fuer das beste Essen:

Die Nominierten sind:
* Sojaeis Nr. 1 - 14 von Mr. Bean
* Malaysische Durian nach langer Suche gegen Mitternacht
* geschacksneutrale Maiscracker

Der Urlaubsoskar geht an ..... Die Durian!! Sollte ich jemals etwas anderes waehlen, liege ich vermutlich im Fieberkoma.

Urlaubsoskar fuer den/die attraktivste Mitreisende/n:

Die Nominierten sind:
* ....ppppff.... aeh ......*ueberleg*.....
* .............hm..........
* ........*gruebel*.........
* Der rein aeusserlich attraktive, namenlose Herr im Bad des Hostels

Der Urlaubsoskar geht an ..... den attraktiven Mann im Bad! Er wird es wohl niemals erfahren, dass er sogar in einem Blog geehrt wurde. Unbekannterweise lieben Dank, dass Sie sich dort so schoen und maskulin mit einem Handtuch um die Huefte die Zaehne geputzt haben. Zwar nur fuer drei Sekunden, aber Sie waren das optische Highlight meiner Reise.
Damit das klar ist: Das gilt jetzt nur von dem Zeitpunkt an, ab dem ich meinen Mann nach der Sicherheitskontrolle nicht mehr sehen konnte - davor thront mein Mann auf Platz 1. Sorry. So eingebildet muessen Sie jetzt auch wieder nicht sein. 


Urlaubsoskar fuer den lustigsten Abend:

Die Nominierten sind:
* Montagabend alleine
* Dienstagabend mit Jasmine in Little India
* Mittwochabend mit Jasmine am Clarke Quay

Der Urlaubsoskar geht an ..... den Mittwochabend mit Jasmine! Wir hatten so viel Lustiges zu erzaehlen und eine Wellenlaenge, und haben uns echt mehrmals schlappgelacht. Ach, die gute Jasmine - es ist so toll, dass man sich heutzutage in Hobart, Tasmanien, auf einer Tagestour kennenlernt und dann ein paar Tage spaeter in Singapur zum Abendessen treffen kann. Die Welt ist wirklich mittlerweile ein globales Dorf.


So, und damit enden jetzt tatsaechlich die Blogposts aus der Ferne. Von Duesseldorf melde ich mich noch mal, wenn ich gut gelandet bin, und erzaehle noch, was in Thailand so passiert ist (nicht mehr viel, aber Kleinigkeiten gibt es ja doch immer zu erzaehlen). Bei mir ist jetzt schon 16:00 Uhr durch, und nachher fahre ich ein letztes Mal in die Stadt fuer eine finale Portion Durian, ein bisschen Trockenfutter fuer den Flug morgen (Datteln) und vielleicht eine englischsprachige Zeitung - fuer den Flug sind begeisternde 11:50 Stunden angesetzt. 

Ich habe zwar immer noch das Gefuehl, dass ich selbstverstaendlich ewig so weiterreisen werde, aber rational weiss ich, dass es morgen dann tatsaechlich vorbei ist und diese wunderbaren drei Monate damit vorerst ein Ende finden.

Ich habe mir vorgenommen, hier weiterzubloggen, wenn ich wieder down under unterwegs bin. Ich muss mir das auch feste einreden, damit ich nicht durchdrehe bei dem Gedanken, dass mir die letzten Momente jetzt nur noch so durch die Haende gleiten und meine wunderschoene Reise tatsaechlich nur noch 32 Stunden dauert.

Bis morgen oder Dienstag dann von Duesseldorf aus, und DANKE schon mal an all euch tolle Leser! Mir hat es unglaublich viel Spass gemacht zu bloggen, und das Wissen, dass sogar meine Familie doch so eifrig mitgelesen hat (siehst du, Mami, endlich bist du oft im Internet!), war wirklich ganz, ganz toll. Und selbstverstaendlich die Ernaehrungsgruppe, ich habe so oft an euch gedacht, vor allem beim Obst! Und an jeden, der sonst in irgendeiner Form gerne mitgelesen hat, noch einen lieben Gruss unbekannterweise. 

Danke fuer eure digitale Reisebegleitung, sozusagen! :-)

Ein besonderer Gruss geht an die Oma, die bestimmt mal wieder am besten von allen aufgepasst hat, und die sich das ein oder andere Mal an ihre eigenen Abenteuer erinnert hat (das weiss ich von Bernd und auch so, denn ich musste hier auch oft an dich denken!), ob sie nun immer ganz toll und freiwillig waren oder eher schwierig. Oma, du und ich, wir alten Haudegen! Dicker Schmatzer, deine Lissa

Samstag, 24. März 2012

Singapur: Singapur






Ihr Lieben, schoene Gruesse aus Bangkok, von wo es unfassbarerweise uebermorgen wieder nach Duesseldorf geht.


Ja. Singapur. Dazu muss ich jetzt wohl auch ein paar Zeilen schreiben. Aber zuerst muss ich einen Nachtrag zu einer sehr lustigen Szene verfassen, die ich wirklich in meinen Notizen uebersehen habe. Da stand nur ganz klein "bush spa", was der Szene aber keinesfalls gerecht wird. Also:

Nachtrag zu Dienstag, 13. Maerz:
Wer sich noch vage erinnert (ich erinnere mich ja kaum noch daran, hier geht alles so schnell), weiss, dass ich an diesem Tag noch in den Blue Mountains war. Ich hatte ja von diesem lustigen bush walk erzaehlt, von dem ich mit aufgeschrammtem Bein und mit Blutegeln wieder zurueck ins Baumhaus kam. Ob all meiner Helden- und Verletzungsgeschichten habe ich voellig das bush spa vergessen.
Es handelt sich dabei um eine Vertiefung in einem Fluss - quasi eine Badewanne in der Natur. Man kann sich einfach hineinsetzen und hockt mitten in den Blue Mountains in einem kleinen Spa. Nun war es so, dass Tourguide Evan selbstverstaendlich (mir unbekannterweise) in Badehose losgewandert war, es aber offenkundig versauemt hatte, mich ueber diese geplante Aktivitaet zu informieren.
Tja. Wir kamen also zu dem tollen Spa, und nach vielen Fotos huepfte Evan dann aus seinen Sachen raus (naja, bis auf die Badehose eben) und in den Pool rein. Hatte ich erwaehnt, dass die Australier irgendwie schnell halbnackt sind? ;-)
Falls ihr euch das Spa als ein nettes, kleines Wasserbecken vorstellt, in das man auch seine Fuesse haette halten koennen, dann muss ich die Beschreibung noch konkretiesieren: Man musste, wie bei allem in den Blue Mountains, selbstverstaendlich wieder ein wenig halsbrecherisch zum Wasser hinabklettern. Die rutschigen Steine helfen nicht, genausowenig wie die Abwesenheit von Bauemen oder Pflanzen, um sich Halt zu verschaffen.
Es folgte dann eine so richtig schoen bloede, energische, nervige, medium-hasserfuellte Diskussion zwischen Mann und Frau. Evan sass zufrieden grinsend unten im Wasser und fragte, ob ich nicht auch kommen moechte, und ich stand mit einer Mischung aus Genervtheit und Neugier oben auf dem Felsen. Selbstverstaendlich wollte ich auch ins Wasser - es ist ein totales Abenteuer, mitten in den Bergen zu baden, umgeben von wildem Urwald und fernab der Zivilisation. Ich fand die Ausgangssituation aber verdammt ungerecht (Mann: Badesachen, Frau: keine Badesachen).
Als ich mit den Worten "Ich hab' ein Messer dabei" ernsten Blickes auf mein Waffenarsenal verwies, guckte er leicht entsetzt und fragte "Wie, die ganze Zeit schon?". Seht ihr, das gute Gefro, die Allzweckwaffe schlechthin. Daraufhin hat Evan angeblich (wie sollte ich das kontrollieren, als ich in die Schlucht hinabstieg!) die ganze Zeit in die andere Richtung geguckt, waehrend ich ins bush spa geklettert bin - ja genau, ihr denkt richtig, dann eben "ohne alles".
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm danken sollte dafuer, dass er mich an so tolle Orte bringt, oder ihn schlagen dafuer, dass er entweder wirklich vergisst, mir solche Sachen vorher zu sagen, oder sich einfach einen Spass daraus macht zu gucken, was ich dann mache. Aber so sind Weltreisen wohl, man bekommt immer das Tolle und das Nervige in einem Paket.
Nun denn, ich kam mir jedenfalls fuer fuenf Minuten im kuehlen Wasser vor wie ein absolut abenteuerliches Groupie vor, waehrend ich mich einfach entspannt im Spa ausstreckte, und musste selbst grinsen, dass ich es tatsaechlich gemacht habe.
Jetzt habe ich eine weitere Geschichte, die ich in 50 Jahren meinen Enkeln erzaehlen kann und ein "Boah Oma, du bist voll eklig" zurueckbekomme. Ich lache jetzt beim Schreiben noch. ;-)
Fuer diejenigen, die sich ob meiner Abenteuer manchmal Sorgen machen (was ich sehr zu schaetzen weiss!): Ich begebe mich nur in Situationen, bei denen ich ein 100% gutes Gefuehl habe. Sobald Zweifel aufkommen, bin ich aus der Nummer sofort raus, bzw. gar nicht erst drin, glaubt mir. Ich treffe mich ohnehin nur mit Menschen, die meiner Einschaetzung nach eine vortreffliche Gesellschaft darstellen. Bitte vertraut mir hier wirklich - haette ich im Geringsten daran gedacht, irgendwie bei der Aktion in Bedraengnis geraten zu koennen, haette ich es nicht gemacht. Ich haette den ganzen bush walk nicht gemacht, bzw. den ganzen Besuch sein gelassen.
Waere im Vorfeld irgendwas komisch gelaufen, haette ich ihm spaeter giftige Blaetter in seinen Salat gemischt und ihm erzaehlt, dass die so nahrhaft sind (er glaubt mir alles, was ich ihm zum Thema Essen erzaehle). Oder noch vor dem bush spa beilauefig fallen gelassen, dass das Leben mit einem kuenstlichen Darmausgang eigentlich gar nicht so schlimm ist. Oder, noch besser, dass ich vor vier Jahren noch Stefan geheissen haette, mich aber seit der OP einfach viel besser fuehle und jetzt als Frau einfach im richtigen Koerper waere.
Vertraut mir: Egal, was kommt - ich kann noch schlimmer. Jedenfalls bisher.

So, und nun zu Singapur. Ich hatte an Singapur relativ hohe Erwartungen: So viele meiner Bekannten und Freunde waren schon da und schwaermen davon, und vor der Reise hat mir meine gute Hausaerztin noch erzaehlt, dass es ihr dort so gut gefallen hat, dass sie gar nicht mehr abreisen wollte.

Sonntag, 18. Maerz:
Gestern Abend ging es fuer mich per Zug nach Sydney, und dann per Nachtbus nach Melbourne. Letzteren hatte ich gebucht, weil es so eine guenstige Art des Reisens ist. Ich hatte schon beim Buchen das Gefuehl, dass es dieses Mal nicht so schlimm wuerde. Es war dann auch wirklich ok. Ich sass neben einer normalgewichtigen und geduschten jungen Frau, und irgendwie haben wir alle zwischendurch geschlafen und die Zeit ging gut rum. Daumen hoch.
Morgens in Melbourne stellte ich fest, dass man Sonntags um 8:00 Uhr echt nichts machen kann, und so hockte ich bis 10:00 Uhr vor der Bibliothek, bis ich endlich rein konnte. Bis 14:00 Uhr habe ich froehlich vor mit hingebloggt (ok, ich war ehrlich gesagt total k.o.) und den Rest der Reise gebucht.
Ich hatte die Nacht in der YHA Melbourne Central diesmal schon lange vorgebucht (man wird ja doch manchmal etwas schlauer) und habe dann eingecheckt, dann eingekauft, dann gegessen, und bin um 18:00 Uhr oder so rueckwaerts ins Bett gefallen.

Montag, 19. Maerz:
Nach einer wohltuenden Nacht Schlaf habe ich morgens eine nette Schwedin kennengelernt, die seit zehn Jahren Yoga macht und mir erzaehlte, dass Yoga fuer sie das beste Mittel gegen Jetlag sei. Ich habe jetzt zwar keine Jetlag-traechtigen Zeitzonenwechsel mehr, aber ich merke es mir fuer das naechte Mal in Richtung Osten. Das koennte fuer mich wirklich funktionieren. Was bei mir leider so gar nicht hilft, ist der Tipp, sich an die neue Zeitzone anzupassen. Das mache ich! Mein Koerper ist trotzdem morgens um 2:00 Uhr hellwach und hat Hunger und faellt ueber Mittag ins Koma. Aber Yoga wirkt irgendwie auf der Nervensystem, erklaerte sie mir, und das wuerde wirklich helfen. Fingers crossed!
Ich bin dann mit meinen Sachen zum Flughafen, habe eingecheckt und die Zeit abgewartet. Es ist schon so, wie ein erfahrener Weltreisender auf seiner Internetseite sagte: Ueberraschend viel Zeit verbringt man einfach mit Warten. Allein der Flug von Melbourne nach Singapur dauerte 7 oder 8 Stunden - so genau habe ich schon extra nicht mehr nachgerechnet.
In Singapur angekommen, war ich dann wieder mitten in Asien, mit all seinen Eigenheiten. Ist euch mal aufgefallen, dass die Asiaten ein anderes Verhaeltnis zu koerperlicher Distanz haben? Eine Frau rannte in der Warteschlange am Zoll wirklich dauernd gegen mich. Dauernd. Und noch mal. Und rumms. Und weil's so schoen war. Und noch mal. Ich habe mich dann nach dem 14ten mal recht energisch umgedreht und sie einfach nur angeguckt. "Oh, solly, Ma'am". Ja genau, Frollein, die Ma'am war auch solly. Was die junge Frau nicht davon abhielt, mir danach noch ein paar Mal ihre Tasche in die Kniekehle zu hauen. Wir Europaeer stehen einfach weiter auseinander.
Ausserdem gibt es in Asien vermutlich niemanden mehr, der kein technisches Geraet anguckt. Echt jetzt. Jeder, der in Singapur unterwegs ist, starrt auf sein Handy oder ein anderes Geraet und tippt etwas. Manchmal konnte ich kaum noch ausweichen, wenn mir jemand entgegen kam, ein paar andere Male habe ich mir den Spass daraus gemacht, stehenzubleiben und zu gucken, ob sie es noch kurz vorher merken, oder ob sie wirklich in einen reinrennen. Fazit: Sie rennen wirklich, bis sie vor irgendetwas vordonnern. Unglaublich. Tut das auf Dauer nicht weh? Haben sie nicht eine gewisse Peripherie, die sie trotz Fokus auf das Handy oder iPhone noch sehen koennen? Offenbar nicht - die meisten sind verdutzt, schuetteln sich kurz und gehen dann um einen herum weiter ihrer Wege. Andere Laender, andere Sitten.


Beim Video ueber die Sicherheitshinweise im Flieger (ich glaube, ich bin der einzige Nerd, der jedes Mal von Anfang bis Ende zuguckt) moechte ich lobend erwaehnen, dass zum ersten Mal auch die "brace position" (siehe Bild oben) fuer uebergewichtige Menschen gezeigt wurde. Wer einen etwas dickeren Bauch hat (und das ist, wie wir alle wissen, in den allermeisten Faellen genetisch), beugt sich einfach so weit vor, wie es geht, und haelt sich an seinen Knien oder weiter oben an den Waden fest. Haetten wir diesen Ernstfall also auch geklaert. Sehr loeblich.
Ach ja. Und dann hoben wir ab, und damit verliess ich den australischen Boden. Ich habe wirklich leise geseufzt. Und die Skyline von Melbourne noch lange mit den Augen verfolgt. Ich habe generell sehr lange aus dem Fenster geguckt - ein Wunder, dass ich einer Nackenstarre entgehen konnte. Denn Australien ist ja relativ gross und wir flogen bestimmt noch vier Stunden ueber der australischen Landmasse, bevor nur noch blauer Ozean unter uns zu sehen war und ich innerlich eine kleine Traene vergoss, dass es jetzt vorbei war mit der Land der Traeume und Abenteuer.
Jetzt wieder ein praktischer Hinweis: Falls jemand auch so eine Reise macht, fragt er sich vielleicht, was man am besten mit dem noch halbnassen Handtuch macht, mit dem man sich morgens abgetrocknet hat. Packt man es in den Rucksack, den man zwei Stunden spaeter als Gepaeck aufgibt? Und nimmt das Handtuch dann 12 bis 24 Stunden spaeter etwas modrig wieder heraus? Ich nehme das Handtuch immer mit ins Handgepaeck und habe es den Flug ueber auf meinen Beinen ausgebreitet. Das ist einerseits sehr kleidsam (ok, ist es nicht, aber bitte lasst mir meine Fantasie) und zum Anderen ist die Luft im Flugzeug so trocken, dass man nach wenigen Stunden ein trockenes Handtuch wieder in sein Handgepaeck stopfen kann. Hurra!
Ich bin uebrigens mir sehr sicher, dass wir im Vorbeifliegen "in der Mitte" der australischen Suedkueste ueber Adelaide geflogen sind. So viele riesige Staedte tauchen in Australien nicht so oft einfach aus dem Nirgendwo auf, und auch der australische Herr neben mir meinte, dass es wohl Adelaide sein muesste (siehst du, Nathan, ich habe Adelaide doch noch ein bisschen sehen koennen!).
Bestimmt war ich auf dem Flug auch wieder die einzige Passagierin, die alle von der Fluggesellschaft empfohlenen Bein- und Fussuebungen durchgeturnt hat. Hat denn sonst niemand Respekt vor Tiefenvenenthrombose? Ich hatte natuerlich die guten Kompressionsstruempfe an, habe viel getrunken und mich ausserdem koerperlich betaetigt. Keine Ahnung, warum der Rest da so furchtlos rangeht.
Wir hatten auf dem Flug ein mal kurz angekuendigte Turbulenzen, aber als der singapurische Flugbegleiter Handyfotos von anderen Passagieren machte, schwante mir, dass es so schlimm wohl nicht werden koennte (wurde es dann auch nicht). Glueck gehabt.
Wir kamen dann in Singapur an, und damit bin ich offiziell wieder auf der Nordhalbkugel. Einerseits schoen, andererseits schade. Haette niemand geguckt, waere ich knallhart down under geblieben. Ich troestete mich damit, dass Singapur bestimmt auch ganz toll sei, dass mein Tag heute drei Stunden mehr haette, und dass Singapur ja vielleicht die ein oder andere Durian fuer mich bereithielte. Letzteres gab dann den Ausschlag fuer ein erstes zartes Band der Versoehnung. Aber wirklich nur ein ganz zartes.
Ich stieg aus, brach fast zusammen unter feuchten 35 Grad, nahm nach der Beschreibung des Hostels den Zug in die Stadt und kam schnell mitten in Singapur an. Dort stellte ich fest, dass sie eine Kette namens "Mr. Bean" haben (die Scherzkekse aber auch!), die Sojaeis verkauft. Wegen meiner Tapferkeit, wirklich aus Australien auszureisen (ich habe ja bis zuletzt auf ein grauenhaftes Unwetter direkt vor Singapur gehofft, durch das wir wenigstens in Perth bleiben muessen), kaufte ich mir ein Sojaeis. Wuerg. Es schmeckte wirklich wie gequirlte Bohnen mit etwas Zucker, und das als Softeis. Naja. Was lebte ich in diesem Augenblick noch im suessen Unwissen, dass das Sojaeis von Mr. Bean mich fuer die naechsten Tage noch mit am zuverlaessigsten ernaehren sollte!
Denn eins habe ich schon auf der Hinreise von der japanischen Freundin von Edwina gelernt (und Jasmine aus Singapur hat es bestaetigt): Asien ist nicht gut fuer Vegetarier. Punkt. Wer darueber hinaus noch weitere Ansprueche hat, fliegt am besten direkt weiter auf den naechsten Kontinent. Vor allem, wenn er (so wie meine Wenigkeit), keine der Landessprachen beherrscht. Argh.
Auch die allermeisten Singapurer sprechen kein wirklich deutliches Englisch, und manche gar nicht (wie macht man das, wenn Englisch mit eine der Amtssprachen ist?). Noch unguenstiger ist, dass sie vom Konzept des Vegetarismus bisher nicht viel gehoert haben. Ihr koennt euch ungefaehr vorstellen, wie erfolgreich meine Befragung der lokalen Bevoelkerung jeweils verlief.
Ich habe in Singapur 72 wirklich herausfordernde Stunden Aufenthalt gehabt. Ob ich ewas gegessen habe? Ja, zwischendurch. Gefuehlt waren es 12 Eis von Mr. Bean, eine malaysische Durian (die gelten als besser als die thailaendischen, und da koennte was dran sein), und ein paar seltsame Reisgerichte, von denen ich die meiste ohne die typisch asiatische Schaerfe bekam. Aber nicht alle. Leider.
Im Hostel ging ich noch (nettes Beamtenkind, das ich bin) zur Rezeption und sagte, dass ich bei der Schluesseluebergabe leider ueberhoert haette, wo noch mal die Kueche waere.
Personal: "Die Kueche?"
Lissa: "Die Kueche"
Personal: "Welche Kueche?"
Lissa: "Aeh ... die Kueche!"
Personal: "Not sure what you mean, Ma'am"
Lissa: "Don't tell me there's no .... no kitchen?"
Personal: "No kitchen, Ma'am. Only microwave at reception"
So war ich nach fast drei Monaten unfassbarerweise tatsaechlich in einem Hostel, das ueber keine Kueche verfuegte. Gut, wenn man Singapur ein bisschen kennt und weiss, dass dort jeder wirklich alle Mahlzeiten ausserhalb einnimmt, und quasi niemand kocht, wird das schoen verstaendlich. Ich jedoch war echt entsetzt. Bei schlechter Verstaendigung und anderen Leuten, die fuer mich kochen mussten, ahnte ich Boeses. Naja, wenigstens war das Internet im Hostel kostenlos, es gab morgens Obst und, wer wollte, Toast und Kaffee, und insgesamt war Singapur sehr guenstig. Ich habe pro Tag 42 Euro ausgegeben - das enthaelt aber wirklich alles, vom Sojaeis ueber das Hostel bis zur Nutzung des oeffentlichen Personennahverkehrs (zum Vergleich: In Bangkok hatte ich damals bei den 25 Euro das Hotel nicht mit einberechnet).
Ich wuerde luegen, wenn ich sagen wuerde, dass es in Singapur fuer mich leicht war oder besonderen Spass gemacht hat - dafuer war es einfach zu heiss und wirklich unfassbar feucht, sodass man nach zehn Minuten draussen voellig durchgeschwitzt war; dafuer habe ich beim Essen echt zu sehr gelitten; und dafuer ist es einfach zu ..... asiatisch!! Ich schaetze andere Kulturen und moechte leben, wie sie leben, aber warum muss alles glitzern? Singapur ist ein einziger Konsumtempel - ich hingegen bin maximal ein Minsumer (sorry, schon wieder so ein neues Wort), also ein consumer mit Minimalismus beim Einkaufen, der nur mitnimmt, was er wirklich, wirklich, wirklich braucht (und glaubt mir, das ist nicht viel). Wenn man nichts kaufen will, nichts essen kann, es einem zu heiss ist und das Hostel nachts so ist, wie in der Beschreibung weiter unten zu lesen ist, dann ist das eine ganz unheilige Mischung. Was war ich froh, dass ich so schnell wieder abreisen konnte.
Aber genug gemeckert - zurueck zum Thema: Ich bin am Tag meiner Ankunft noch durch Little India spaziert, habe dort mehrere Tempel angeguckt und mit den Leuten meditiert (ok, solange, bis die schrecklichen Raeucherstaebchen drohten, meine Lungen und Bronchien ernsthaft zu schaedigen) und habe mir zur Sicherheit ein paar geschmacksfreie Maiscracker gekauft. Auf Nachfrage im Supermarkt habe ich doch tatsaechlich herausgefunden, dass es einen eizigen Stand in Singapur gibt, der Durian verkauft. Dort bin ich abends noch hingepilgert und habe die beste Durian der Welt gegessen (stand auf dem Schild). Die war verdammt teuer - ich habe mit den jungen Herren schon gehandelt und umgerechnet doch 14 Euro bezahlt. Aber naja, man lebt nur ein Mal.

Dienstag, 20. Maerz:
Die Nacht verlief etwas durchwachsen, weil im Damenzimmer ausser mir nur Asiatinnen waren. Ich habe noch nie, nie, wirklich NIE einen Menschen so schnarchen hoeren. Am naechsten Morgen stapfte eine fuellige, ruestige Asiatin aus ihrem Bett, und ich ueberlegte ernsthaft, ob ich das Zimmer wechseln sollte (und ich habe ehrlich gesagt einen tiefen Schlaf).
Sista C., jetzt musst du den Absatz mal ueberspringen: Die Asiaten sind ausserdem keine grossen Fans von Taschentuechern. Warum auch, wenn man alles hochziehen kann? Ich kann das verstehen, wenn einem nur leicht die Nase laeuft, und man gerade nichts zur Hand hat. Kein Thema. Aber alles, was so richtig festsitzt, vor allem bei Menschen, die nicht genug trinken, wird doch sehr geraeuschvoll. Die Asiatin, die die ganze Nacht hochgezogen hat, war da aber ueberraschend schmerzfrei.
Ich fragte mich, was die Asiatinnen wohl ueber mich dachten - fanden sie mich uebertrieben hygienisch, zimperlich und einfach europaeisch? Ich hatte nicht den Eindruck, dass jemand von mir Notiz nahm. So lag ich klein, unbeachtet, hungrig und angewidert in meinem Bett irgendwo in der Naehe des Aequators (bitte habt ein wenig Mitleid) und zaehlte die Stunden, bis ich wieder nach Bangkok weiterfliegen konnte.
Morgens sprang ich daher fluchtartig aus meinem Bett, ass die kostenlose Fruehstuecksmelone und bloggte ueber Australien. Ich warf einen Blick auf die Seite tripadvisor.com, um zu eruieren, welche Aktivitaeten in Singapur die hoechsten Bewertungen hatten. Ich fing an mit der Marina Bay - einer Bucht, die wirklich beeindruckend ist und das Marina Bay Sands beherbergt, eine Art Hotel und Freizeitzentrum in Einem (auf dem Bild hier unten das Schiff auf den drei Saeulen). Ich lief die ganze Bucht ab und stiess tatsaechlich auf einen Stand mit Durianeis (gefrorene Durian in Eisform am Stiel). Singapur stieg in meiner Gunst um einen halben Punkt nach oben. Das Eis war zwar mit umgerechnet 7 Euro nicht billig, aber leeeeecker. Und ich hatte es ja so schwer. Also, her mit dem Eis.


Danach bin ich durch die Orchard Street gegangen, die Einkaufsstrasse Singapurs. Ich schaffte es nach mehreren Anlaeufen, etwas zu Essen zu finden. Die vorherigen Anlaeufe klangen so:

Dialog Nr. 1 (an einem Imbisstand in einem teuren Einkaufszentrum):
Lissa: "Is this only rice and vegetables?"
Frau: "Rice"
Lissa: "Yeah, but is it, like, only rice and vegetables? Did you put anything else in there?"
Frau: "Rice"
Lissa: "Only rice vegetables?"
Frau: "Oh ly?"
Lissa: "Only. O-n-ly! Only rice and vegetables?"
Frau: "Rice"
Lissa" "Do you understand English?"
Frau: Schuettelt Kopf.
Lissa: Laesst Schultern sinken und sucht weiter.
Sollte es tatsaechlich so schwierig sein?

Dialog Nr. 2 (am Buffet, den Reis hatte ich schon entdeckt):
Lissa: "Is this only vegetables or is there anything else in there?"
Frau: "Shrimps"
Lissa: "Okay ... and this one? Only vegetables?"
Frau: "Shrimps"
Lissa: "What do you have that has no shrimps?"
Frau: Zeigt auf Broccholi. Mist. Mag ich nicht.
Lissa: "All of the other vegetables (ca. 20) have shrimps???"
Frau (strahlt): "Shrimps, Ma'am".

Mein Schicksal sollte mir jedoch hold sein, und so fand ich tatsaechlich einen Stand, der Reis und geduensteten Weisskohl verkaufte. Hurra. Endlich. Man wird ja irgendwann so genuegsam!
Ich fuhr danach zum Botanischen Garten, der ja irgendwie immer schoen ist, und der sehr hoch angepriesen wurde. Dort findet man auch den Orchideengarten, den man fuer 5 Singapurdollar (ca. 3 Euro) besichtigen kann. Lebensveraendernd war die Erfahrung nicht, aber ich foerdere gerne die Haltung schoener Pflanzen, und fuer schoene Fotos waren die Orchideen selbstverstaendlich auch gut.
Ich bin im Botanischen Garten viel barfuss herumgelaufen - Singapur ist schon sehr sauber. Fuer besorgte Muetter: Ich habe immer ein Notfallset dabei. Darin enthalten sind: Eine Pinzette zur Entfernung all der Splitter, die man sich zuzieht (bisher nie passiert, toi toi toi), Desinfektionsspray in 3 Varienten und natuerlich Pflaster. Ansonsten mache ich einfach meine Kluesen auf und wenn ich einen Gegenstand auf dem Boden sehe, trete ich daneben. Bisher jedenfalls.
Zu meiner Begeisterung entdeckte ich, dass Singapur tatsaechlich Plumsklos hat - da hiess es hingehockt und mitgemacht! Die sind anfangs fuer uns gewoehnungsbeduerftig, aber meine Fruchtfreunde bezahlen viel Geld dafuer, auf ihr europaeisches Klo einen Aufsatz zu bekommen, mit dem man in eine aehnliche Position kommt. Die Haltung ist wohl das Beste fuer den Darm - weitere Details erspare ich euch.
Danach bin ich - aktiv, wie ich nun mal bin - etwas uebereifrig auch noch nach Chinatown gefahren. Um es kurz zu machen: Es gab dort, wenig ueberraschend, nichts fuer mich zu essen, und so verschlug es mich nach einer Weile in den McDonalds, der von der lokalen Bevoelkerung ueberraschend gut besucht war (was sagt uns das?).
Alles war ausserhalb des McDonalds voller Nikotin und Qualm aus dem Strassenkuechen - fuer mich das pure Grauen. Frische Luft ist so ein Luxus! Duesseldorf erhiehlt auf meiner inneren Skala weitere 300 Punkte.
Als ich Chinatown verlassen wollte, entdeckte ich einen Fruchtstand, der tatsaechlich Cempedaks hatte.


Dazu muss man jetzt wissen: Ich habe die schon mal gegessen, und sie war auch ok, aber selbst Fruchtexperten sagen, dass Cempedak "eher fuer Fortgeschrittene" ist. Mit anderen Worten: Sie kann etwas streng schmecken, und sie wird einem schnell zuwider. Ich habe sie ganz geschafft, aber konnte aus den letzten beiden Fruchtkissen nur noch den Saft raussaugen. Da war bei mir einfach Schluss. Der Geschmack schlaegt tatsaechlich beim Essen schnell um. Kein Wunder, dass diese Frucht es nie auf die Hitliste der beliebtesten Fruechte geschafft hat.
Beim Essen strahlte mich ein alter Opa staendig an und freute sich mit mir. Ich sag's euch, wenn ihr Leute kennenlernen wollt, beschafft euch Folgendes:
  • einen Hund
  • ein kleines Kind
  • eine Tropenfrucht.
Jede dieser Optionen verschafft euch innerhalb von Minuten neue Bekannte!
Abends traf ich mich dann in Little India mit Jasmine, die ich in Tasmanien kennengelernt hatte. Wir gingen in ein vegetarisches Restaurant in Little India, und auch hier war es etwas schwierig, sich genau zu verstaendigen, was die fuer mich so fremden Gerichte denn eigentlich beeinhalten (hatte ich gesagt, dass ich NIE wieder nach Asien fliege? Mann, war das anstrengend). Der Dialog verlief folgendermassen:
Jasmine: "Lissa, you have to try xyz!"
Lissa: "Looks like it has wheat flour (Anm. d. Autorin: Weizenmehl) in it, which has gluten. Is there wheat flour in this dish?"
Frau: "No, plain flour" (Anm. d. Autorin: das ist  ebenfalls normales Weizenmehl)
Lissa: "Yes, but it is from wheat, right?"
Frau: "Not, plain flour"
Lissa: "Yes, but which grain does it come from? From wheat, right?"
Frau: "I don't know"
Lissa: "Just by looking at it I'd say it's wheat flour"
Frau: "No, plain flour".

Ihr erkennt die Hoffnungslosigkeit dieses Dialoges, und so entschied ich mich, hey, mal wieder fuer Reis.
Jasmine und ich hatten einen total lustigen Abend, und ich war froh, direkt jemand aus der lokalen Bevoelkerung zu kennen. Wir haben richtig viel gelacht. Wir gingen noch in das Einkaufszentrum Mustafa (die Singapurer stehen voll auf ihre Einkaufszentren) und verabredeten uns fuer den naechsten Tag zum Mittagessen und zum Abendessen - wenn schon, denn schon.
Ich bin an diesem Tag 14 Stunden zu Fuss unterwegs gewesen. Irgendwas muss ich bei meinem Aborigine-Gang diesmal falsch gemacht haben, denn meine linke Ferse tut jetzt noch weh und ich habe komischen Muskelkater, weil ich anders aufgetreten sein muss. Dementsprechend bin ich ziemlich platt ins Bett gefallen. Nur meine schnarchenden Zimmergenossinnen hielten mich hier und da wach. Das Lustige ist, dass sie einmal komplett gleichzeitig aufgehoert haben. Waren sie noch am Leben? War alles ok? Ich traute mich nicht, durch eine Bewegung jemanden zu wecken. Nach fuenf Minuten grunzten sie aber wieder aus voller Kehle weiter. Oh Mann.

Mittwoch, 21. Maerz:
Hatte ich schon erzaehlt, dass eine der Trullas ihren Handywecker auf 5:00 Uhr gestellt hatte? In allen Naechten? Wer ist davon aufgewacht? Ich. Und zwar nur ich. Irgendwann habe ich von einem leisen "Hey, I think your alarm went off" zu einem lauten "Ladies! Whose alarm is this?" uebergehen muessen. Eine verpennte Asiatin wachte langsam auf, stellte das verdammte Teil aus, und pennte weiter. Ich nicht.
Um 7:00 Uhr standen wir dann auf, und ich weiss nicht, was genau alles an Deo und anderen Sprays in die Atmosphaere geballert wurde - ich schoss aus dem Zimmer raus direkt unter die Dusche.
Das Lustige ist, dass ich am Tag vorher (Achtung, Schatzi, jetzt wird es wirklich romantisch) noch vor mich hingedacht hatte: "Lustig, jetzt bist du bald drei Monate unterwegs, und du hast noch keinen Mann gesehen, den du so attraktiv findest wie deinen Mann". Es muss oben im Himmel jemand mitgehoert haben, denn neben mir im Bad stand auf einmal ein junger Mann von vielleicht Anfang 30, mit Sicherheit 1,90m gross, ein Koerper wie aus Granit, maskulines Gesicht, insgesamt einfach eine totale Sahneschnitte, und putze sich ganz entspannt die Zaehne. Da fiel mir doch einfach mal die Kinnlade runter.
Keine Sorge, ich habe nicht gestarrt und bin sofort unter die Dusche gehuscht. Aber ich fand es schon lustig - in Canberra erzaehle ich der netten Australierin am Flughafen, dass man nichts vorbuchen muss und ich mir das abgewoehnt habe, und schon stehe ich in Melbourne zum ersten Mal ohne Unterkunft; Und in Singapur denke ich vor mich hin, dass ich den Mann erst noch sehen muss, den ich attraktiver finde als meinen eigenen Mann, und - zack - steht da ein schon wirklich uebertrieben attraktiver Mann im Bad.
Bestimmt hat er eine total schrille Stimme, kann weder Lesen noch Schreiben und hat zu Hause ein ganzes Regel voller bunter Regina Regenbogen-Ausmalbuecher, die er in seiner Freizeit gerne hervorholt. Ich rede hier von reiner Optik - mein Mann hat neben seinem Auesseren noch so unfassbar viel zu bieten, dass ich dafuer wirklich einen eigenen Blog starten muesste und dann immer noch so viel schreiben koennte, dass ich mir dafuer noch mal drei Monate frei nehmen muesste.
Falls ich es nicht vergesse, bekommt der junge Herr aus dem Bad in Singapur den Award fuer den attraktivsten Mitreisenden. Rein optisch. Muss ja nach drei Monaten auch mal sein duerfen.
Morgens war ich auf Jasmines Tipp hin auf Segosa, einer kleinen Halbinsel suedlich von Singapur. Das ist eine Art Vergnuegungspark (das passt auch hierhin!), und dort gibt es kleine Straende, und dort habe ich selbstverstaendlich meine Graeten in den Ozean gehalten und bin an den suedlichsten Punkt des asiatisches Festlandes spaziert.
Danach haben Jasmine und ich uns getroffen, und die Nahrungssuche wurde nicht einfacher. Wir waren irgendwann in einer ganz einfachen Kueche, und ich fand es supertoll, mit der lokalen Bevoelkerung zu Mittag essen, ungeschoent und so, wie es wirklich ist. Ich habe mich feste bemueht, mich gut ins Geschehen einzufuegen. Mittags essen alle Singapurer irgendwo in den Einkaufszentren, und dort, wo alle anstehen, ist es in der Regel am besten (alte Singapurische Restaurant-Regel).
Danach habe ich noch drei Postkarten gekauft und geschrieben, war noch mal in Little India unterwegs, habe die Postkarten adressiert (dafuer musste ich online, denn meine gute Hausaerztin, die Singapur so mag, bekommt jetzt einfach auch eine Karte) und eingeworfen, und bin dann der feuchten Hitze fuer eine Dusche ins Hostel entflohen (diesmal wieder ohne Topmodels).
Abends waren Jasmin und ich dann in einem hippen vegetarischen Restaurant in der Innenstadt. Das Essen war eher mau - ein Salat, der neben ein wenig Gestruepp (wann haben die Menschen den ganz normalen Kopfsalat vergessen?) nur zwei Tomaten, vier Oliven (ich habe unauffaellig gezaehlt) und eine fingerdicke Scheibe Avocado hat, ist kein Hauptgericht. Eine klare Suppe mit ca. 10 Pilzen auch nicht. Naja. Ich hatte dann drei Vorspeisen und immer noch Hunger. Ich freute mich schon auf Bangkok und visualisierte mich mit viel, viel Essen irgendwo zufrieden rumsitzend. Hach ja.
Der Abend mit Jasmine war aber mal wieder total lustig und einfach toll - sie kommt eines Tages mal nach Duesseldorf (gucken wir mal), wir haben genau diskutiert, wie mein Mann und ich uns kennengelernt haben (das ist aber auch wirklich eine klassisch-romantische Geschichte, die ich auch dringend mal aufschreiben sollte), und besprachen, dass das bei der erst 23-jaehrigen Jasmine definitiv auch klappen wird; ausserdem erzaehlte sie mir viel ueber Singapur und wie es sich hier so lebt. Wir hatten mehrere Lachanfaelle, und ich habe den Abend wirklich sehr genossen. Ein toller Einblick in die etwas hektische, im internationalen Business voll integrierte, bunt glitzernde, unbedingt so cool wie der Westen sein wollende Kultur Singapurs, die man entweder mag oder eben nicht (ich bin da noch unentschlossen).

So, bevor ihr rechteckige Augen habt und ich eine Sehnenscheidenentzuendung vom Tippen, belassen wir es hierbei (und ich lasse schon immer so viel aus, das glaubt ihr kaum). Morgen kommt noch der allgemeine Eintrag zu Singapur als Land, und dann blogge ich das naechste Mal vermutlich schon von zu Hause aus!

Ganz liebe Gruesse aus Bangkok, wo ich nur meinen laedierten Fuss hochlege, Durian esse und fernsehe. Ich faules Stueck. Aber das ist soooo schoen und ich seufze oft tief zufrieden vor mich hin (ich habe doch tatsaechlich wieder ein Upgrade bekommen und sitze oben im Penthouse). Tolles Hotel. Tolle Stadt. Tolle Durian. Hurra!

Montag, 19. März 2012

Australien







Mehr wunderschoene Bilder gibt es hier, einfach klicken.

Ich bin mittlerweile seit gestern in Singapur. Damit habe ich mit (metaphorisch) zwei weinenden Augen Australien verlassen. Ich bin zwar erst kurz in Singapur, aber ich moechte mich jetzt schon ueber die maximal maessige Obstqualitaet hier beschweren! Und dass, wo Singapur doch das Paradies der "foodies", also derjenigen sein soll, die Wert auf gutes Essen legen.



Was ist nach viel zu kurzen fuenf Wochen mein ganz persoenliches Fazit zu Australien?

* Ich fuehle mich dort zu Hause.
* Ich moechte sehr, sehr gerne bald wiederkommen.
* Die Australier und ihre Kultur mag ich gerne.
* Ich hoere gerne australisches Englisch. Ich habe mich letztens dabei erwischt, wie ich einem Busfahrer fuer eine Auskunft mit "thanks, mate" gedankt habe. Danach ueberlegte ich, ob man das als Frau ueberhaupt sagt, oder ob nur die Maenner sich gegenseitig "mate" nennen. Das tun sie naemlich staendig. Ausserdem kann man an die meisten Saetze ein "thank you" haengen, wenn man "bitte" sagen will. "Kommen Sie mal bitte hierher" wird dann zu "Come here, thank you". Sehr lustig. Und Woerter wie "right" spricht man phonetisch (bitte mit deutscher Aussprache der Vokale lesen, aber mit englischem "r") [roit]. Die "a" werden gerne zu "aye". Die Australier ziehen ausserdem das Ende der Saetze gerne in die Laenge, ein bisschen wie der Singsang in Aachen: "When we get baaaa-aaa-aaack" oder "When I came heee-eee-eeeere". Schoen. Ich hoer's gerne. :-)
* Ich habe hier mehrere Fruchtfreunde, und habe auch schnell andere Freunde gefunden.
* Die Australier habe ich als sehr effizient und serviceorientiert erlebt.
* Das Obst und Gemuese ist ein Traum - die Preise sind oft relativ hoch, aber dafuer ist die Qualitaet wirklich sehr gut.
* Seit 40.000 Jahren leben die Aborigines hier (im Vergleich: Die Maori sind seit 800 Jahren in Neuseeland). Nach brutaler Unterdrueckung scheint man die Aborigines aber mittlerweile zu integrieren. Vor allem ich habe einen Aborigine wohlfrisiert, herausragend genaehrt und mit komplett geputzter Wohnung hinterlassen. Seht ihr, manche Europaeer sind gut fuer die Aborigines. 
* Australien ist mit Abstand der flacheste Kontinent von allen.
* So wirklich kalt wird es hier selten. Es herrscht generell ein waermeres Klima als in Deutschland (ok, wenig ueberraschend). Ganz oben im Norden bei Darwin ist es absolut tropisch, aber selbst Melbourne und Tasmanien werden wohl selten so eisig, wie es bei uns schon mal sein kann.
* Vieles erinnert mich an die USA, nur fuehle ich mich in Australien viel freier. Die USA sind ja schon kleine Kontrollfreaks.
* Ueberhaupt gibt es kaum etwas, das ich an Australien nicht mag.
* Der Linksverkehr ist mittlerweile in mein Hirn eingesunken.
* Die Entfernungen sind riesig, und die Gegenden sind daher recht unterschiedlich.
* Es gibt hier Aldi. Meistens kauft man aber bei Coles oder Woolworth ein.
* Australien ist die Zivilisation. Und wenn man will, ist man sofort wieder in der Natur. In Neuseeland habe ich die Zivilisation aussserhalb Wellingtons und Aucklands doch sehr vermisst (und selbst da ist man immer noch .... echt irgendwo im Nirgendwo).
* Von Evan weiss ich, dass derjenige, von dem die Theorie stammt, dass die Menschheit aus Afrika stammt, das mittlerweile widerrufen hat. Er meint mittlerweile, dass der Mensch aus Australien stammt, und dass die Aborigines sozusagen die ersten Menschen waren.

Fazit: Ich koennte mir gut vorstellen, hier noch oefter herzukommen!

Obwohl ich nicht das ganze Land bereisen konnte, hier die Preise fuer den Part, den ich bereist habe:


Urlaubsoskar fuer die beste Stadt:

Die Nominierten sind:
* Sydney
* Melbourne
* Brisbane

Der Urlaubsoskar geht an ..... Melbourne! Dicht gefolgt von Brisbane. Sydney waere ist auf Dauer zu gross. Brisbane ist toll. Melbourne hat mich aber aus den Schuhen gehauen.

Urlaubsoskar fuer die beste Aktivitaet:


Die Nominierten sind:
* Ok, sparen wir uns das Ganze ....

Der Urlaubsoskar geht selbstverstaendlich an den Blue Mountains Aboriginal Walkabout-Tag. Was sonst.


Urlaubsoskar fuer die beste Unterkunft:

Die Nominierten sind:
* YHA in Brisbane
* Tassie Backpacker Hostel in Hobart
* YHA Sydney Harbour
* Untere Etage im Baumhaus in den Blue Mountains


Der Urlaubsoskar geht an ..... die YHA Sydney Harbour und die untere Etage im Baumhaus! Da kann ich mich kaum entscheiden - eine Jugendherberge kann ja mit einem Baumhaus kaum konkurrieren, aber sie war wirklich unglaublich gut. Und das Baumhaus ist natuerlich der Hammer, und ausserdem mit eigenem Garten in einer beschaulichen Familiengegend gelegen.

Urlaubsoskar fuer den besten Strand:

Die Nominierten sind:
* Noosa
* Bondi Beach, Sydney
* St Kilda Beach, Melbourne

Der Urlaubsoskar geht an .....Noosa! Alles andere waere Quatsch.


So ihr Lieben, damit erfaehrt das Kapitel "Lissa in Australien" eine Unterbrechung. Ich moechte nicht sagen, dass es endet. Denn ich komme ganz sicher noch mal wieder - viel zu viel spannende Sachen habe ich noch vor mir. Ich moechte im August kommen, wenn hier Winter ist, und dann Darwin, Uluru (Ayers Rock) und Cairns samt der Whitsunday Islands und dem Great Barrier Reef bereisen. Und dann komme ich noch mal im Fruehling oder Herbst wieder und gucke mir Adelaide und Perth an. Und dann am besten alles noch mal.

Ach ja. Was fuer ein Trip. Offenbar gibt es ja zwei Lager: Die einen finden Neuseeland viel toller als Australien. Die anderen finden Australien viel toller als Neuseeland. Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft Australien nicht unfassbar toll finden kann. Aber dann wiederum muss es ja eine gewisse Vielfalt auf dem Planeten geben duerfen. Fliegt ihr mal alle ruhig nach Neuseeland, dann habe ich hier mehr Platz. ;-)

Liebe Gruesse aus Singapur (ich bin euch jetzt nur noch sieben Stunden voraus)
Lissa

Samstag, 17. März 2012

Australien: Blue Mountains










Hier kommt der Eintrag zu den Blue Mountains. Falls es irgendwie verworren klingt, dann verzeiht mir bitte - ich habe die Nacht im Nachtbus verbracht, und die Nacht davor waren wir dann doch tatsaechlich erst um 4:00 Uhr morgens im Bett. Nicht so ganz meine Zeit. Gaehn. 

Es ist ansonsten nun vollbracht - die letzten Fotos habe ich noch fuer euch eingefuegt (guckt mal die Eintraege zu Tasmanien und Melbourne durch), und jetzt ist der Rest der Reise fest gebucht (Singapur und noch mal Bangkok). Ach je. Jetzt ist es wirklich bald vorbei.

Einerseits freue ich mich total auf zu Hause: Meinen Mann, meine Schwestern, meine Eltern, die Kollegen, den Komfort des eigenen Heims (Internet und Telefon, echt unbezahlbar) und auch wieder meine eigene Kueche. Einfach mal wieder ein paar Wochen und Monate an einem Ort bleiben, und mich nicht um meine naechsten Unterkuenfte kuemmern muessen. Trotzdem ist es komisch zu wissen, dass es noch 8x Schlafen ist, und dann ist der ganze Spass vorbei.

Ich bin so unglaublich froh, dass ich diese Reise gewagt habe. Die wird wirklich mein ganzes Leben bei mir bleiben. Und so uebe ich mich weiter darin, mich schon in meinen Alltag im schoenen Duesseldorf hineinzudenken. Ich befuerchte, ihr werdet ein wenig Geduld mit mir haben muessen.

Hier kommt nun, was in den Blue Mountains los war - im Grunde war das, was ich eigentlich machen wollte: Das erste mal so richtig Couch Surfing. In Bangkok hatte das nicht so geklappt, und ich hatte mich mit Edwina nur auf ein Dinner getroffen (und sie jetzt leider auf dem Rueckweg nach Melbourne auch noch verpasst). Danach hatte ich es mangels staendigem Internet erst gar nicht mehr probiert, da ich ja staendig woanders war.

Jetzt hatte ich aber doch meine Couchsurfing-Erfahrung - man wohnt bei der lokalen Bevoelkerung und lernt Land und Leute so richtig kennen. Hier, was wir die Tage in den Blue Mountains alles gemacht haben:

Sonntag, 11. Maerz:
Nach einer Nacht, die ich dann doch nicht unter dem freien Sternenhimmel Tasmaniens verbringen musste, bin ich supererholt aufgewacht. Ein sehr netter tasmanischer Busfahrer holte mich morgens ab, und dann ging es auch schon zum Flughafen von Launceston. Wer jetzt (wie ich) denkt, dass der Busfahrer vermutlich auch der Zollbeamte, der Kioskverkaeufer und der Flugbegleiter ist, der unterschaetzt Tasmanien. Der Flughafen war doch ueberraschend gross, fast wie der von Hobart. Zu letzterem hatte ich uebrigens die suesse Geschichte vergessen, dass mir jemand erzaehlte, dass es frueher in Hobart auch internationale Fluege gegeben haette. Bei weiterem Nachfragen stellte sich heraus, dass es Fluege von und nach Christchurch (Neuseeland) gewesen sind (was in meinen Augen nicht so schrecklich international ist, aber gut). Und die waeren auch nur samstags gewesen. Ich musste doch sehr schmunzeln. Der Flughafen Duesseldorf International hat da doch ein klein wenig mehr Passagieraufkommen.
Ich bin also von Launceston nach Sydney geflogen, und dann an den Bahnhof Sydney Central und von dort nach Springwood in die Blue Mountains. Gegen 14:30 Uhr war ich da und Evan hat mich abgeholt. An dem Tag haben wir noch fuer die naechsten Tage eingekauft, was bei meinem Einkaufsverhalten gerne eine laengere Aktion wird. Dann habe ich meine kleine Residenz unten im Haus bezogen: Eine ganze Etage samt Badezimmer fuer mich alleine - Couchsurfing vom Feinsten.
Da ich an dem Tag in den Blue Mountains damals meine Leuchtpilze zermatscht hatte, hatte Evan noch mal welche mitgebracht. Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir uns den Pilz noch mal angeguckt. Absolut unecht, wuerde man denken! Der sieht aus wie die leuchtenden Aufkleber, die man Kindern als Sternenhimmel in ihr Zimmer klebt, nur eben als Pilz.
Ausserdem habe ich noch erfahren, dass ein guter Freund von Evan am selben Abend im Fernsehen zu sehen sei - ein Blockbuster, den wir natuerlich geguckt haben. Und zu guter Letzt dreht jemand aktuell einen Film ueber Evan selbst. Was ich hier fuer Prominenz kennenlerne, was?

Montag, 12. Maerz:
Heute waren wir schon wieder einkaufen, Evan hat einen Psychotest mit mir gemacht, der mir meine Einstellung zum allen grossen Themen des Lebens verraten hat (bzw. bestaetigt), es hat viel geregnet und wir haben ein schier endloses Hoerspiel gehoert, das Evan fuer eine Art von Mittelalterfestspielen geschrieben hat. Er hat frueher viel in der Art organisiert und war damit auch mehrmals in der Zeitung. Was wir uns auch alles angeguckt haben.
Heute und auch die naechsten Tage haben wir seine unfassbare Musiksammlung durchgehoert - ich habe noch nie eine so gut sortierte Sammlung gesehen. Er hat die Ordner nach Stimmungen betitelt, und so hatten wir fuer jede Stimmung die passende Musik. Mir haben eigentlich nur die gefallen, die "happy" hiessen, und ein bisschen mehr Beat hatten. Bei Balladen schlafe ich einfach im Sitzen ein. 
Ich habe nach langer Zeit einen Schluck Weisswein probiert und wieder festgestellt, dass ich auch ohne Wein gut lebe.
Gegessen haben wir irgendwie nur Obst, Nuesse, Gemuese und Reis. Evan wollte unbedingt die Tage so essen wie ich (und hat das auch geschafft). Hihi.
Ansonsten sind wir gut darin, den Tag zu verquatschen. Ich bin, haltet euch fest, wirklich mit Abstand noch nie so viel ueber meinen Lebensstil gefragt worden. Evan hat daran ein grosses Interesse und weiss auch selbst sehr gut Bescheid. Das, was ich mache, ist ihm aber noch neu.
Wir haben jeder geschaetzte 23 Tassen Roiboostee getrunken - ein totales Kaffeekraenzchen.

Dienstag, 13. Maerz:
Heute hatten wir genug des Quatschens und Teetrinker-Daseins und haben den ersten Bushwalk gewagt. Evan war der Meinung, ich koennte auch in Sandalen und kurzer Hose gehen. Ich fand die Idee direkt schon zu Anfang nicht mehr gut. Ich hatte am Ende drei Blutegel an den Beinen und habe mir das rechte Bein aufgeschuerft. Leicht genervt nahm ich mir vor, ab dann wieder alles mit festen Schuhen und langer Hose zu machen. Wer rennt schon gerne mit halbnackten Beinen in dorniges Gestruepp? Wir zieht sich gerne kleine Steine und Stoecke in die Sandale? Eben, ich auch nicht. Ich hab's aber ueberlebt.
Spaeter haben wir den Rest des Mittelalter-Hoerspiels gehoert bei weiteren bodenlosen Tassen Roiboostee.
Abends habe ich uns Quinoa gekocht (kommt, er wollte es so!) und er hat es brav gegessen. Entweder ist er ein guter Schauspieler, oder er kann sowas genauso gut essen wie ich. Es gab jedenfalls keine verzogene Miene. Andererseits: Die Aborigines ziehen sich ja gegenseitig auch ohne Betaeubung die Eckzaehne, das muss man vielleicht noch mit einberechnen.
Abends sind wir vom Thema Obst zum Thema Meditationstechniken und Spiritualitaet umgeschwenkt. Wir hatten eine wirklich etwas gruselige Erfahrung: Ich habe ihm eine spukige Geschichte aus meiner Vergangenheit erzaehlt, und hatte beim Erzaehlen irgendwie schon das Gefuehl, dass ich ihm das gerade alles zum zweiten Mal sage. Er meinte zwischendurch, er wuesste schon, wie die Geschichte endet. Das Komische ist: Wir sind bis heute nicht darauf gekommen, wann ich ihm das erzaehlt haben koennte. Es war nicht gerade leichte Kost, und weder bei der Tagestour noch am Telefon sind wir je auf solche Themen gekommen. Keine Ahnung. Sehr gruselig. Vielleicht im Traum? Parallelwelt? Wir haben es nicht herausgefunden.
Die Aborigines hatten bzw. haben eine recht klare Rollenverteilung, um die ich jetzt auch nicht herumkam. "Ich bin gleich wieder da, und du kannst ja in der Zeit den Abwasch machen". Weisste Bescheid. Als Evan irgendwann wieder um die Ecke kam, war ich mit dem Abwasch fertig und er verkuendete stolz, dass er gerade 20 Minuten vor allen moeglichen Karten gesessen haette, und jetzt die Planung fuer den naechsten Tag stuende. Zugegebenermassen funktioniert diese Aufteilung recht gut - die Kueche war wieder sauber und der naechste Tag war voll durchorganisiert.

Mittwoch, 14. Maerz:
Heute ging es um 6:00 Uhr morgens los, direkt mit dem Auto in Richtung Sonnenaufgang. Wir haben wirklich sehr viel gemacht: Wir haben erst die "Three Sisters", eine Felsformation, gesehen, und mehrere Aussichtspunkte; danach waren wir fuer ein paar Stunden bei Evans Freund Sasha, der der Enkel einer deutschen Oma ist und auf einer Permakulturplantage lebt; und zu guter Letzt waren wir noch fuer zwei Bushwalks in einem anderen Teil der Blue Mountains (die Namen sind mir entfallen, und ich habe so wenig notiert an dem Tag). 
Die morgendlichen Felsformationen waren echt schoen, und sind das, was man als Tourist hier ueblicherweise zu sehen bekommt. Ausserdem haben wir uns die kleine Innenstadt von Leura angeguckt.
Sasha, Evans Freund, wohnt irgendwo in der Pampa, und wir mussten barfuss einen Fluss durchqueren und dann durch mehrere Hundert Meter Matsch waten (in geliehenen Matsch-Sandalen), bis wir auf der Plantage ankamen. Ich glaube, dass das nicht fuer jeden etwas gewesen waere, aber ich habe mich einfach mal darauf eingelassen. Staendig wollte jemand meine Hand nehmen und mir helfen, was ich langsam als Diskriminierung empfinde. Ich sage mal so: Alle sind an dem Tag mal gerutscht oder hingefallen, ausser .... ja genau, ausser mir! Bevor mich einer der Herren noch mit in den Abgrund oder in diverse Flussbetten reisst, bin ich meist doch lieber auf mich allein gestellt geklettert und gewatet.
Sashas Hund habe ich mit vielen Stoeckchen ueber die Felder gejagt (wir deutschen Frauen sind einfach super mit Hunden, hihi, der Hund hatte echt seinen Spass), und wir haben alle Felder samt aller Fruechte und Gemuese bestaunt, genauso wie die Ziegen und Huehner. Sasha war im Fluss schwimmen - der australische Mann scheint recht entspannt zu sein, was seinen Koerper angeht. Ich schreckte ein wenig hoch, als er auf ein mal in Unterhose neben mir stand und dann mit Anlauf in den Fluss sprang. Andere Laender, andere Sitten, ich sag's euch.
Wir haben aus ein bis zwei Stunden natuerlich vier werden lassen, was unsere Planung ein wenig durcheinanderbringen sollte (aber so ist es ja immer). Zum Schluss war ich noch auf dem Klo der Plantage, ein kleines Haeuschen mit einem Eimer, und am Ende streut man Hasenstreu obendrauf. Ich fand das so super, dass ich allein deshalb ein mal gegangen waere, auch, wenn ich nicht gemusst haette.
Wir bekamen noch Kraeuter und die Kontaktdaten der deutschen Oma mit auf den Weg (ich habe es aber nicht mehr geschafft, sie noch zu besuchen), und dann ging es weiter durch die Blue Mountains.
Wir sind bestimmt ueber eine Stunde eine Strasse entlang gefahren, die vor Schlagloechern nur so wimmelte. Nicht gerade komfortabel, und da wir schon etwas angemuedet waren, ging unsere Laune auch langsam in den Keller. Irgendwann war es dann aber auch vorbei, und wir konnten loslegen.
Wir sind in eine Hoehle voller Gluehwuermchen (mit nur einer Taschenlampe, ratet, wer die hatte - ich war es nicht) und haben es trotz schlechtem Licht und rutschigen Steinen geschafft, dort heil wieder herauszukommen; Wir waren in einem geheimen Canyon, der eher klein ist, den dafuer aber scheinbar kaum jemand kennt; Wir haben eine toedliche Schlange gesehen, die aber vor uns so schnell weggeschlaengelt ist wie wir zur Seite gesprungen sind - ganz schwarz und wunderschoen, und eine toedliche Schlange gehoert ja in Australien irgendwie dazu, und sie war auch ganz brav; Und dann hatten wir gehofft, noch mehr Zeit zu haben, aber wir haben wenigstens noch die letzten 10 Minuten vom Sonnenuntergang mit Blick auf ein ganzes Tal gehabt - wir sassen mitten auf der Felswand. Das war sowas von cool! Ich bin ehrlich gesagt froh, dass niemand sonst dabei war. Ich war mal wieder bis oben hin vollgeballert mit Datteln, von daher habe ich das ausgehalten. Ich war aber froh, auf niemanden sonst aufpassen zu muessen und mich ganz auf mich selbst konzentrieren zu koennen. Die Felswand war voellig unbefestigt. Man braucht viel Kraft (und das nach einem langen Tag um 20:00 Uhr), man braucht starke Nerven, und man braucht ein wenig Ausdauer. Die Steine, auf die man getreten ist, sind gerne mal einfach 50cm nach unten gerutscht. Die Baeume, an denen man sich festgehalten hat, hatte man gerne mal in der Hand. Ich musste ganz schoen klettern und kraxeln, und bin mehrmals den Berg wieder runter gerutscht. Evan sagte am Ende selbst, dass dieser Bushwalk sehr hart gewesen waere. Ein Mal bestand der Abstieg darin, dass ich zwei Meter nach unten wollte, und mich mit Hintern/unterem Ruecken an die eine und meinen Fuessen an die andere Felswand gepresst habe. Und es ging. Evan ist einfach groesser, von daher kann er sich da anders runterhangeln. Ich habe alle diese Stunts alleine vollbracht (yeah!). Evan wollte mir die ersten drei Mal unbedingt helfen, aber ganz ehrlich: Beim Felsen weiss ich, was er macht - bei einem Menschen nicht. Mir ist lieber, ich kann mich voll auf mich konzentrieren. Ausserdem wuesste ich sonst nie, ob ich es alleine geschaefft haette. "I'd rather fall than take your hand!" habe ich ihm ein mal beherzt sagen muessen - Ich fliege lieber hin, als dass ich mir (in der falschen Situation) helfen lasse. Damit habe ich mir fuer den Rest des Abends den Beinamen "stoische Germanin" eingehandelt. Ich glaube immer noch, dass es ohne fremdes Eingreifen am besten klappt, und dass ich ausserdem viel mehr Freude daran habe, wenn ich den Felsen alleine bezwinge. Das war aber auch das einzige Mal, dass wir ein bisschen aneinander geraten sind. Den Rest der Zeit haben wir uns wirklich sehr gut verstanden.
Auf dem Rueckweg war es schon dunkel, und wir haben noch gerade den Weg aus dem Wald heraus gefunden. Dann ging es wieder endlos lang ueber die geloecherte Strasse, und wir waren dann gegen 22:00 Uhr muede, hungrig und platt zu Hause. Fuer meine Wander-und Kletter-Aktion heute habe ich mir aber ein grosses Lob eingehandelt, was mich natuerlich sehr gefreut hat. Ich habe ihm zum Dank noch was zu Essen gemacht - ein Mal fuer den Tag, und dann dafuer, dass er einfach solange die Klappe gehalten hat, als ich auf der Rueckfahrt langsam muede und zickig wurde, bis es wieder gut war.

Donnerstag, 15. Maerz:
Heute hatte Evan eine seiner Tagestouren, und ich habe im Haus fast fuenf Stunden lang den Eintrag zu Tasmanien geschrieben. Ich habe ausserdem den Nachtbus von Sydney nach Melbourne gebucht. Alle Fluege waren durch die Formel 1 in Melbourne so teuer, dass ich das wirklich nicht zahlen wollte. Sonst fliegt man ja hier fuer einen Appel und ein Ei, aber bei Melbourne muss man offenbar echt aufpassen. Hier jagt ja wirklich ein Event das naechste.
Abends waere ich dann durch den Busch zum Einkaufen gegangen, und Evan hatte mir auch eine ganz tolle Karte gemalt, aber ich habe den Eingang nicht gefunden ... so kehrte ich wieder um und bin als gutes Stadtkind an den PC, habe ueber Google Maps geguckt, wo ich bin, und wo der Supermarkt ist, und habe die Karte selbst vervollstaendigt. Und alles gefunden. Hurra!
Abends habe ich uns Salat mit viel Avocado und noch mehr Polenta-Ecken gemacht, die wirklich lecker waren.

Freitag, 16. Maerz:
Obwohl wir nach einer endlosen Comedysendung wieder spaet im Bett waren, bin ich doch heute Morgen gerne frueh rausgehuepft, um meiner Schwiegermutter zum Geburtstag zu gratulieren. Natuerlich hat dann mit der Telefonkarte wieder etwas nicht funktioniert, wie in Sydney schon, aber dann haben wir kurz ueber Handy gesprochen.
Ich habe ueber 15 Postkarten geschrieben und bin noch mal in die Innenstadt getrabt, um sie dort einzuwerfen.
Ich habe Evan alle moeglichen Quellen zur Obsternaehrung im Internet gezeigt, unter anderem das Hauptforum und ein Programm zur Berechnung der taeglichen Nahrungsaufnahme (anfangs braucht das ein wenig Uebung).
Tagsueber waren zwei Firmen da, weil Evan Kostenvoranschlaege zu einer Renovierungsarbeit haben wollte. Ich habe in der Zeit in seinem Bad oben nach Klopapier gesucht und dabei Bambuszahnbuersten gefunden - jetzt sage noch einer, wir seien nicht Geschwister im Geiste! Dass ich das noch erleben darf.
Evan hatte mir vorher schon erklaert, dass die untere Etage jetzt mein Haus sei. Er fragte dann tatsaechlich ganz ernsthaft, ob der Makler zu mir nach unten kommen koennte. Ich fand das wirklich extrem gastfreundlich und bejahte selbstverstaendlich.
Spaeter haben wir in Evans Garten bei Sommerregen Wildkraeuter gepflueckt. Bestimmt fuenf Minuten haben wir unter einem Hain auf zwei Gartenstuehlen gesessen - wieder mal so ein geheimer Ort, diesmal im Garten, den man vom Haus aus fast gar nicht sehen kann. Dann kamen die Muecken und wir sind wieder nach drinnen geflitzt.
Heute habe fuer das Dinner mit meinen besten Gemuesekreationen aufgewartet: Gefuellte Pilze (mit Maiscreme), gefuellte Paprika (mit Guacamole) und gefuellte Tomate (mit Hummus). Lecker, lecker!
Spaeter habe ich Evan gefragt, ob er eigentlich vom Sternzeichen her Zwilling ist, und das stimmte wirklich. Schon lustig, denn mit Zwillingen verstehe ich mich auf eine luftig-leichte Art erfahrungsgemaess immer gut. Ob doch etwas dran ist an den Sternzeichen? Ich glaube ja nicht unbedingt daran, aber ich fand es schon erwaehnenswert, dass es in diesem Fall wieder zutraf.

Samstag, 17. Maerz:
Heute war ich wieder eine fleissige Hausfrau und habe alles in der unteren Etage geputzt und oben komplett durchgesaugt. Alles sah wirklich wieder blitzeblank aus. Ausserdem hat Evan mittlerweile mehrere Tage vegan gegessen, und ob man es glaubt oder nicht, aber sieht wirklich gesuender aus. Er hatte mir die Tage ueber schon vom allem berichtet, was auf einmal besser geworden ist. Die Ergebnisse sind doch schockierend: von freierer Atmung angefangen und tausend andere Symptome, die auf einmal veschwunden sind. Er meinte, dass er es ohne mich nicht gemacht haette. Das glaube ich auch - man braucht anfangs jemanden, der mit einem geht. Ich haette mich ohne ihn auch sicher nicht auf den Weg in die Blue Mountains gemacht, und fuer ihn war es ein Spaziergang. Fuer mich ist meine Ernaehrung nach fast sieben Jahren ein Spaziergang.
So hinterlasse ich die Aborigines doch besser, als ich sie vorgefunden habe. ;-)
Nachmittags wollte er unbedingt, dass ich noch seine Haare schneide (er ist ja sowas von tapfer!). Ich habe das auch gemacht, und es sieht echt ok aus. Fand ich. Er auch. Aber mal sehen, ob er nicht doch noch zum Friseur rennt. 
Wir haben schnell mittags die Waesche angestellt, damit sie bis 17:30 Uhr noch trocken wurde. Ich musste den Zug um 18:00 Uhr nach Sydney nehmen, und Evan ist am naechsten Morgen um 6:00 Uhr in Richtung Gold Coast losgeflogen zu einem Treffen mit Freunden. Daher bestand unser Tag nur in hektischem Packen, dem unermuedlichen Aufessen von allem, was sich nicht lange haelt, und dem Herumraeumen von Waesche und meinen Sachen. Es hat tagsueber wieder geregnet, und so sind wir dann das kurze Stueck mit dem Auto zum Bahnhof gefahren.
Wir haben uns zum Abschied noch fest gedrueckt. Ich glaube, ich uebertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich in Evan wirklich jemanden gefunden habe, mit dem ich noch laenger Kontakt halten werde. Ich fand die Zeit in den Blue Mountains absolut spannend, und auch entspannend, und Evan haut immer neue Sachen raus wie Filme, die ueber ihn gedreht werden etc., und dass er jahrelang eine Ski-Lodge in den Snowy Mountains gemanaget hat, und ausserdem haben wir einfach sehr aehnliche Interessen und Ansichten.
Ich hatte das Gefuehl, dass er es sehr genossen hat, mal wieder Besuch zu haben. So ganz alleine lebt es sich ja vermutlich doch ... naja, eben alleine. Und man kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er nicht von meinem Wissen Gebrauch gemacht haette. Er hat wirklich jede Frage gestellt, die ihm eingefallen ist, glaube ich. Ich hoffe, es verschlaegt mich eines Tages noch mal hierher - bei einem Sommerregen in den australischen Blue Mountains auf der supergemuetlichen Couch zu doesen war einfach richtig Urlaub. Hach ja.


Und damit endet es fuer den heutigen Eintrag. Mir fallen echt fast die Augen zu, und ich gehe jetzt ins Hostel und schlafe ein bisschen aus. Morgen geht es frueh zum Flughafen und dann 9 Stunden lang nach Singapur. Zum Glueck ist alles vorbereitet - ausser Schlafen faellt mir gerade echt wenig ein, was ich gerne machen wuerde. Gaehn.

Ganz liebe Gruesse
Lissa