Montag, 12. März 2012

Australien: Melbourne

 
 
 
 
 
 
 
 

Hier melde ich mich wieder aus dem Aborigine-Baumhaus in den Blue Mountains!

Wer noch die Zusammenfassung zum dritten Viertel der Reise lesen moechte, kann sehr gerne hier klicken und das tun.

Diesmal wieder ohne Fotos (der Aborigine ist ein wenig besorgt wegen Virenbefalls auf dem PC), aber mit dafuer umso intensiveren und detaillierteren Beschreibungen kommt hier der Bericht zu Melbourne. All die schoenen Fotos vom Flussufer und den wunderschoenen Gebaeuden dort reiche ich nach.

Ich hatte in Tasmanien kaum Internetzugang, daher hat es nun ein wenig gedauert. Aber egal, es geht los:

Donnerstag, 1. Maerz:
Ich habe morgens in Canberra die Waesche gemacht und dabei entdeckt, dass ich den schoenen bemalten Stein vom Tag in den Blue Mountains aus Versehen mitgewaschen habe. Ich wollte ihn einem von euch schenken. Zum Glueck habe ich wenigstens ein Foto davon. Ich weiss nicht, wie der Stein es geschaft hat, in meinem Rucksack zu bleiben und dort mitgewaschen zu werden, aber dummerweise war es einfach so. Eventuell bemale ich ihn hier in den Blue Mountains einfach noch mal.
In einem Anfall von Zeiteffizienz habe ich auf meinem Zimmer ein paar weitere Postkarten geschrieben, waehrend die Waesche lief.
Der Flug von Canberra nach Melbourne war relativ ereignislos. Abgesehen davon, dass so wenig los war, dass ich (fuer die Statistik) unbedingt einem Sprengstoffscreening unterzogen werden musste. Ich finde sowas immer lustig. Es gibt wohl wenige Leute, die noch weniger Gepaeck haben als ich, und da dachte sich die Person mit dem Detektor wohl, dass sie mich direkt mal testen koennte. Ich glaube, sie muessen 10 Personen pro Stunde testen oder so. Naja, wenig ueberraschend stellte die nette Dame fest, dass ich dem Test zufolge frei von Sprengstoff war. Da hatte ich ja noch mal Glueck gehabt.
Bei Inlandsfluegen fragt auch keiner nach irgendwas - kein Reisepass, kein Ausweis, nichts. Ich gehe hier an den Schalter, sage "Hallo, ich bin Lissa", stelle meine Tasche auf das Gepaeckband und bekomme in freundliches "Danke, Gate 6, guten Flug" mit auf den Weg, und los geht es. Sehr effizient, die Australier.
Der Flug musste dann wegen schlechter Wetterbedingungen verschoben werden, aber aus demselben Grund war an dem Tag Evans Tour (der Aborigine) ausgefallen, und er rief an, um ein bisschen zu quatschen. Die Wartezeit ging damit dann doch relativ schnell rum.
Ausserdem habe ich noch eine ganz nette Australierin kennengelernt, mit der ich mich lange unterhalten habe. Ich spreche so unglaublich gerne Englisch, und das australische Englisch hoere ich gerne. Sie lobte mich fuer mein fast akzentfreies Englisch, was mich unglaublich gefreut hat. Bei mir geht sowas runter wie Oel, weil ich es unbedingt richtig gut koennen moechte. Je weniger ich mich anstrenge, australisch zu klingen, desto mehr klappt es, merke ich. 
In Melbourne angekommen, stellte ich fest, dass alle Hostels ausgebucht waren. Die Geschichte ist ziemlich lang und hat ein Happy End. Die Kurzfassung lautet, dass ich wirklich mehr als vier Stunden nach einem Schlafplatz gesucht habe, und unfassbarerweise um 20:30 Uhr ein Hotel gefunden habe, dass mich fuer 89 Dollar die Nacht beherbergt hat. Die Alternative waere ein Familienzimmer im Formel 1-Hotel gewesen, was mich 149 Dollar gekostet haette. Oder aber ich hatte auf das charmante Angebot dreier angetrunkener junger Maenner eingehen koennen, die auch nach einem Zimmer suchten und die grandiose Idee hatten, dass wir uns das Familienzimmer teilen koennen. Vermutlich lag das daran, dass ich bis oben hin eingepackt in meiner Jacke und meiner eleganten Verdammt-es-ist-kaelter-als-ich-dachte-aber-die-festen-Schuhe-sind-ganz-unten-im-Rucksack-Socken-Sandalen-Kombi im Melbourner Regen einfach so erledigt aussah, dass sie dachten, sie fragen einfach mal. Ich haette auch noch ein absolut verlockendes Alternativangebot gehabt von einem australischen Thaiboxer. Unser Dialog verlief so:
Boxer: "G'day"
Lissa: "G'day"
Boxer: "Are you married?"
Lissa (den Ring zeigend): "I'm afraid so"
Boxer: "Ah, too bad. But I respect married women" (es blieb sein Geheimnis, wofuer eigentlich)
Lissa: "Hm, ok"
Boxer: "I want to get married now. Well, if you change your mind, I'm in room 52".
Geil, oder?
Die Leute in Melbourne verlieren wirklich keine Sekunde mit Geplapper, und kommen direkt zum Kern des Gespraechs. Ich fand es erfrischend und erheiternd, denn ich mag die direkte Art.
Als ich dann spaeter an diesem Abend in meinen eigenen Zimmer fuer 89 Dollar lag, beglueckwuenschte ich mich mehrmals zu meiner Entscheidung, weiterhin nach einem Zimmer gesucht zu haben. Ich hatte zwischendurch schon mehrmals die Hoffnung verloren, und ueber Optionen so wie das teure Familienzimmer nachgedacht (keine Sorge, nicht ueber die anderen Angebote, die erwaehne ich hier ausschliesslich zu eurer Erheiterung). Aber in grossen Staedten wie Melbourne muss man einfach damit rechnen, dass ein Festival stattfindet, von dem man nichts mitbekommen hat.

Freitag, 2. Maerz:
Ich zog aus dem Hotel aus und fand tatsaechlich ein Hostel, das noch Zimmer frei hatte. Ich stellte mir umgehend die Frage, warum noch Zimmer frei waren. Das Personal vom Connection Backpackers erlaubte mir, mir alle Raeume und die sanitaeren Anlagen anzugucken. Naja. Das Ritz ist es nicht, und sauber ist es auch nicht. Um ehrlich zu sein, ich glaube, im Normalfall waere da jeder rueckwaerts wieder rausgegangen mit einem hoeflichen "Ich glaube nicht". Aber zum Schlafen hat es gereicht. Es trieb sich seltsames Volk dort herum, und ich habe alles im Locker eingeschlossen oder mit ins Bett genommen - auch meine Schuhe. Die Dusche habe ich in der Form genutzt, dass ich jeden Fuss in einem Einkaufstuete gesteckt habe. So warm war es in Melbourne dann doch nicht, und ich wollte meine Sandalen nicht staendig nass werden lassen. In der Kueche konnte man nichts anfassen, aber zum Glueck habe ich meine eigene Essbox dabei und mein eigenes Besteck. Also: Das Hostel war sicherlich im unteren Drittel aller Hostels, aber es war ziemlich guenstig, und, ganz entscheidend: Sie hatten noch ein Bett fuer mich frei. Und ich konnte schon um 10:00 Uhr morgens das Zimmer beziehen. Das Personal hat sich Muehe gegeben, dass es fuer alle ertraeglich war (was in dem runtergekommenen Hostel einiges an Einsatz erforderte).
Ich bin in die Nationalbibliothek (?) gegangen und habe dort den Eintrag zu Sydney geschrieben. Ueberhaupt habe ich mehr in der Bibliothek gewohnt als im Hostel. In der Bibliothek konnte ich meine Sachen fuer einen Dollar fuer vier Stunden einschliessen, es gab dort saubere Toiletten und fliessendes Wasser, und man konnte im kleinen Park davor gut picknicken. Ich hatte also alles, was ich ueber den Tag brauchte.
Und so lief ich den Rest des Tages durch Melbourne, eine einfach wunderschoene Stadt, deren Charme und Zauber mich schnell um den Finger gewickelt hat. Melbourne hat so viele schoene Ecken, an denen ich fuer ein Foto und ein innerliches  "Oooh ... schoen" einfach kurz anhalten musste. Ich bin am Fluss entlangspaziert, habe mir die majestaetischen Gebaeude angesehen und bin durch Melbournes Strassen geschlendert. Weltstaedte haben einfach ihre ganz eigene Magie.

Samstag, 3. Maerz:
Ich habe (wie auch die anderen Tage in Melbourne) ziemlich viel geschlafen und war fuer drei Tage ganz und den Rest der Zeit (ca. 8 Tage) fast ganz auf der Datteln-Apfel-Insel. So nennt man im Frucht-Jargon eine Phase, in der man nur eine oder zwei Fruchtsorten isst. Es hat fast denselben reinigenden Effekt wie ein Wasserfasten, ist aber viel einfacher durchzufuehren. Nach drei Tagen nur Obst, viel Wasser und viel Schlaf fuehlte ich mich wie neu. Das braucht man auf laengeren Reisen einfach manchmal.
Ich hatte das in Brisbane schon gemacht, allerdings unter anderem Avocados und frischen Mais gegessen, was nicht so leicht ist wie die meisten Obstsorten.
Heute habe ich weiterhin die Stadt erkundet, war wieder in der Bibliothek und bin mit der kostenlosen Bimmelbahn fuer Touristen gefahren. Diese zirkuliert in Melbourne einfach vor sich hin, und man kann ein- und aussteigen, wie und wann man moechte.
Per Email habe ich heute erfahren, dass der Bio-Laden im Stadtteil Fitzroy die Bambuszahnbuersten hat, die ich mit nach Hause nehmen wollte. Nicht genau die, die ich gesucht habe, aber ganz aehnliche.
Spaet abends habe ich eine Tagestour fuer Montag gebucht (Great Ocean Road). 

Sonntag, 4. Maerz:
Heute bin ich nach Fitzroy spaziert, ein wunderbar alternativ gepraegter Stadteil voller kleiner Laeden, vor denen man gerne stehenbleibt. Im Bio-Laden konnte ich mich mal wieder richtig austoben, habe dann aber natuerlich doch nur die Zahnbuersten mitgenommen.
Ich habe in der Bibliothek online meinen Flug nach Tasmanien gebucht und bin dann mit der Tram nach St Kilda gefahren. St Kilda ist ein wirklich schoener Stadtteil, und hat vor allem einen eigenen Strand. Mit schoenen Vierteln und vor allem Straenden bin ich sehr leicht zu koedern, und so erfreute ich mich dort einfach meines Daseins und sass lange am Strand, bevor ich abends wieder zurueck in die Innenstadt gefahren bin. Der Strand in St Kilda erinnert mich in seiner entspannten und zurueckgelehnten Art an die unpraetentioesen Straende an der hollaendischen Kueste. Man ist einfach gerne dort, oder ich jedenfalls.
Die Tramfahrt nach St Kilda war uebrigens mal wieder ein Spektakel fuer sich. Der Fahrer hatte wirklich einen Clown gefruehstueckt und danach mit Peter Lustig geduscht, und seine Ausbildung bei Dr. Alban gemacht. Ich habe sowas noch nie erlebt - er machte sich einen Spass daraus, die Haltestellen mit einer Art Darth Vader-Stimme anzusagen (Wer den Film nicht kennt: Einer der Boesen aus "Krieg der Sterne"). Er hatte selbst den meisten Spass dabei, aber auch wir Passagiere lachten uns schlapp und guckten und verwirrt, aber belustigt, an. Die "High Street" sagte er zum Beispiel an, in dem er sang "I wanna get high ... so high .... Street!". Ein wirklich lustiger Typ, und nicht der typische australische Tram- oder Busfahrer, wie man ihn erwarten wuerde.
Heute gab es wieder nur die Kombination aus Datteln und Aepfeln, die einfach wie Apfelkuchen schmeckt. Genauso wie Durian einfach wie Buttercremetorte schmeckt.
Michelle (an der Gold Coast bei Brisbane) und ich hatten und lange darueber unterhalten, dass man mit viel Aufwand Gerichte kreeirt, die dann so schmecken, wie so viele Fruechte schon so frisch vom Baum schmecken: Achacha schmeckt genau wie Zitronensorbet, nur besser, und eine andere Frucht, deren Namen ich vergessen habe, schmeckte genau wie gekochte Suesskartoffeln. Und ob man es glaubt oder nicht, aber Datteln und Aepfel koennten wirklich als Apfelstrudel durchgehen. Und ich schliesse mich all denjenigen an, die sagen, dass Durian besser schmeckt als jede reichhaltige Torte der Welt. Ach, das gute Obst. Das Beste, was die Natur zu bieten hat.

Montag, 5. Maerz:
Heute habe ich eine Tagestour entlang der Great Ocean Road gemacht. Das Ganze habe ich langsam etwas ueber - staendig ist man in ueberfuellten Touristenbussen, staendig hat man ein Klo im Bus, was dann aber genau an dem Tag nicht funktioniert, staendig haengen Wolken am Himmel, wenn man ein Foto machen will - ach ich weiss nicht, ich glaube, mit Tagestouren bin ich durch. Ich sollte in Tasmanien dann doch schwach werden und noch zwei machen, aber die waren es dann auch. Echt jetzt.
Mit zwei netten Amerikanerinnen habe ich noch einen preiswerten kleinen Hubschrauberflug ueber den Zwoelf Aposteln gemacht. Das sind zwoelf Felsen, die vor der Kueste ganz beeindruckend aus dem Wasser ragen, und die man vom Festland nicht so gut sehen kann. Ob es lebensveraendernd war, bezweifele ich, aber so habe ich in meiner Mini-Weltreise ja doch wenigstens mal einen Hubschrauberflug gehabt. Waere das also auch erledigt, hihi.
Den Rest des Tages kurvten wir an der Great Ocean Road entlang, die damals quasi erfunden wurde, um den Kriegsveteranen Arbeit zu verschaffen. Sie ist eine der groessten Touristenattraktionen Australiens. Ich mache solche Tagestouren deshalb, weil man sich wirklich ueberhaupt nicht vorbereiten muss. Ein erfahrener Tourguide zeigt einem alles, was man gesehen haben sollte, und man weiss, dass man damit das Beste aus seinem Tag herausgeholt hat. Und abends steigt man einfach aus dem Bus aus und muss sich auch wieder um nichts kuemmern - kein Mietwagen, den man zurueckgeben muss, etc.
Mit einem Suedafrikaner im Hostel hatte ich abends eine Diskussion ueber die Ernaehrungsgewohnheiten von Menschen, und er wagte sich auf ganz duennes Eis, als er sich etwas ueberschwaenglich in seiner unbekuemmerten Unerfaehrenheit erdreistete zu behaupten, "ich koennte ja nicht Lokales essen". Es prasselte daraufhin medium-erbost ein langer Vortrag auf ihn nieder, was ich alles schon Lokales gegessen habe, und ausserdem eine ausfuehrliche Definition dessen, was denn Lokales essen wirklich ist. Ist Fish & Chips wirklich australisch? Wer hat's erfunden? Bestimmt nicht die Australier - ich wuerde behaupten, vielmehr die Briten. Und was ist am Pommes (also den "Chips") ueberhaupt englisch - kommen die nicht von den Belgiern? Und kommt die Kartoffel ueberhaupt aus Europa? Und ihr beruehmtes Grillen - ist Fleisch grillen wirklich australisch?
Ich habe auf Malta schon wilde Kaktusfeigen selbst erlegt (was bei den dornigen Bueschen harte Arbeit war) und am Meer gegessen; Ich habe die Sonne Neuseelands in Goldkiwis eingefangen und samt lokaler Kirschen zu mir genommen; Ich habe die Cherimoyas-Bestaende in Barcelona, Spanien, gefaehrlich reduziert, genauso wie das Getraenk aus Erdmandeln namens "Chufi"; und ausserdem esse ich fast ueberall etwas von der gruenen Vegetation: Klee und Loewenzahn fast ueberall, wo ich bin, z.B. auf dem Mount Wellington in Auckland; in Dunedin mit Amy Lindenblaetter (weil sie sonst kein Gemuese hatte, dachte ich, ich zeige ihr das kostenlose), und mit Evan in den Blue Mountains all die Blaetter, die es dort gab, und in Tasmanien habe ich frische Algen aus dem Meer gegessen (keine Sorge, die essbaren).
Also ehrlich, ich wollte dem Suedafrikaner nichts Boeses, und ich weiss, dass er es nicht so gemeint hat, aber wenn jemand selbst panierte Fische und Pommes isst und dann behauptet, er wuerde viel mehr von der lokalen Kueche mitnehmen als ich, dann sprudelt eine wilde Fontaene der Leidenschaft fuer Obst, Blaetter, Nuesse und alle moeglichen Koerner und Kerne in mir hoch, die das einfach richtigstellen muss. Hihi.

Der Bericht zu Tasmanien kommt morgen oder uebermorgen!

Ganz liebe Gruesse nach Hause
Lissa






 















 











  

 























1 Kommentar:

  1. Wie konnte er sich nur mit dir auf eine Ernährungsdebatte einlassen? ;o)

    Und der Thaibox-Dialog ist ja auch der Hammer. Die Australier sind wirklich nicht nur am Flughafen effizient. *lach*

    Eigentlich schade, dass du bald wieder da bist...ich les deinen Blog so gerne!

    Lieben Gruß
    Kris

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